Freundinnen zu Altweiber Von Kak-Tussen und Totenkopf-Frauen
Düsseldorf · Tausende Frauen haben am Donnerstag gefeiert - natürlich ohne Männer, wie sich das für Altweiber gehört. Meist sind die Damen in Grüppchen unterwegs - denn Karneval feiert sich am schönsten mit den besten Freundinnen.
Ein schnelles Frühstück hat es noch gegeben für die fünf Freundinnen Johanna (24), Laura (25), Sabine (30), Julia (25) und Bianca (26) - ein paar Frikadellen und Milchbrötchen - bevor sie vors Rathaus gezogen sind. Schon seit der Schulzeit kommen sie her, haben einen festen Treffpunkt: "Am Popo vom Jan Wellem", sagt Sabine, die sich zwei, drei Mal korrigiert, bevor der Satz druckreif ist. Als Kakteen haben sich die Fünf verkleidet, "Kak-Tussen halt", sagt Julia - alle kichern, prosten sich zu. Zum ersten Mal haben sie ein Gruppen-Kostüm, dafür eine gefühlte Ewigkeit hellgrüne Pfeifenreiniger durch kleine Schlitze im dunkelgrünen Pulli gefädelt, "sechs Stunden haben wir gebraucht", erzählt Johanna, die wie ihre Freundinnen Single ist, die wie alle flirten wird. Das Kostüm muss stimmen, sind sich die Mädels einig, "SWAT oder SEK gehen gar nicht und auch keine hautengen Gymnastikanzüge", findet Laura, selbst gemacht sollte es schon sein, "vielleicht als Frau verkleidet", meint Bianca. Das zeigt, dass der Mann Humor hat.
Singles sind die Totenkopf-Frauen Kerstin, Astrid (beide 41), Steffi (43), Sandra (46) und Gaby, die mit ihren 59 schon eine kleine "Ausreißerin" in der Gruppe ist, wie die anderen sagen, und die gleich gedrückt wird für so viel Unverschämtheit am frühen Morgen, keine mehr. "Aus Bochum kommen wir", sagt Gaby, "neiiin, aus Wattenscheid", rufen die anderen. "Du kannst doch nicht Bochum sagen, Gaby", schimpfen die Freundinnen, die sich über die Schulen der Kinder und vom Fußballverein der Männer kennen. 15 Jahre feiern sie schon zusammen, waren auch ein paar Mal in Düsseldorf unterwegs, ohne Männer, "die hüten die Kinder, wie sich das gehört", sagt Astrid.
Ein Prosit darauf mit dem Bier aus dem feuerroten Kelch - Totenkopf-Frauen trinken nicht aus der Dose. Dicke Mäntel tragen sie unter ihren Umhängen, Handschuhe, Ski-Unterwäsche - übrigens das Must-have in diesem Jahr -, Strumpfhosen, drei bis vier paar Socken und allerlei Pullis. Selten ist es so kalt gewesen an Altweiber, finden sie und fürchten schon die Schlangen vor den Toiletten, "Pipi machen dauert heute länger", sagt Sandra.
Da haben es Lea und Miriam (beide 19) ein bisschen leichter in ihren sommerlichen Outfits. Lea ist Blume, Miriam passend dazu Gärtnerin. Die Kälte macht ihnen nichts aus, und zur Not ist auch noch Freundin Bea dabei, die Bibi Blocksberg mimt und sicher schon den passenden Zauberspruch parat hat. Die Igel-Gruppe vom Carlsplatz greift da auf ein anderes Hausmittelchen zurück: "Ein Pinnchen hilft immer", sagt die 80 Jahre alte Uschi, die seit 30 Jahren mit Kerstin (56), Silvia (62) und Brigitte (66) an Altweiber loszieht. Wie immer wird vorher gefrühstückt - Sektchen, Brötchen und auch Pinnchen. Die Frisuren sind gekauft, die Karo-Hemden aus dem Schrank vom Ehemann gemopst - fertig ist die Igel-Gruppe, die fleißig vor der Bühne schunkelt und singt und japst und trinkt, bevor es am Nachmittag weitergeht durch die Altstadt.
Gaby (54) und Birgit (51) wollen sich dagegen treiben lassen. Die beiden Frauen tragen das wohl beste Kostüm des Tages - verrückte Hutmacher aus Alice im Wunderland sind sie, alles selbst gemacht, "Birgit ist die Künstlerin", sagt Gaby anerkennend. Struppige rote Perücken, verzierte Hüte, die so hoch sind, dass sich die beiden ducken müssen, um unfallfrei unter Türrahmen durchzukommen, ein gruseliges Make-up, grelle Kontaktlinsen, schwarz bemalte Zähne. Eigentlich wären sie zu viert, zwei sind aber krank geworden. Und so schauen Gaby und Birgit einfach mal, was so passiert an Altweiber und in welcher Kneipe die Decken hoch genug sind.