Zahl der Geringverdiener rückläufig Weniger Armut in Düsseldorf - Kritik an bundesweiter Studie

Düsseldorf · Kritik an bundesweiter Armutsstudie: Die Zahl der Geringverdiener und Sozialhilfeempfänger ist rückläufig.

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Foto: RP/Ferl

Wird das als wohlhabend bekannte Düsseldorf beim Thema Armut zur "neuen Problemregion"? Zumindest der Paritätische Wohlfahrtsverband sieht das so. In seinem jüngsten bundesweiten Armutsbericht stellt er für die Großräume Düsseldorf und Köln fest: "In beiden Regionen ist seit 2006 ein ebenso bemerkenswerter wie kräftiger Anstieg der Armut zu beobachten, der in seiner Dynamik dem des Ruhrgebietes entspricht."

Als Beleg nennt der Sozialverband die Entwicklung der Armutsquote im "Großraum Köln/Düsseldorf". Tatsächlich stieg hier die Quote jener Menschen, die weniger als 60 Prozent des bundesweit ermittelten Durchschnittseinkommens (bei einem Single sind das 892 Euro) verdienen, zwischen 2006 und 2013 von 12,8 auf 16,8 Prozent. Dagegen sank sie geringfügig in Duisburg (24,3 statt 24,6 Prozent) und Dortmund (25 statt 25,4 Prozent). Der Verband spricht hier sogar von einem "Lichtblick".

"Diese Botschaft führt bezogen auf die Landeshauptstadt in die Irre. Wer die Daten genau liest, stellt fest, dass seit 2011 in keiner anderen deutschen Großstadt mit mehr als 500 000 Einwohnern die Zahl der Menschen, die weniger als 60 Prozent des Durchschnittseinkommens verdienen, stärker zurückgegangen ist als in Düsseldorf", sagt Manfred Golschinski, im Rathaus für Daten und Statistiken verantwortlich. Für diese Feststellung braucht er nicht einmal auf eigenes Material zurückgreifen.

Die Entwicklung ist im Report des Sozialverbandes selbst nachzulesen. Sowohl die Armutsquote (2011: 18,7 Prozent; 2013: 16,7 Prozent) als auch der Anteil der Düsseldorfer, die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II (u. a. "Hartz IV") beziehen (2011: 13,6 Prozent; 2013: 13,1 Prozent) sind rückläufig.

"Das sollte man zumindest zur Kenntnis nehmen, wenn man von neuen Problemzonen am Rhein spricht", sagt Sozialdezernent Burkhard Hintzsche. Dass auch Quoten von rund 13 (Sozialhilfe) oder gut 16 Prozent (relative Armut) hohe Werte sind, bestreitet er nicht. "Natürlich gibt es in dieser Stadt Menschen, die mit knappsten Mitteln auskommen müssen. Armut ist ein Problem, dem wir uns stellen müssen, zumal in Düsseldorf die Lebenshaltungskosten für untere und mittlere Verdienstgruppen gemessen an ihrem verfügbaren Einkommen sehr hoch sind", sagt er.

Die wichtigsten Fakten für die Landeshauptstadt: Menschen, die ihren Lebenunterhalt nicht ohne staatliche Hilfe bestreiten können, leben häufig in kleinräumigen Vierteln bestimmter Stadtteile ("Sozialräume mit besonderem Handlungsbedarf"). Dazu zählen Gebiete unter anderem in Hassels, Lierenfeld, Oberbilk, Flingern-Süd, Reisholz/Holthausen und Rath.

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Die Stadt versucht hier Ressourcen wie Kita-Betreuung, Schulsozialarbeit und Sprachförderung zu konzentrieren. Teil des Handlungskonzepts Wohnen ist zudem die "Durchmischung im Quartier zur Vermeidung überforderter Nachbarschaft". "Eine ,Ghettoisierung? gibt es in Düsseldorf aber nicht", meint der Sozialdezernent. Von Armut besonders stark betroffen sind wie im Rest der Republik Frauen, Migranten und zunehmend auch Senioren.

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