Düsseldorf Wenn Norrin groß ist, wird er Polizist

Düsseldorf · Nachwuchs bei der Düsseldorfer Diensthundestaffel. Deutsche Schäferhunde werden bei der Schutzhundausbildung auch auf die Menschensuche trainiert. Der jüngste Anwärter ist fünf Monate alt.

Er kann Sitz, Platz, und er pieselt auch nicht mehr ins Wohnzimmer. Aber das reicht natürlich noch nicht für eine Karriere im öffentlichen Dienst, weshalb Norrins Besitzer Nicolo Adinolfi auch bescheiden sagt: "Können kann er gar nichts."

Dabei folgt der fünf Monate junge Deutsche Schäferhund schon sehr begeistert und zielstrebig Geruchsspuren. Christoph Jansen, seit 14 Jahren Hundeführer bei der Diensthundestaffel der Düsseldorfer Polizei, ist von seiner Leistung "sehr fasziniert. Dieser Hund bringt alles mit, was ein Personensuchhund braucht."

Das hört Adinolfi aus mehreren Gründen gern. Erstens ist sein derzeitiger Hundepartner Moby schon acht Jahre alt und wird in absehbarer Zeit aufs Altenteil gehen. (Natürlich bei Adinolfi zuhause, wo der Diensthund nach Feierabend ganz zur Familie gehört.) Zweitens hat der Hundeführer Norrin nicht aus der landeseigenen Polizeihundezucht übernommen, sondern selbst gekauft. Wenn der Hund in vier Monaten durch die Diensttauglichkeitsprüfung fiele, dann bliebe Adinolfi nicht bloß auf den Kosten sitzen, sondern müsste sich auch an einen neuen Hund gewöhnen. Und für dann drei Schäferhunde hätten die Adinolfis eigentlich keinen Platz. Norrin wieder abzugeben, käme aber auch nicht in Frage, da wäre schon Adinolfis fünfjähriger Sohn dagegen.

Beim Züchter in Mecklenburg hat Adinolfi Norrin aber schon gezielt nach seinem Spieltrieb und danach ausgesucht, ob sich der Welpe im Wurf gut durchsetzen kann. Der Spieltrieb ist wichtig, damit der Hund ausdauernd an einer Aufgabe bleibt, Fresslust ist auch wichtig, weil mit Leckerli leicht üben ist.

Charakterstärke muss ein Düsseldorfer Diensthund vor allem haben, um die Grundausbildung als Schutzhund zu bestehen. Die ist Voraussetzung für die Übernahme in den Polizeidienst, und wenn der Hund einen Bösewicht stellt, sollte er sich von dem nicht einschüchtern lassen. Etwa anderthalb Jahre dauert die Ausbildung eines Nachwuchshundes. Dann geht's in die ersten Einsätze.

Aber erst mit etwa zweieinhalb Jahren seien die Tiere auch "gelassene Diensthunde", die sich nicht so leicht aus der Ruhe bringen lassen, sagt Jansen. Sein Whiskey ist gerade 13 Monate alt und gewissermaßen in den Flegeljahren. Von Gelassenheit ist keine Spur, wenn Whiskey sich freut, springt der Schäferhund seinem - nicht gerade kleinen - Herrn schon mal schwungvoll um den Hals.

Auch Whiskey ist ein Zweithund in der Lehre, Jansen ist dienstlich noch mit Columbo unterwegs, den er vor sieben Jahren ebenfalls selbst ausgebildet hat. Columbo hat schon in seinen ersten Jahren einen Jugendlichen gefunden, bevor der sich das Leben nehmen konnte, und einen Mann, der bereits bewusstlos war, vor dem Suizid bewahrt. "Damit hat er seine Aufgaben schon jetzt erfüllt", sagt Jansen. "Ein Menschenleben zu retten, das ist das Wichtigste." Und dagegen wiegt es auch nicht schwer, wenn Columbo sonst öfter mal Schnüffelpech hat und Fährten folgt, die an Bushaltestellen enden. Wenn eine gesuchte Person in einen Bus steigt und davon fährt, ist nämlich auch die feinste Hundenase am Ende.

Norrin weiß von Bushaltestellen noch nichts. Aber auch er wird lernen, dass am Ende seiner Suche nicht immer jemand steht, der Leckerchen in der Tasche hat.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort