Made In Düsseldorf "Wenn Deutschland - dann Düsseldorf!"

Düsseldorf · Eine neue Broschüre der Wirtschaftsförderung wirbt mit überbordendem Selbstbewusstsein für Investments in Düsseldorf. Nicht sehr sympathisch, aber dennoch richtig.

Vor allem Kleinstädte haben in den vergangenen Jahren viel Talent entwickelt, sich mit Hilfe "Claims" genannter eingängiger Parolen in die Herzen von Besuchern, Bürgern, Nachbarn, Investoren zu rücken. Ein auf den ersten Blick äußerst sympathischer Slogan ist der der hessischen Kleinstadt Herborn, unweit der NRW-Grenze bei Siegen. Dort einigte man sich auf das Motto "Mir freue sich". Das wird in der regionalen Mundart mit amerikanisch klingendem R etwa "Mirr frreue sisch" ausgesprochen und greift so freundlich-heimatlich klingend Dialekt, gängige Redewendung und hessische Grammatik-Fehler auf. Aber macht man so Werbung für sich außerhalb der eigenen Stadtgrenzen? Ganz klar: Nein. Denn abgesehen davon, dass 20 Kilometer von Herborn entfernt niemand mehr die kryptische Werbebotschaft versteht, ist die Aussage, die ja wohl so viel wie "Wir freuen uns (auf Kunden und Investoren)" doch recht austauschbar.

Etwas besser, aber doch noch recht sinnleer, ist der aktuelle Slogan der Nachbar-Kleinstadt Kaarst. Wer die dortige Stadt-Internetseite öffnet, liest "Kaarst - der Erfolgsstandort im Rhein-Kreis Neuss". Kaarst sei "lebendig und modern", "zentral", "gut erreichbar" mit "abwechslungsreichem Angebot" für Kunden und Investoren. "Eine individuelle persönliche Beratung ist hier noch selbstverständlich." Alles Attribute, die wohl jeder Bürgermeister zwischen Bonn und Moers, Aachen und Hückeswagen für seinen Ort unterschreiben würde.

Düsseldorf geht einen anderen Weg, und der ist viel selbstbewusster, als man es von der oft im Schatten stehenden Stadt erwarten dürfte. In einer neuen Broschüre der Wirtschaftsförderung wirbt Düsseldorf schon auf Seite eins wenig schüchtern auf Englisch und Deutsch: "Wenn Deutschland - dann Düsseldorf!" Und das ist genau so gemeint. ,Alle anderen sind Mittelmaß, kommen Sie, wenn Sie Geld haben und noch mehr verdienen wollen, auf jeden Fall zu uns', könnte man das frei übersetzen. Weiter heißt es, Düsseldorf sei Nummer eins bei den ausländischen Direktinvestitionen in Deutschland. Außerdem ist von "Metropolenflair" und "moderaten Standort- und Lebenshaltungskosten" die Rede. Das mögen manche bezweifeln. Wenn aber ein Investor aus Hongkong oder London nach einem Deutschlandstandort sucht, dann stimmt das irgendwie. Auf Seite fünf geht es vor Selbstbewusstsein strotzend weiter: "Düsseldorf - mächtigster Wirtschaftsraum in Europa". Das wird mit Skizzen von NRW, Entfernungsangaben, dem Drehkreuz-Flughafen und Vergleichskarten zu den Großräumen Paris, London und sogar New York quantitativ belegt.

Man mag dieses Auftragen als arrogant empfinden. Doch Düsseldorf war lange bescheiden genug, verglichen mit wesentlich weniger leistungsstarken Nachbarn. Klappern gehört zum Handwerk. Weiter so!

(RP)
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