Düsseldorf Wanderer trotzen der Kälte

Düsseldorf · Die Touren des Sauerländischen Gebirgsvereins sind für viele sportliche Aktivität und soziale Kontaktbörse zugleich. Trotz Temperaturen um den Gefrierpunkt liefen am Samstag 32 Teilnehmer durch den Düsseldorfer Süden.

 Wanderführerin Rosa-Maria Ludigs hat die Tour organisiert.

Wanderführerin Rosa-Maria Ludigs hat die Tour organisiert.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Das Thermometer zeigt knapp über null Grad Celsius an, als sich Rosa-Maria Ludigs an die Wanderer wendet. Trotz der Kälte sind am Samstagmorgen 32 Menschen zum Waldparkplatz im Hasseler Wald gekommen, um an der Wanderung teilzunehmen, die sie und ihr Ehemann Heribert organisiert haben. Die beiden arbeiten als Wanderführer für den Sauerländischen Gebirgsverein (SGV), möchten an diesem Tag mit der Gruppe eine Etappe des Düsseldorf-Wegs gehen, immer entlang der Stadtgrenze. Vom Startpunkt am Hoxbach geht es durch den Hasseler Wald, den Garather Forst und die Urdenbacher Kämpe, insgesamt 12,4 Kilometer.

 Mütze und Schal waren Pflicht: Die Gruppe wanderte bei Temperaturen um den Gefrierpunkt durch den Stadt-Süden.

Mütze und Schal waren Pflicht: Die Gruppe wanderte bei Temperaturen um den Gefrierpunkt durch den Stadt-Süden.

Foto: Hans-Jürgen bauer

"Frisch auf!", ruft Ludigs, und die Gruppe setzt sich in Bewegung, immer darauf bedacht, dem Wetter zu trotzen. Gerade hat es angefangen, leicht zu schneien. "Wir wandern bei fast jedem Wetter", sagt Rosa-Maria Ludigs - und selbst bei harten Bedingungen finden sich meist einige, die mitkommen. Es gibt eben kein schlechtes Wetter, nur schlechte Kleidung. Einzig bei Gewitter- und Sturmwarnungen bleiben die Wanderer im Warmen.

Tatsächlich dreht keiner aus der Gruppe mehr um: Die Wanderer können sich auf das Ehepaar Ludigs als Wanderführer verlassen. "Wir überlassen nichts dem Zufall. Mein Mann und ich wandern jede Strecke vorher noch einmal ab", erklärt Ludigs. "Zum Beispiel schauen wir, ob die Busse und Bahnen noch wie gewohnt fahren, und natürlich testen wir, ob die Strecke gut begehbar ist." Ludigs ist Wanderin mit Leib und Seele. Der Verein sei ihre zweite Familie, sagt sie. Sie fing mit dem Hobby an, nachdem ihr erster Mann gestorben sei. Damals half das Wandern, um die Trauer zu verarbeiten und neue Kraft zu sammeln. So wie ihr geht es vielen in der Gruppe: Im Wanderverein lernen sie neue Leute kennen und verbringen wieder mehr Zeit in der Gemeinschaft.

Die meisten der Wanderer sind pensioniert und freuen sich darauf, bei diesen Gelegenheiten die neu gewonnenen Freunde wiederzutreffen. Viele von ihnen kennen sich bereits gut über den Verein, aber auch Gäste begleiten die Gruppe häufig. Es gibt verschiedene Gründe, warum die Wanderer auch bei solchem Wetter unterwegs sind - alle verbindet vor allem die Leidenschaft zur Natur, nicht selten besteht diese schon seit der Kindheit.

Heribert Ludigs war als Kind bei den Pfadfindern. Bis heute findet er es schön, in den Wald zu gehen und die Seele baumeln zu lassen. Zwei bis dreimal pro Woche ist er mit seiner Frau auf Wanderwegen unterwegs. Damit kein Ausflug misslingt, ist er mit allem ausgerüstet: Vom Wanderstock über den Proviant bis hin zur Erste-Hilfe-Ausrüstung findet alles in seinem Rucksack Platz: "Man sollte auf alles vorbereitet sein", sagt er. Mittlerweile hat die Gruppe das Schloss Garath erreicht und folgt dem Mühlenbach, der, anders als die Gruppe, der Kälte schon nachgegeben hat und unter einer dicken Eisdecke verschwunden ist.

Für die Wanderer spielt natürlich auch die Gesundheit eine Rolle: "Wandern hält fit", weiß Rosa-Maria Ludigs. "Bewegung und frische Luft ist die beste Medizin." Teilnehmer Heinz Niess ist dafür wohl das beste Beispiel: Der 84-Jährige ist selbst auch Wanderführer beim SGV und schon seit 20 Jahren dabei. In diesem Jahr möchte er endlich seine 1000. Wanderung führen. "Mir macht das Wandern noch sehr viel Spaß", sagt er. Mit seinen Wanderungen hat er sich auch vorgenommen, einer Entwicklung in seinem Bekanntenkreis entgegenzuwirken: Anstatt in der Umgebung wandern zu gehen, würden viele Leute dafür eigens nach Teneriffa und Mallorca fliegen. So würden sie ihre eigene Heimat häufig nicht mehr ausreichend kennen, sagt Heinz Niess - das findet er schade.

Nach etwa vier Stunden kehrt die Gruppe in einem Restaurant ein. "Meine Devise ist, am Ende alle mit einem Lächeln zu verabschieden", sagt Rosa-Maria Ludigs.

Informationen zu Wanderungen gibt es auf www.sgv-duesseldorf.de und unter 0211 774980.

(RP)
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