Düsseldorf-Süd Wald-Kita ist auf Nachwuchs-Suche
Düsseldorf-Süd · In der Elterninitiative werden derzeit bis mittags 16 Kinder von drei Erzieherinnen betreut. Es gibt noch freie Plätze.
Simon und Valentin bauen an einem Raumschiff. In der Frühe haben sie die "Baustelle" mit Flatterband abgesperrt, damit die anderen Waldkobolde nicht dadurch laufen. Die beiden Fünfjährigen – Simon schneidet gerade ein Stück Kaninchendraht zurecht – hantieren mit Werkzeug wie die Großen. Wie sie damit sicher umgehen, lernen sie im Wald-Kindergarten. Dafür gebe es feste Regeln, sagt Andrea Götten. Sie leitet die Einrichtung, eine Elterninitiative, die sich an einem Waldstück hinter Haus Horst befindet, postalisch eine Hildener Adresse, doch die Kita befindet sich auf Düsseldorfer Boden. Das feste Domizil der aktuell 16 Waldkobolde ist ein grüner Bauwagen, aber vor allem der Wald.
Aktuell sucht der Wald-Kindergarten, der im vergangenen Jahr sein zehnjähriges Bestehen feierte, Nachwuchs. Denn finanziell kommt es für die Eltern am Besten aus, wenn 18 Kinder betreut werden. Der Jahresbeitrag beträgt 60 Euro, hinzu kommt eine Monatspauschale von 18 Euro. Das Geld zahlen die Eltern gerne, auch wenn die anderen Kitas in Düsseldorfer beitragsfrei sind. Denn dort kann man von solch einem Betreuungsschlüssel nur träumen. Weil die Wald-Kita keine festen Grenzen hat, arbeiten dort drei Erzieher.
Warum es derzeit etwas schwieriger ist, Eltern zu finden, die dort ihren Nachwuchs betreuen lassen wollen? Zum einen sei es die festegelegte Stundenzahl von 25, erläutert Nicole Schmitz, die im Vorstand ist. Es gibt nicht wenige Eltern, die einen Betreuungsplatz bis in den Nachmittag suchen. Vor zwei Jahren habe man einen Antrag beim Jugendamt der Stadt Düsseldorf auf Ausweitung der Betreuungsstunden auf 40 Wochenstunden gestellt. Doch das Amt habe den Antrag abgelehnt. Man werde es ein weiteres Mal versuschen, sagt Schmitz. Wenn es dann eine Zusage gibt, könnte man zum Kita-Jahr 2015 am 1. August die Öffnungzeiten verlängern. Zweites Problem ist, dass die Kinder mindestens drei Jahre alt sein müssen, um ein Waldkobold zu werden. "Bis dahin haben sich aber viele Eltern schon einen anderen Kita-Platz gesucht", berichtet Nicole Schmitz. Sie ist von dem Konzept restlos begeistert. Ihre fünfjährige Tochter geht derzeit in die Wald-Kita, sie wechselt im Sommer auf die Schule. Im Mai werden die Zwillinge von Nicole Schmitz drei Jahre alt, und dann werden sie auch in die Wald-Kita gehen.
Manche Eltern scheuen sich, ihre Kinder in einer Elterninitaive betreuen zu lassen, da sie die Sorge haben, zu viel Zeit investieren zu müssen. Mit diesem Vorurteil räumt die dreifache Mutter allerdings auf: "Der Arbeitsaufwand hält sich in Grenzen." Einmal im Monat müsse man die Wäsche zum Waschen mit nach Hause nehmen und bei Ausflügen helfen, wenn eine Erzieherin fehle. Wenn Nicole Schmitz von der Wald-Kita spricht, gerät sie ins Schwärmen: "Ich bin von dem Konzept überzeugt. Die Kinder sind viel seltener krank. Und sie genießen hier drei Jahre Freiheit." Dabei, so erläutert Andrea Götten, lernten die Kinder aber auch still zu sitzen und einander zuzuhören. Ein Vormittag in der Woche steht die Vorbereitung für die Schule auf dem Programm. Aber es wird sich auch ganz viel bewegt. "Unsere Kinder können Rückwärtslaufen oder auch Balancieren." Das wirkt sich übrigens gut auf die mathematischen und schreiberischen Fähigkeiten aus. Und, worauf die Kita-Leiterin stolz ist: Sie lernen die Natur schätzen. Und das, ist sich Götten sicher, das hält ein Leben lang.