Düsseldorf Warum die Legionellen jetzt gefunden werden

Düsseldorf · Innerhalb kurzer Zeit wurden bei mehreren Kühlanlagen im Stadtgebiet erhöhte Legionellenwerte festgestellt. Erst seit Mitte September werden die Betreiber zu Meldung ihrer Werte verpflichtet.

 Im Heizkraftwerk Flingern der Stadtwerke sind die Legionellenwerte in den Kühltürmen nun wieder gesunken.

Im Heizkraftwerk Flingern der Stadtwerke sind die Legionellenwerte in den Kühltürmen nun wieder gesunken.

Foto: Anne Orthen

An vier Verdunstungskühlanlagen im Stadtgebiet war in den vergangenen zwei Wochen erhöhte Legionellenwerte festgestellt worden: Ende Oktober in den Kühltürmen des Kraftwerks Flingern, vor einigen Tagen in Golzheim in einem Rechenzentrum am Karl-Arnold-Platz und in einem Verwaltungsgebäude an der Wilhelm-Bötzkes-Straße. Zuletzt hatte der Flughafen in einer Kühlanlage am Terminalring erhöhte Legionellenwerte im Kühlwasser gefunden. Die Stadt erklärte, alle Anlagen seien desinfiziert worden und würden erst wieder nach weiteren Kontrollen wieder in Betrieb genommen, wenn die Werte wieder im Normbereich liegen. Die Gefährdungslage für die Bevölkerung sei als äußerst gering einzuschätzen, erklärt die Stadt.

Wie lässt sich die derzeitige Häufung von Meldungen erhöhter Legionellenfunde in Kühlanlagen erklären? An die Adresse von Bürgern, die sich von diesen Meldungen beunruhigt fühlen, gibt Umweltamtsleiter Thomas Loosen ein Signal der Entwarnung: Grund für die Häufung von Meldungen sei nämlich nicht etwa die gestiegene Belastung mit Legionellen, sondern die systematische Datenerhebung. Die Pflicht, alle drei Monate die Werte zu messen und zu melden, gibt es für die Betreiber von Anlagen erst seit Mitte September. Entsprechend werden derzeit nun die Funde veröffentlicht. Anlass ist eine neue Verordnung (42. BImSchV). Mit ihr hatte die Politik auf einen Fall aus Warstein im Sauerland reagiert. Dort waren im Sommer 2013 Bürger vermehrt an Lungenentzündungen erkrankt, die durch Legionellen ausgelöst worden waren. Die Bakterien waren in mehreren Kühlanlagen in Warstein entdeckt worden, wo der genaue Auslöser für die Krankheitswelle lag, konnte nicht ermittelt werden. Mit der dreimonatigen Prüfung soll künftig eine solche Infektionswelle verhindert werden.

Wie gefährden Legionellen die Gesundheit? Die Bakterien kommen natürlicherweise in geringen Konzentrationen in Gewässern und im Boden vor. Sie vermehren sich bei Temperaturen von 25 bis 45 Grad, weshalb sie sich in technischen Anlagen anreichern, die zur Kühlung Abwärme produzieren. Werden Legionellen in kleinsten Wassertröpfchen mit der Atemluft aufgenommen, können sie grippeähnliche Erkrankungen und schwere Lungenentzündungen verursachen (Legionärskrankheit). Risikogruppen sind Menschen mit geschwächter Immunabwehr wie ältere Menschen, Babys, aber auch Raucher. Unklar ist, über welche Entfernung von Kühlanlagen eine Infektion möglich ist.

Warum werden die erhöhten Legionellenwerte nun veröffentlicht? Ziel dieser Auflage ist es, Menschen, die an schweren Atemwegsinfektionen erkrankt sind, sowie Ärzte darauf aufmerksam zu machen, dass möglicherweise Legionellen die Ursache sein könnten. Die Bezirksregierung Düsseldorf veröffentlicht Daten zu den Legionellenfunden, den Maßnahmen und den ermittelten Werten bei den anschließenden Kontrollmessungen auf ihrer Internetseite (www.brd.nrw.de/umweltschutz/immissionsschutz/Legionellen.html).

(RP)
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