Düsseldorf Wehrhahn-Prozess: Polizist erinnert sich nicht

Düsseldorf · Mit ersten Zeugenbefragungen hat das Landgericht am Montag den Prozess um den Wehrhahn-Anschlag vom Juli 2000 fortgesetzt. Der Angeklagte betont weiterhin, er sei zu Unrecht vor Gericht gestellt worden.

Laut Anklage hatte ein Ex-Soldat, Wachmann und Detektiv (51) damals aus Fremdenhass eine Rohrbombe am S-Bahnhof Wehrhahn gezündet, hatte dadurch zehn von zwölf überwiegend jüdischen Sprachschülern teils schwer verletzt. Eine Schwangere verlor ihr ungeborenes Baby. In den ersten vier Verhandlungstagen hatte sich der Angeklagte weitschweifig gegen eine ganze Kette belastender Indizien zur Wehr gesetzt, hatte vielfach beteuert, er sei hier zu Unrecht angeklagt.

Gericht und Staatsanwaltschaft sowie vier Anwälte, die jetzt damalige Opfer vertreten, hatten den 51-Jährigen auf diverse Widersprüche hingewiesen, die sich aus etlichen seiner Darstellungen ergaben. Gestern begann das Landgericht nun damit, erste Polizisten zu vernehmen, die den damals direkt tatverdächtigen Angeklagten kurz nach dem Anschlag verhört hatten. Aufgrund der vielen Jahre, die seitdem vergangen sind, konnte einer der Polizisten gestern aber nicht mal sicher sagen, ob Vernehmungen des Angeklagten damals "bei uns im Büro stattfanden oder nicht". Planmäßig geht der Prozess am Donnerstag weiter.

Ralf S., der wegen einer nicht bezahlten Geldstrafe im Gefängnis saß, soll einem Mitgefangenen den Anschlag detailliert geschildert haben. Anfang 2017 wurde er festgenommen und in Untersuchungshaft genommen. Dazu kam, dass zwei Zeuginnen, die kurz nach dem Anschlag von dem Ex-Soldaten offenbar eingeschüchtert worden waren, ihre entlastenden Aussagen widerrufen haben. Vor kurzem wurde bekannt, dass in seinem Militaria-Geschäft Hakenkreuz-Armbinden gefunden worden waren. Dazu kamen Werbezettel für CDs rechtsextremer Musik-Bands und Fotos vom Anschlagsort auf seinem Computer.

(wuk)
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