Kolumne Die Woche In Düsseldorf Warum das NRW-Forum Risiko braucht

Düsseldorf · Bald soll der neue Leiter für das Ausstellungshaus gekürt werden - hoffentlich wird es keine sichere Wahl.

 Das NRW-Forum, hier bei der Ausstellung mit Fotos von Bryan Adams, gehörte zu den beliebtesten Museen der Stadt. Nun soll ein neuer Leiter gefunden werden.

Das NRW-Forum, hier bei der Ausstellung mit Fotos von Bryan Adams, gehörte zu den beliebtesten Museen der Stadt. Nun soll ein neuer Leiter gefunden werden.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Die eine große Kulturpersonalie ist offenbar vom Tisch. Wie es aussieht, soll der erfahrene Theatermann Wilfried Schulz das Schauspielhaus aus der Krise führen. Auf dem Schreibtisch des Kulturdezernenten liegt aber noch eine andere brisante Mappe. Das NRW-Forum braucht ab Mitte 2015 einen neuen Leiter oder eine neue Leiterin. Wie man hört, sind nur noch wenige Bewerber im Rennen. Mitte November will die Stadt ihre Wahl verkünden.

Diese Entscheidung ist ebenso wichtig wie die im Schauspielhaus - das Forum gehört nicht nur zu den populärsten Museen, die ganze Kulturszene hofft, einen Ankerpunkt zurückzugewinnen. Bis dahin wird das Haus nur übergangsweise bespielt, derzeit mit einer Ausstellung des Fotografen Joel Meyerowitz.

Diese Kandidatensuche ist in gewisser Hinsicht komplizierter als die im Schauspielhaus. Das Museum hat keinen großen Apparat, der Leiter muss also keine einschlägige Erfahrung in der Museumsarbeit mitbringen. Was aber dann? Welches Profil braucht der Chef eines Museums, dessen Stärke immer gewesen ist, dass es anders war?

Zu dieser Frage hat sich nun Werner Lippert zu Wort gemeldet, der das Forum mit seiner Frau Petra Wenzel nicht nur geführt, sondern quasi erfunden hat. Als die beiden mit der Medici-Nadel ausgezeichnet wurden, erinnerte Lippert daran, wie kühn seine Wahl vor 18 Jahren war. Lippert und Wenzel kamen als Quereinsteiger aus der Werbung und brachten nicht nur ein außergewöhnliches Konzept mit, sondern sehr eigene Ideen zur Organisation. Man vertraute ihnen, und das Wagnis ging auf: Mit populären Ausstellungen zu Fotos, Mode und Lifestyle wurde das Forum zur festen Größe. Für die Wahl seines Nachfolgers, so Lippert, hoffe er auf eine ähnlich "risikobereite", "innovative" und "entscheidungsstarke" Lösung. Kulturdezernent Hans-Georg Lohe versicherte ihm noch auf der Bühne, dass die Stadt dies anstrebt.

Man kann nur hoffen, dass der Dezernent nicht nur den Preisträger beruhigen wollte, dem das Forum immer noch sehr am Herzen liegt. Lippert hat einen wunden Punkt getroffen: Die Politik hat verfügt, dass das Konzept "fortgeführt" werden soll. Das ist kein ungefährlicher Auftrag. Ein solches Museum lässt sich nicht konservieren. Das NRW-Forum braucht keinen Bewahrer, sondern einen starken und eigenwilligen Kopf, der eine eigene Ära begründen darf - oder scheitern.

So jemand zu küren, erfordert in der Tat viel Mut. Und das, wo der Dezernent eher als Freund von sicheren Lösungen gilt. Aber die können auch schaden. Das Forum braucht die Chance auf einen echten Neustart - nur so lässt sich das Erbe der Vorgänger bewahren.

(RP)
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