Serie Ein Jahr Wehrhahn-Linie Was die Rheinbahn mit dem Wort "Sofort" meint

Düsseldorf · Wir haben es endlich herausgefunden. Wenn die Rheinbahn "Sofort" sagt, meint sie einen Zeitraum zwischen 15 Sekunden und 1:23 Minuten.

Das ist das Ergebnis einer - zugegebenermaßen kurzen - Stichprobenmessung an Stationen in der Innenstadt. Wir haben dabei mit einer Stoppuhr ermittelt, wie lange es dauert, bis der Zug einfährt, wenn auf der Anzeigetafel in der Station besagtes Wörtchen auftaucht. Ohne es beweisen zu können: Es gab Tage, da meinte die Rheinbahn mit "Sofort" mehr als zwei Minuten.

Unsere Messung hat ein zweites interessantes Ergebnis gebracht, das ebenfalls den Eindruck vieler Fahrgäste bestätigt: Auf der Wehrhahn-Linie mag vieles neu und modern sein, sogar die Rolltreppen laufen inzwischen zuverlässig. Auf die Frage, wann man denn mit seinem Zug rechnen kann, hat die Rheinbahn aber immer noch keine zuverlässigere Antwort. Die Werte waren auch nicht besser als woanders. Das gilt übrigens nicht nur für die letzten Momente bis zur Ankunft: Auch die Minutenangaben hüpfen munter auf und nieder, manchmal überholt ein ausstehender Zug auf der Anzeige einen anderen, manchmal fährt gar einer ein, den man gar nicht auf der Rechnung hatte.

Das Phänomen ist so altbekannt, dass es schon fast zur Düsseldorfer Folklore gehört. Eine Facebook-Seite sammelte vor einigen Jahren Dinge, die ein Düsseldorfer niemals sagen würde. Einer der beliebtesten Sätze: "Sofort heißt bei der Rheinbahn auch sofort." Seitdem hat sich die Zuverlässigkeit der Anzeigetafeln - im Rheinbahndeutsch heißen sie "DyFa" für Digitale Fahrtanzeiger - offenbar nicht gebessert.

Dafür hat sich aber die Begründung verändert. Denn inzwischen stellt die Rheinbahn auf ein neues System für die Fahrtdaten um. Das hat - angeblich - die Folge, dass die Züge häufiger und genauer ein Signal per Funk senden. Das geht an den Zentralcomputer, der die rund 550 Anzeigen mit einer mehr oder weniger belastbaren Prognose versorgt. Laut Rheinbahn haben die Vorhersagen nur eine Fehlerquote von zwei Prozent - vielleicht misst die Rheinbahn einfach anders.

Nach und nach soll das anfangs noch fehleranfällige System jedenfalls besser werden - und am Ende wird es vielleicht sogar lernen, was "Sofort" in der Menschenwelt bedeutet.

(RP)
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