Düsseldorf Wenn Gastwirte den Stecker ziehen

Düsseldorf · Bei "Genuss ohne Strom" wird im Kerzenschein gegessen - und die Getränke kommen statt aus dem Kühlschrank aus der Eiswanne. Die Gäste schwärmen von Entschleunigung in einer ganz besonderen Stimmung.

 In der Bronx Bar waren Kerzen die einzige Lichtquelle. Und die Musik kam nicht vom Band, sondern von Musiker Leon mit seiner Gitarre.

In der Bronx Bar waren Kerzen die einzige Lichtquelle. Und die Musik kam nicht vom Band, sondern von Musiker Leon mit seiner Gitarre.

Foto: andreas endermann

Um 21 Uhr ging am Samstag in der Bronx Bar in Flingern erst einmal nichts mehr. Dort war Schichtwechsel angesagt, denn an diesem Abend sollten möglichst viele Menschen die Gelegenheit zu einem Besuch erhalten. Und während die eine Gästegruppe bezahlte und nur ungern das Restaurant verließ, warteten die neuen Gäste in einer langen Schlange darauf, dass ihnen ein Tisch zugewiesen wurde. Normalerweise wäre das wahrscheinlich nicht ohne Ungeduld und Beschwerden abgelaufen, aber am Samstag hatte sich die Besucher auf einen ungewöhnlichen und gemütlichen Abend eingestellt, denn die Bronx Bar hatte zum fünften Mal zur Veranstaltung "Genuss ohne Strom" eingeladen.

Trotz der zwei Schichten an zwei Abenden war die Bronx Bar, ebenso wie die 15 weiteren teilnehmenden Restaurants, restlos ausgebucht. Mit einem Meer von Kerzen wurde eine ganz besondere Atmosphäre geschaffen, und Straßenmusiker Leon sorgte für den passenden Sound. Besonders seine Interpretationen von Britney-Spears-Songs sorgten für Begeisterung. Serviert wurde den Gästen ein Drei-Gänge-Menü. "Das ist für uns eine Herausforderung, da wir sonst keine Menüs anbieten. Das sind für uns ganz neue Abläufe", sagte Geschäftsführer Christoph Söhnel.

Zumal die Gerichte alle auf einem Gasgrill frisch zubereitet wurden und 60 Gäste gleichzeitig bedient werden wollten. "Das Gemeinschaftserlebns soll zwar im Vordergrund stehen, aber wir stellen dennoch einen hohen Anspruch an unsere Speisen", sagte Söhnel. Er versucht konsequent, an dem Abend den Stecker zu ziehen, weshalb die Getränke in großen Wannen mit Eis und nicht im Kühlschrank gekühlt wurden.

Selbst in den Toiletten war der Strom abgeschaltet und die Räume nur mit sanften Kerzenschein beleuchtet. Das führte aber zu einer Beschwerde. "Wie soll ich denn hier meinen Lippenstift nachziehen? Das geht gar nicht," sagte eine Dame.

Auch die meisten Gäste hielten sich an das Motto, an dem Abend ohne Strom-betriebene Geräte auszukommen. Handys waren deshalb nur sehr vereinzelt und diskret unter der Tischplatte im Gebrauch. "Ich nehme bereits mit Freunden das dritte Mal an dieser Veranstaltung teil und bin jedes Mal von Neuem von der schönen Stimmung überrascht. Irgendwie ist das entschleunigend", sagte Chiara Müller. Da alle Gäste am gleichen Erlebnis teilnähmen, käme man sehr schnell miteinander ins Gespräch. "Nächstes Jahr sind wir wieder dabei", sagte die 28-Jährige.

(brab)
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