Düsseldorf Voestalpine macht 3D-Druck mit Stahl

Düsseldorf · Zehn Millionen investiert der Konzern am Standort zwischen Meerbusch und Düsseldorf.

 OB Thomas Geisel, Meerbuschs Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage mit Vorstand Franz Rotter und Vorstandschef Wolfgang Eder (v.l.)

OB Thomas Geisel, Meerbuschs Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage mit Vorstand Franz Rotter und Vorstandschef Wolfgang Eder (v.l.)

Foto: A. Endermann

Der österreichische Stahlkonzern Voestalpine geht neue Wege bei der Produktion von Werkzeugen und Metall-Teilen. Das Unternehmen forciert das Herstellen mittels eines dreidimensionalen Druckverfahrens. Dabei wird jedoch nicht Kunststoff eingesetzt, was bereits relativ verbreitet ist, sondern Stahl oder andere Metalle. Die zentrale Forschungsstelle für 3-D-Druck von Metallen hat jetzt seinen Sitz in den Böhler-Werken auf der Stadtgrenze von Düsseldorf zu Meerbusch. Zehn Millionen Euro hat Voestalpine in diesen Standort investiert. Heute arbeiten dort sechs Forscher, bald sollen es zehn sein. Zur Eröffnung waren neben Düsseldorfs Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) und der Meerbuscher Bürgermeisterin Angelika Mielke-Westerlage auch Wolfgang Eder, Vorstandsvorsitzender von Voestalpine und Präsident des Weltstahlverbandes, sowie Franz Rotter, Vorstand für die Spezialstahlsparte, zu Gast.

Bei der Suche nach neuen Technologien will die Stahlbranche verstärkt auf das 3D-Drucken mit metallischen Werkstoffen setzen. Voestalpine wolle auch in Zukunft bei der Entwicklung neuer Produktionsverfahren ganz vorne mit dabei sein, kündigte Vorstandschef Eder an. In einem nächsten Schritt sei eine Erweiterung um Kooperationen oder Standorte in Nordamerika und China geplant. Das für den Prozess notwendige Metallpulver werde von Gesellschaften aus Österreich und Schweden geliefert.

Genutzt werden könne das neue Verfahren etwa zur Herstellung von Prototypen oder von Ersatzteilen für den Autorennsport, die so in Kleinserien wirtschaftlicher als bisher direkt vor Ort hergestellt werden könnten, sagte Vorstand Rotter. Attraktiv sei das Verfahren auch für die Produktion gewichtsparender Bauteile für die Luft- und Raumfahrtindustrie. In der Medizintechnik sei darüber hinaus die Herstellung von individualisierten Hüftgelenken möglich.

Das dreidimensionale Drucken funktioniert, in dem eine haardünne Schicht Metallstaub aufgetragen wird. Diese wird dann in der Maschine mit einem Laser auf bis zu 1500 Grad erhitzt. Dann folgt die nächste Schicht, die sich mit der vorherigen fest verbindet. Durch dieses Verfahren werden Bauteile möglich, die mit herkömmlichen Verfahren, etwa dem Fräsen aus einem Metallblock, gar nicht möglich sind. Nachteil des aufwendigen Verfahrens sind die langsame Geschwindigkeit und die damit verbundenen deutlich höheren Kosten. Ein einfaches Bauteil von wenigen Zentimetern Größe kostet vielleicht zehn Euro, das gedruckte Pendant um die Tausend. Dennoch glauben die Ingenieure an die Zukunftsfähigkeit des dreidimensionalen Stahldrucks. "Wenn das gedruckte Bauteil am Ende etwa ein Kilogramm leichter ist, dann wird dadurch etwa im Flugzeugbau so viel Kerosin langfristig eingespart, dass sich die Mehrkosten bei der Produktion um ein Vielfaches rechnen", sagt Eric Klemp, Leiter des neuen Forschungszentrums.

Oberbürgermeister Thomas Geisel lobte das Investment von Voestalpine am Standort. "Düsseldorf ist eine Stahlstadt und bekannt für seine Stahlrohre", sagte Geisel und erhielt breite Zustimmung von Ulrich Menne, neuer Chef des Stahlrohrhersteller Vallourec. Angelika Mielke-Westerlage stichelte in Richtung ihres Düsseldorfer Amtskollegen: "Das neue Forschungszentrum steht nicht in Düsseldorf, wir sind hier in Meerbusch." Die zu Voestalpine gehörenden Böhler-Werke liegen nämlich zu 99 Prozent in Meerbusch. Nur das Pförtnerhäuschen ist in Düsseldorf, daher die Düsseldorfer Adresse.

(tb.)
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