Goetz-Ulf Jungmichel Und Petros Michelidakis Wachwechsel bei der Messe Boot

Düsseldorf · Michelidakis löst Jungmichel als Boot-Chef ab. Die beiden sprechen über die Trends und warum eine Halle mit Luxusjachten notwendig ist.

 Alter und Neuer Bootschef: Goetz-Ulf Jungmichel (l.) und Petros Michelidakis an Bord einer Boesch Portofino de Luxe. Das schweizer Boot ist aus Holz und handgefertigt. Preis: 340.000 Euro.

Alter und Neuer Bootschef: Goetz-Ulf Jungmichel (l.) und Petros Michelidakis an Bord einer Boesch Portofino de Luxe. Das schweizer Boot ist aus Holz und handgefertigt. Preis: 340.000 Euro.

Foto: Christoph Reichwein

Herr Jungmichel, acht Mal waren Sie Chef der Boot. Was ist anders?

Jungmichel Die größte Veränderung ist die Entwicklung der Erlebniswelten. Unter dem Motto "360 Grad Wassersport erleben" haben wir Mitmachzonen wie den Tauchturm oder die Beachworld geschaffen. Die Besucher können dank einer Windmaschine echt segeln, Kanus ausprobieren, Schnuppertauchen oder kiten.

Konnten Sie so den Wegfall der Windsurfer kompensieren?

Jungmichel Nein. Das Windsurfen hat sich zu einer Randsportart entwickelt, die nur noch wenige Begeisterte hat. Die Trends sind heute vielfältiger, eine Volksbewegung wie das Surfen gibt es nicht mehr.

Was sagen die Besucherzahlen?

Jungmichel Wenn man 2010 als Vergleichsmarke nimmt, dann haben wir das Niveau der Besucherzahlen von 225.000 auf heute 235.000 bis 250.000 gehoben, es schwankt stark nach Wetterlage.

Michelidakis Also elf Grad und Nieselregen ist unser Traumwetter. Dann kommen die meisten Besucher in die Hallen. Horrorszenarien sind anhaltend Eis und Schnee. Dann bleiben die Leute Zuhause. Ein Schneetag kostet uns im Schnitt 10.000 Messegäste.

Alle reden von der Digitalisierung. Beobachten Sie diesen Trend auch bei der Bootsbranche?

Jungmichel Bedingt ja. Die Boote werden heute dank vieler elektronischer und mechanischer Hilfen leichter steuerbar. Karten sind zwar noch Pflicht, aber navigiert wird heute fast immer per Satellit. Elektrische Winschen machen viele Boote von einem Mann steuerbar.

Herr Michelidakis, im März übernehmen Sie den Chefposten von Goetz-Ulf Jungmichel, der an die Spitze des Seglerverbandes in Hamburg wechselt. Was werden Sie ändern?

Michelidakis Ich spreche nicht von Änderungen, eher von Weiterentwicklungen. Den Weg zu mehr Mitmachaktionen werde ich weitergehen. Der Markt gibt wieder etwas her. Die Branche hat sich nach der Finanzkrise erholt.

Wie stehen Sie persönlich zum Wassersport?

Michelidakis Meine ersten Wassersporterlebnisse habe ich beim Wasserski auf einem Baggersee gemacht. Und als ich dann wieder in Griechenland lebte, habe ich gesegelt. Da kommt man in Griechenland gar nicht drum herum. Mit Freunden dort zu segeln, habe ich immer sehr genossen. Kürzlich, noch bevor ich wusste, dass ich zur Boot wechseln werde, habe ich übrigens meinen Segelschein gemacht.

Wo machen Sie im Sommer Urlaub?

Michelidakis Auf einem Katamaran vor den griechischen Kykladen.

Haben Sie ein Lieblingsboot?

Michelidakis Beim Stand von Princess wurde das erste Boot des Herstellers originalgetreu restauriert im Stil der Zeit. Das war quasi ein Garagenfund. Ein tolles Boot.

Wie ist die Prognose für die Branche?

Jungmichel Vergangenes Jahr im Januar waren alle optimistisch, doch der Sommer lief schwach. Der Optimismus ist aber zurückgekehrt.

In der Halle 6 stehen Boote, die sich nicht einmal ein Prozent Ihrer Besucher leisten können, weil sie viele Millionen kosten. Wozu braucht die Messe Boot eine solche Halle überhaupt?

Jungmichel Die Halle 6 ist zum Träumen. "Anschauen und in den anderen Hallen kaufen" ist die Devise. Und von dem einen Prozent können die Hersteller der Luxusboote nach unseren Erfahrungen immer noch sehr gut leben.

THORSTEN BREITKOPF FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

(RP)
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