Düsseldorf Weniger Kirchen - aktivere Gemeinden?

Düsseldorf · Drei Gotteshäuser wurden 2017 geschlossen. Diese Entwicklung führt dazu, dass zum Beispiel die Petruskirche mehr Besucher hat.

 Michael Wunderlich (Baukirchmeister, l.) und Kurt Schaaf (Vorsitzender des Presbyteriums) in der Unterrather Petruskirche

Michael Wunderlich (Baukirchmeister, l.) und Kurt Schaaf (Vorsitzender des Presbyteriums) in der Unterrather Petruskirche

Foto: HANS-JÜRGEN BAUER

Für manche der Düsseldorfer Christen war es ein Jahr mit einschneidenden Veränderungen. So mussten im Zuge der Gemeindefusionen die Angehörigen der beiden großen Konfessionen mit St. Anna in Niederkassel, der Derendorfer Zionskirche und der Pauluskirche in Unterrath gleich drei Kirchenschließungen hinnehmen. "Die Trauer und der Schmerz ist für viele natürlich noch da", sagt Paul Schnapp, Pfarrer der Unterrather Gemeinde. Aber der verschwinde nach und nach, "weil die Leute merken, wie die Gemeinde plötzlich auflebt". Mit Kirchenschließungen und tiefgreifenden Veränderungen im Gemeindeleben kennt der 71-Jährige sich aus. Von 2002 bis 2012 war er bereits in der Nachbargemeinde Gerresheim als Seelsorger tätig. Während dieser Zeit wurden von den drei ursprünglichen Kirchen zwei geschlossen. Obwohl bereits seit einigen Jahren pensioniert, erklärte sich der erfahrene Pfarrer bereit, den Prozess der Kirchenaufgabe in Unterrath zu leiten.

Er sieht in diesem Wandel aber auch gleichzeitig eine Chance für die Gemeinde: "Wenn bei einem Gottesdienst sonst nur 20 Leute teilnehmen, sind sowohl Pfarrer als auch Gemeindemitglieder frustriert. Jetzt haben die Pfarrer viel mehr Kapazitäten, sich auch anderweitig um die Gemeinde zu kümmern." Was in Gerresheim seinem Empfinden nach gut klappt, soll nun auch für Unterrath eintreten. Inzwischen würden an dem Gottesdienst in der verbliebenen Petruskirche auch mehr Leute teilnehmen.

Mit den Gemeindefusionen hoffen beide Konfessionen nicht zuletzt, den weiter sinkenden Zahlen bei Gottesdienstbesuchen und Gemeindemitgliedern entgegenzuwirken. Zwar verzeichnete die evangelische Kirche in Düsseldorf mit ihren etwas mehr als 110.000 Mitgliedern bei den zuletzt veröffentlichten Zahlen aus 2016 einen Rückgang um nur rund 50 Gottesdienstbesucher gegenüber 2013 (damals stadtweit 2350 Besucher im Schnitt an einem gewöhnlichen Sonntag) - allerdings verlor man in der gleichen Zeit rund 6000 Gemeindeglieder. Bei den Katholiken blieben die Zahlen der Kirchgänger einigermaßen konstant. "In den letzten Jahren lag die Besucherzahl gemessen an den 195.000 Gemeindemitgliedern durchgängig um die zehn Prozent", sagt Michael Hänsch, Geschäftsführer der katholischen Kirche in Düsseldorf. Allerdings würde es in bevölkerungsärmeren Stadtteilen wie Angermund eine höhere Fluktuation geben.

Jährlich treten etwa 3000 Düsseldorfer aus den Kirchen aus. Werden die Gotteshäuser nicht nur wenig von der Bevölkerung frequentiert, sondern sind wie im Falle von St. Anna auch noch marode, führt an einer Schließung kein Weg vorbei. "Das tut immer noch weh", sagt Pfarrer Michael Dederichs. Allerdings würde das dem Strom der Gläubigen aufgrund der Nähe zur ein Kilometer entfernten St. Antonius-Kirche keinen Abbruch tun. Ein schlechter Zustand ist auch der Grund, warum die evangelische Bruderkirche der Luthergemeinde schließen wird. Presbyter Jacob Joussen rechnet mit einem Ende der Gottesdienst-Angebote aber erst Ende 2019: "Das hängt vom Planungsprozess ab. Ich bin aber zuversichtlich, dass wir das hinkriegen werden." Helfen soll dabei eine "Zukunftswerkstatt" im Gemeindehaus, in der die Mitglieder Pläne für den Umbruch schmieden können.

(RP)
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