Serie Welche Kultur braucht Düsseldorf? Was Düsseldorf für die Kunst ausgibt

Düsseldorf · Der Kulturetat war noch nie so groß wie in diesem Jahr. Für fast 124 Millionen Euro betreibt die Landeshauptstadt drei große Bühnen, etliche Museen - und unterstützt mit mehr Geld als zuvor die freie Szene.

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Foto: Ferl

Düsseldorf gibt in diesem Jahr rund 123 Millionen Euro für die Kultur - ein gewaltiger Betrag. Er hat sich im Vergleich zum Vorjahr noch einmal um zwei Millionen Euro erhöht. Das liegt am neuen Balletthaus am Steinberg sowie gestiegenen Zuschüssen an Schauspielhaus und freie Szene. Was passiert mit dem Geld? Die wichtigsten Fakten:

Die großen Bühnen Die umfangreichsten Posten machen traditionell die großen Bühnenhäuser aus. Die Rheinoper, die Tonhalle und das Schauspielhaus (das zusätzlich mit 12,3 Millionen Euro vom Land gefördert wird) erhalten gemeinsam die Hälfte des städtischen Kulturetats. Aus den hohen Beträgen lässt sich aber natürlich nicht schließen, dass schlecht gewirtschaftet wird. Die Rheinoper zum Beispiel - die wegen der Debatten um die Opernehe mit Duisburg im Fokus steht - gilt als vergleichsweise günstig. Die hohen Subventionen liegen sozusagen in der Natur der Sache: Ein großes Bühnenspektakel erfordert viele Mitwirkende vor und hinter den Kulissen, vor allem die Personalkosten sind folglich hoch. So versteckt sich in den Zuschüssen für Tonhalle und Oper nicht zuletzt ein Orchester: Die Symphoniker (Zuschuss: zwölf Millionen Euro) treten in beiden Häusern auf.

Die Museen Die Stadt betreibt 14 Museen in Eigenregie oder in Beteiligungsgesellschaften, darunter den Kunstpalast als größtes Haus (Zuschuss: 7,2 Millionen Euro), aber auch kleine Spezialmuseen von Heine-Institut bis Hetjens-Museum. Sie erhalten zusammen ein Fünftel des Etats. Letzter Neuzugang ist das NRW-Forum, das nach der Wiedereröffnung nun ein rein städtisches Haus ist. Auf eines der besucherstärksten Museen muss Düsseldorf in diesem Jahr verzichten: Der Aquazoo wird saniert.

Die freie Szene Seit dem Machtwechsel im Rathaus wird viel über die freie Szene geredet. SPD, Grüne und FDP haben vereinbart, Tanz- und Theatergruppen, freie Künstler, Festivals und nicht-städtische Kulturorte stärker zu fördern (siehe Grafik). Angesichts der breiten Diskussion vergisst man fast, dass es sich dabei um einen vergleichsweise kleinen Posten handelt. Die Mittel für die freie Szene in Höhe von 6,4 Millionen Euro kommen aus dem Etat des Kulturamts. Einzelne Projekte müssen sich bewerben.

Bauprobleme Wer sich mit Kulturpolitik befasst, muss sich auch mit undichten Dächern, fehlendem Brandschutz oder bröckeligen Fassaden herumschlagen. Die Investitionen in Museums- und Bühnengebäude machen in jedem Jahr einen Millionenbetrag aus, der nicht im Kulturetat erfasst ist. Die Mahn- und Gedenkstätte hat gerade nach der Sanierung wiedereröffnet, in der kommenden Woche folgt das Schifffahrtsmuseum. Im Aquazoo wird wohl noch bis 2016 gebaut, im nächsten Jahr steht das Schauspielhaus an. Die Ampel-Koalition im Rathaus will zehn Millionen Euro pro Jahr in Kulturbauten stecken. Dabei geht es auch darum, das bauliche Erbe zu erhalten - viele Museen sind in bedeutenden historischen Gebäuden untergebracht.

Städtevergleich Ein direkter Vergleich des Kulturetats mit anderen Städten ist wegen der Tücken des doppischen Haushaltssystems schwierig. Das Hamburgische Weltwirtschafts-Institut (HWWI) hat für sein aktuelles Städteranking die letzten aussagekräftigen Zahlen aus dem Jahr 2007 ausgewertet. Demnach lag Düsseldorf damals bei den Kulturausgaben mit rund 140 Euro pro Einwohner auf Platz sieben unter den 30 größten deutschen Städten. Spitzenreiter war Frankfurt am Main, am Ende der Tabelle lagen Duisburg und Wuppertal.

Allerdings: Für ein aussagekräftiges Ranking muss man nicht nur die reinen Ausgaben betrachten, sondern auch danach fragen, was Kultur für die Stadt bringt - etwa für Lebensqualität, Stadtentwicklung, Bildung, Tourismus und Wirtschaft. Das sind Überlegungen, die beim Blick auf die nackten Haushaltszahlen schnell übersehen werden, denn der Nutzen von Kultur lässt sich nicht auf den Cent bestimmen.

Das HWWi-Kulturstädteranking versucht die schwierige Rechnung und berücksichtigt etliche Faktoren, von der Zahl der Museumsbesuche bis zur Beschäftigungszahl in der Kreativwirtschaft. Düsseldorf steht demnach recht gut da: Im neuesten Ranking erreicht die Stadt Platz sechs hinter Stuttgart, München, Dresden, Berlin und Bonn.

(RP)
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