Konzerte am Wochenende Warum man sich auf Depeche Mode freuen sollte

Düsseldorf · Doch, dieses Mal kommen sie, es sieht gut aus für die Konzerte am Freitag und Samstag in der Esprit-Arena. Eigentlich hatten sie schon im Juni vergangenen Jahres in Düsseldorf auftreten wollen, fast 100.000 Karten wurden verkauft. Man erkennt daran, wie populär das Trio gerade in Deutschland ist, dem Hauptabsatzmarkt für die 100-fachen Plattenmillionäre aus Basildon bei London. Aber dann erkrankte der Sänger der Band Depeche Mode, Dave Gahan musste wegen eines Blasentumors behandelt werden.

2006: Depeche Mode in Düsseldorf
17 Bilder

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Es war kein guter Stern, der über der Tournee zur aktuellen Platte "Sounds Of The Universe" stand, so hatte es den Anschein. Denn auch Andy Fletcher, der Keyboarder, erhielt traurige Nachricht, sein 70-jähriger Vater starb zu Beginn der Auftrittsreihe.

Nun holen sie die Konzerte nach, am Wochenende also, und wenn die Musiker keinen ganz schwarzen Tag erwischen, dürfte das ein Erlebnis werden. Depeche Mode gehört mit U2, den anderen großen Überlebenden der 80er Jahre, zu den Meistern einer kniffligen Disziplin. Stadionrock gelingt nur, wenn genug Pathos da ist, reichlich Lebens-Geschichten, die sich mit den bekannten Songs vermischen, enge Verbundenheit mit dem Publikum und viel Größenwahn. Depeche Mode hat all das, und klug sind sie zudem, deshalb werden sie in den um 21 Uhr beginnenden zweistündigen Konzerten nur vier Songs von der brustschwachen neuen Platte geben.

Der Rest ist gigantisch: "Enjoy The Silence", "Personal Jesus", "Never Let Me Down Again", "I Feel You", "Stripped" und so weiter. Anderen Bands genügt ein einziges vergleichbares Stück für eine ganze Karriere. Zu den Anhängern, die düstere Maschinenmusik mit menschlichem Antlitz schon vor 30 Jahren gut fanden, kommen Fans, die sich Depeche Mode erst in den 90er Jahren durch Alben wie "Violator" und "Songs Of Faith And Devotion" erschlossen haben.

Die Klientel wurde stets verjüngt, erst seit kurzem altert die Kundschaft mit den Künstlern, die allesamt Ende 40 sind. Und wenn Gahan, der irrlichternde Narziss, die Jacke wegwirft, den Narben-Leib durchdrückt und in schwarzer Lederhose zum Himmel fleht, dass der Schmerz enden und ein Licht aufgehen möge, dann wird man hoffen, dass er noch ein bisschen weiter leidet. Er kann mit einer Handbewegung die Stimmung der Massen verändern, das Konzert ist sein Königreich. So muss das sein im Stadion, so dick aufgetragen.

Auch Gahans Widerpart singt, der Kajal-geränderte Martin Gore, Kopf der Band und für einen Popstar eigentlich ein bisschen zu klug. Seine Lieder sind kristallklar und funkeln geheimnisvoll, abgründige Lieder zur guten Nacht, "Somebody" und "Home", ein bisschen bitter vielleicht. Aber berauschend dann doch.

(RP)
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