Düsseldorf VW-Konzern geht auf Distanz zu Helge Achenbach

Düsseldorf · Das Unternehmen hatte mehrere große Kunstprojekte mit dem derzeit inhaftierten Kunstberater realisiert.

Kunstberater und Ex-Fortuna-Präsident: Das ist Helge Achenbach
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Kunstberater und Ex-Fortuna-Präsident: Das ist Helge Achenbach

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Foto: Endermann, Andreas

Die Verhaftung des Kunstberaters Helge Achenbach zeigt Folgen bei seiner Kundschaft: Der VW-Konzern, mit dem Achenbach in den letzten Jahren mehrere Projekte umgesetzt hatte, geht auf vorsichtige Distanz zu dem früheren Partner. Achenbach hatte unter anderem die Eröffnung eines VW-Werkes in den USA künstlerisch gestaltet und einem Museum in Wolfsburg mehrere Fotos von Andreas Gursky verkauft oder vermittelt. VW-Sprecherin Rita Wernemeyer gestern: "Volkswagen arbeitete bisher mit Helge Achenbach in einigen Kulturprojekten zusammen. Derzeit warten wir zunächst das Ergebnis der Untersuchungen ab." Es hatte Hinweise aus Wirtschaftskreisen gegeben, womöglich habe sich der Kunstberater auch bei den Transaktionen mit VW ähnlich verhalten wie bei seinen Geschäften mit dem Aldi-Chef Berthold Albrecht (gestorben 2012), dessen Witwe Achenbach jetzt wegen Betruges angezeigt hat.

Diese Anzeige, offenbar unterfüttert mit Dokumenten und konkreten Hinweisen, führten zur Verhaftung Achenbachs am 10. Juni, als er aus Brasilien zurückkam, wo er das Quartier der Fußballnationalmannschaft mit Kunst ausgestattet hatte. In Justizkreisen erwartet man, dass die zuständige Staatsanwaltschaft Essen alle Transaktionen der letzten Jahre unter die Lupe nehmen wird. Nicht auszuschließen, dass sich weitere Kunden Achenbachs melden, weil sie Zweifel an der Preisgestaltung der von ihm gekauften Werke haben. Achenbach hatte allein an Albrecht eine ganze Reihe von Kunstwerken der oberen Preisklasse (Picasso, Kokoschka, Richter) verkauft und für rund 70 Millionen Euro Oldtimer, die teilweise bis zu knapp zehn Millionen Euro pro Stück kosteten. Der Schaden wird derzeit auf knapp 20 Millionen geschätzt.

Bei den Verkäufen soll er, so die Staatsanwaltschaft, in einigen Fällen die Rechnungen gefälscht haben. Der Picasso sei beispielsweise von einem Preis von 3,5 Millionen Dollar auf 5,5 Millionen angehoben worden - allerdings in Euro.

(RP)
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