Prozess in Düsseldorf Wehrhahn-Angeklagter fühlt sich unverstanden

Düsseldorf · Mehrere Stunden lang hat Oberstaatsanwalt Ralf Herrenbrück gestern den Mann befragt, den er als Wehrhahn-Bomber angeklagt hat. Seit Januar läuft der Prozess gegen den 51-jährigen Ralf S. und gestern erklärte der Mann, dem mit dem Sprengstoffanschlag im Juli 2000 zwölffacher Mordversuch vorgeworfen wird, er habe nur vor einem Angst, nämlich dem Ankläger persönlich. Dem traue er "alles" zu, auch Dinge, die "nicht in Ordnung" seien. Nur das habe er gemeint, als er am Telefon einer Bekannten sagte, er fürchte, seine DNA sei am Tatort gefunden worden. "Es gibt einige Lieder, die ich über Sie singe und rappe", giftete S. in Richtung Herrenbrück, bevor ihn seine Verteidiger stoppten.

 Der Angeklagte hält sich vor Gericht einen Aktenordner vors Gesicht (Archivbild).

Der Angeklagte hält sich vor Gericht einen Aktenordner vors Gesicht (Archivbild).

Foto: Federico Gambarini/dpa

Im Prozess um den Wehrhahn-Anschlag in Düsseldorf hat am Dienstag Oberstaatsanwalt Ralf Herrenbrück die Befragung geführt. Er konfrontierte den Angeklagten Ralf S. mit belastenden Zeugenaussagen. S. sagte, er habe Angst vor dem Staatsanwalt.

Mehrere Stunden lang hat Oberstaatsanwalt Ralf Herrenbrück am Dienstag den Mann befragt, den er als Wehrhahn-Bomber angeklagt hat. Seit Januar läuft der Prozess gegen den 51-jährigen Ralf S. und am Dienstag erklärte der Mann, dem mit dem Sprengstoffanschlag im Juli 2000 zwölffacher Mordversuch vorgeworfen wird, er habe nur vor einem Angst, nämlich dem Ankläger persönlich.

Dem traue er "alles" zu, auch Dinge, die "nicht in Ordnung" seien. Nur das habe er gemeint, als er am Telefon einer Bekannten sagte, er fürchte, seine DNA sei am Tatort gefunden worden. "Es gibt einige Lieder, die ich über Sie singe und rappe", giftete S. in Richtung Herrenbrück, bevor ihn seine Verteidiger stoppten.

Herrenbrück hatte den Angeklagten zuvor mit diversen Aussagen von Zeugen, aber auch von S. selbst in mitgehörten Telefonaten konfrontiert. Die aufgezeigten Widersprüche konterte S. mal mehr, mal weniger wortreich. Die Quintessenz: Belastende Zeugenaussagen entsprächen nicht der Wahrheit, und wo er selbst mit starken Worten zu hören war, da habe er eben "übertrieben" oder seine "Ironie" sei nicht verstanden worden.

Beispielsweise, als er kurz nach dem Anschlag sagte, der hätte "ruhig noch 20 mehr treffen können", oder als er über "Russen-Kanaken" als "Drecksgesocks" sprach, das "mein Land ausplündert". Das sei, räumte er ein, "asozial" formuliert gewesen, aber kein Hinweis darauf, dass er eine besondere Abneigung gegen Russen hege.

Eine Zeugin hatte gesagt, ihre russischstämmigen Sprachschüler hätten sich vor dem Anschlag von einem Mann mit Bomberjacke und Hund bedroht gefühlt. Dass er damit gemeint sei, sagte S., sei durchaus möglich, allerdings habe er nicht gedroht, sondern beim Spaziergang mit seinem Rottweiler lediglich "geguckt".

Interessant aus Sicht der Anklage ist eine schwarze Limousine, die vor, während und nach dem Anschlag am S-Bahnhof gestanden hat. Nur ein einziger Zeuge hatte sie damals bemerkt. S. aber beschrieb sie, kurz nachdem er im Juli 2000 erstmals in Verdacht geraten war, einem Reporter detailliert als verdächtiges Fahrzeug. Wie er von diesem Auto erfahren hat, obwohl er nicht am Tatort gewesen sein will, daran konnte S. sich am Dienstag nicht erinnern.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort