Düsseldorf Weihnachten beim Kinderschutzbund

Düsseldorf · Viele Familien nehmen das Angebot im Haus für Kinder in Lierenfeld an. Gerade zu Weihnachten bedeutet die Hilfe viel.

 In der Gruppe "Posener Pänz" betreut der Kinderschutzbund die Eineinhalb- bis Dreijährigen. Hier wird gespielt, gesungen und gelacht.

In der Gruppe "Posener Pänz" betreut der Kinderschutzbund die Eineinhalb- bis Dreijährigen. Hier wird gespielt, gesungen und gelacht.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Graues Licht fällt vom Fenster auf den großen schwarzen Holztisch. Darauf liegt ein kleiner beiger Koffer mit den Bauklötzen. Der dreijährige Max sitzt auf dem Schoß seiner Mutter, schaut konzentriert auf seine Hände und stellt nach und nach ein Klötzchen zum anderen. Ihm gegenüber sitzt Bettina Erlbruch, die Geschäftsführerin des Kinderschutzbundes Düsseldorf (KSBD). Im Besprechungsraum im Haus für Kinder des KSBD ist es still. Der Trubel aus der Kindergruppe "Posener Pänz" dringt kaum nach oben. Dort feiern 19 Kinder mit ihren Eltern eine Weihnachtsfeier. Auch Max und seine Mutter Martina V. (Namen von Redaktion geändert) sind gekommen. "Für uns ist die Weihnachtsfeier ein richtiger Höhepunkt, gerade für Max. Es gibt keinen Tag, an dem er nicht herkommen möchte", erklärt Martina V.

Seit einem Jahr kommt ihr Sohn drei Tage in der Woche in die Betreuungsgruppe. Martina V. lernte die Einrichtung über den "Begleiteten Umgang" kennen, der es getrennten Eltern ermöglicht, in einer neutralen Einrichtung mit ihren Kindern in Kontakt zu bleiben. Kurz darauf nahm die alleinerziehende Mutter am Kurs "Starke Eltern, starke Kinder" teil. "Gerade bei Alltagssituationen, wo ich mir unsicher war, stand mir immer jemand zum Reden zur Seite. Zum Beispiel, wenn Max einen Wutanfall hat, weiß ich jetzt, dass das normal und mein Kind nicht besonders anstrengend ist", sagt Martina V. "Und auch, dass man selbst nicht besonders unfähig ist", wirft Bettina Erlbruch augenzwinkernd ein. Im vergangenen Jahr hat sie Martina V. immer wieder beraten und weiß, wie sehr die Rolle als Alleinerziehende die Mutter belastet. "Ich hatte streckenweise über Monate niemanden, der sich mal für fünf Minuten alleine um Max gekümmert hat", so Martina V. Jetzt hat sie wieder etwas mehr Zeit zum Durchatmen, auch wenn es in der Weihnachtszeit stressiger wird. "Ich habe angefangen, zu malen, als Ausgleich zum Alltag", sagt sie.

Für die Weihnachtstage nehmen sich Martina V. und Max ebenfalls eine Auszeit bei ihrer Familie im Ausland. Mit im Gepäck sind dabei Max' Weihnachtsgeschenke vom Unternehmen Ernst & Young. Seit sieben Jahren erfüllt die Firma Kindern im KSBD Weihnachtswünsche bis zu 25 Euro. "Das ist wirklich eine große Hilfe", so Martina V. Neben den Weihnachtsgeschenken erhalten einige Familien auch Einkaufsgutscheine über die Aktion "Düsseldorf setzt ein Zeichen". "Gerade an Weihnachten sieht man überall teure Geschenke und aufwendiges Essen. Viele Familien haben das aber nicht. Mit dieser Aktion können sie sich und ihren Kindern auch etwas Gutes tun", sagt Bettina Erlbruch.

Für die alleinerziehende Mutter Julia A. (Name von der Redaktion geändert) ist der KSBD nicht nur zu Weihnachten, sondern auch im Alltag eine große Stütze. "Das ist hier meine zweite Familie", sagt sie. Auch sie kam vor sechs Jahren über den "Begleiteten Umgang" zum KSBD. Zu dessen Leiterin, Jessica Szopinski, hat sie heute noch ein enges Verhältnis. "Ich erzähle ihr immer, wie ich Sachen im Alltag mache und frage, ob das so richtig ist. Selbst wenn Jessica beschäftigt ist, hört sie mir zu und nimmt sich zwei Minuten", so Julia A. Neben der Beratung ist die Mutter für materielle Hilfe wie die Kleidung aus der Kleiderkammer dankbar. "So spare ich Geld, und meine Kinder können mehr essen", sagt sie.

Nicht nur den Eltern bedeutet das Angebot des KSBD viel, auch die Ehrenamtlichen und Mitarbeiter wissen um ihre Arbeit. "Das Haus für Kinder soll für Familien ein Ort sein, an dem sie sich wohlfühlen, wo sie Vertrauen haben, wo Raum für die Problemlagen ist, denen sie sich stellen müssen", so Erlbruch.

Dieses Weihnachtsfest will Julia A. allein mit ihren zwei Töchtern verbringen. "Besonders wichtig ist uns das Beisammensein. Wir werden gemütlich unter dem Tannenbaum sitzen", erklärt sie. Auf die Zeit nach den Weihnachtstagen freuen sie und Martina V. sich aber ebenfalls. Denn dann sehen sie ihre zweite Familie im Haus für Kinder wieder.

(RP)
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