Serie So Wohnt Düsseldorf Vom ländlichen Idyll ins Großstadtleben

Düsseldorf · Als der Sohn auszog, verkaufte ein Ehepaar sein Haus mit Garten in Unterbach und fand eine neue Bleibe in einem Loft in Pempelfort. Doch als sie ihren Freunden von ihren Umzugsplänen berichteten, ernteten sie Kopfschütteln.

Rein in die Großstadt
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Sie sind in einem Alter, in dem andere ihren Ruhestand in vertrauter Umgebung einrichten. Aber die ehemalige Flugbegleiterin, die über 30 Jahre für Lufthansa um die Welt flog und ihr Mann, Geschäftsführer eines Verlages, planten kurz vor dem 60. Geburtstag lieber einen Neuanfang. Vor allem wollten sie zurück in die Stadt. "Es ist wunderbar, nahe der Natur zu leben. Aber Sie können nicht mal eben frische Brötchen holen oder am Abend spontan ins Kino gehen", sagt Sigrid Erler. Nun schon. Jetzt flanieren sie mal eben zu Fuß durch den Hofgarten und zur Kneipenmeile an der Tußmannstraße.

Als ihr Sohn sein Studium beendet hatte, beschlossen sie ihr großes Haus zu verkaufen, sich von den meisten Möbeln und unzähligen Büchern zu trennen und machten sich auf die Suche. "Nach vielen Monaten und etlichen Besichtigungen wussten wir immer deutlicher, was wir nicht wollten", meint Thomas Burska-Erler. Bis sie auf das Neubaugebiet zwischen Pempelfort und Derendorf aufmerksam wurden: "Le Flair", insgesamt 900 Wohnungen (die letzten werden gerade gebaut) entlang eines grünen Walls, dahinter die Bahntrasse.

Hinter einer der weißen Fassaden stieß ihnen dann dieses Loft zu: 200 Quadratmeter Wohnfläche mit zwei Balkonen und einer Dachterrasse - 80 Quadratmeter Weitblick. Ein eigener Fahrstuhl bringt sie in den sechsten Stock. "Was wir sahen, hat uns umgehauen." Ein puristisches Penthouse, klare Linien, vier Meter hohe Decken, kaum Türen, wenig Wände, die geschickt hier eine Leseecke abschirmen, dort einen Arbeitsbereich. Wenn der Hausherr am Computer sitzt, kann er sich problemlos mit seiner Frau unterhalten, die gerade in der Küche Erdbeeren wäscht. Diese offene Küche ist ein Kapitel für sich: Sie ist mit allem ausgestattet, was der leidenschaftliche Hobbykoch begehrt - vom Dampfgarer bis zum Weinkühlschrank. Und an den Schieferwänden ist Platz für Botschaften: "Dream ist a serious thing."

Von den Möbeln, die viele Jahre ihr Haus geprägt hatten, nahmen sie nur zwei weiße Kommoden-Klassiker mit, sie begleiten nun den neuen Esstisch - eine Spezialanfertigung aus kanadischer Eiche, im gleichen Ton wie die Verkleidung einer Wand, für die das kostbare Holz hauchdünn gespalten wurde. Der Raum soll wirken, da ist sich das Paar in seiner ästhetischen Vorstellung einig. Nur einige Buddha-Statuen, eine Malerei aus Peking, zwei großformatige Schwarz-Weiß-Fotos setzen sparsame Akzente.

Da mag das fröhliche Familienfoto an einer Wand auf den ersten Blick nicht so recht passen. Und tatsächlich, das Bild ist dazu da, um den Clou der Wohnung zu verbergen: Die digitale Steuerung der Haustechnik, ob Heizung, Licht, Jalousien, Saunatemperatur, Fernseher, Musikanlage, ja sogar der Gaskamin werden über eine App geregelt. Ein ausgeklügeltes System, das dem Hausherrn ermöglicht, Fußball an einer Leinwand per Beamer zu genießen, während seine Frau in einem anderen Raum Mozart hört.

Und wie reagieren ihre Freunde auf ihr neues Leben? Ziemlich beeindruckt. Ein Paar hat inzwischen auch sein Haus verkauft und ist zurück in die Stadt gezogen. "Von Betonwüste spricht niemand mehr."

(RP)
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