So Wohnt Düsseldorf Weniger Wände, mehr Durchblick

Düsseldorf · Zwei Jahre lang hat ein Tierarztpaar ein neues Domizil gesucht, bis es im "Gurkenland" das richtige Haus für die wachsende Familie fand.

 So sieht die Treppe heute aus: Auf dem Geländer findet sich das einzige Überbleibsel aus den 1960-er Jahren: ein blauer Kunststoff-Handlauf.

So sieht die Treppe heute aus: Auf dem Geländer findet sich das einzige Überbleibsel aus den 1960-er Jahren: ein blauer Kunststoff-Handlauf.

Foto: Hans-Juergen Bauer

Wie Menschen und ihre Häuser zueinanderfinden, scheint manchmal geradezu vom Schicksal gelenkt zu sein. Zwei Jahre haben Eva und Peter Engelhardt ein neues Domizil gesucht für ihre wachsende Familie, aber stets klafften Qualität einerseits und Preisvorstellungen der Anbieter andererseits weit auseinander. Erst nach unzähligen Makler-Exposés und Besichtigungsterminen fiel ihnen dann dieses Haus in die Hände: eine Doppelhaushälfte in Oberbilk, außen schmutzig grauer Putz, innen dunkles Holz und viele kleine Zimmer. Klingt nicht gerade nach Traumhaus. Aber irgendwas muss da gewesen sein, denn das Paar wusste sofort: "Das ist es!"

 So sah das Treppenhaus vor der Renovierung aus. Schon damals gab es den blauen Kunststoff-Handlauf.

So sah das Treppenhaus vor der Renovierung aus. Schon damals gab es den blauen Kunststoff-Handlauf.

Foto: Engelhardt

Diesen Weg sind sie vor vier Jahren vermutlich auch gefahren: durchs Industriegebiet Richtung Eller, vorbei an einem Holzgroßhandel und den Metallbergen eines Schrotthändlers. In Höhe des Sportplatzes vom SV Oberbilk biegt eine Straße ins "Gurkenland" ab, eine Siedlung, die auf dem Boden früherer Kleingärten wuchs. Die Häuser begnügen sich mit zwei Geschossen, Glasbausteine unterbrechen Klinkerfassaden, hin und wieder eine Deutschlandfahne. Das einzige Geräusch stammt von einem Staubsauger. Nur Gurken sind im "Gurkenland" auf den ersten Blick nicht zu sehen. Eva Engelhardt hat ihre Nachbarn befragt: "Die meinen, dass die Siedlung aus der Vogelperspektive die Form einer Gurke hat."

 Frieda und Piet freuen sich mit Mama Eva Engelhardt, dass sie in ihrem neuen Haus viel mehr Platz haben. Jedes der Kinder hat ein eigenes Zimmer. Und auch in allen anderen Räumen lässt es sich herrlich spielen.

Frieda und Piet freuen sich mit Mama Eva Engelhardt, dass sie in ihrem neuen Haus viel mehr Platz haben. Jedes der Kinder hat ein eigenes Zimmer. Und auch in allen anderen Räumen lässt es sich herrlich spielen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Alte Fotos von ihrem Haus (erbaut 1962) zeigen, wie es sich auf den ersten Blick präsentierte: fünf Zimmer im Erdgeschoss, in denen einst eine sechsköpfige Familie lebte, das Obergeschoss aufgeteilt in ein Appartement und eine kleine Wohnung. Leben auf engem Raum, mit dunklem Parkett, braunen Türen, kleinen Fenstern zum Garten. Eine düstere Schrankwand mit Durchreiche begrenzte die schmale Küche und repräsentierte Wohn-Komfort der 1960er Jahre.

Gemeinsam mit dem Architekten Thomas Bertram ("Ich wollte den Lebensstil verstehen, der hier einzieht") entwarfen Eva und Peter Engelhardt dann die Zukunft ihres Hauses: eine strahlend weiße Außenfassade, die sich unter das tief herunter gezogene anthrazitfarbene Dach duckt. Den gleichen Farbton bekam die Haustür mit ihrem großen Bullauge. Im Erdgeschoss blieb der Grundriss erhalten, aber fast alle Zwischenwände und Türen sind verschwunden, stattdessen ein großer Raum: mehr Licht, mehr Durchblicke. Sogar in der Diele wurde über einer roten Lederbank eine Öffnung in die Trennwand geschnitten, als Fenster zum großen Esstisch. An der Wand ein Schwarz-Weiß-Foto von einem Schafskopf. Ein Patient des Tierarzt-Paares? "Nein, aber ich finde, es guckt so schlau", meint die Hausherrin.

Statt kleiner Fenster und einer schmalen Tür öffnen sich nun drei Doppeltüren zum Garten, der den drei Kindern reichlich Platz zum Spielen bietet. Unter einem alten Apfelbaum ein Liegestuhl - perfekter Ort für einen ruhigen Moment. Eva Engelhardt: "Ich erinnere mich noch gut, als wir hier am ersten Morgen wach wurden: diese Stille."

In all dem Weiß (selbst das Garagendach bekam weiße Kieselsteine) setzen Farben starke Akzente: die offene Küche in "Toffee-Braun" (Peter Engelhardt: "Bist du sicher, dass die Farbe so heißt?") harmoniert mit einer orangefarbenen Wand. In den ersten Stock führt eine knallrote Treppe, auf dem Geländer das einzige Überbleibsel aus den 1960er Jahren: ein blauer Kunststoff-Handlauf, der in das blau gestrichene Schlafzimmer des Paares führt. Oben am Ende der Treppe hängen vier Handtaschen - jede ein Blickfang. Hier sind auch zwei großzügige Kinderzimmer entstanden und zwei Bäder. Da die Handwerker beim Umbau eine Zwischenwand vergessen hatten, hat ihr Schlafzimmer nun einen begehbaren Schrank.

Durch ein Glasfenster in der Decke fällt vom Spitzboden Tageslicht in die Schlafetage. Eine Holztreppe führt hinauf in die Zukunft: Denn dieses Dachgeschoss mit seinen Holzbalken soll nun zum dritten Kinderzimmer hergerichtet werden. Das Paar ist sich einig: "Das wird unsere nächste Baustelle."

(RP)
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