Düsseldorf-Süd Wenn Vereine helfen wollen: Diakonie überfordert

Düsseldorf-Süd · Der SFD 75 will Flüchtlingskinder am Sommercamp teilnehmen lassen, bekommt aber keine Antwort.

Flüchtlinge in Viersen: Sporthalle ist neue Unterkunft
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Viersen: So werden die 150 neuen Flüchtlinge untergebracht

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Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen

Wenn Andrea Haupt, Geschäftsführerin des SFD '75, von dem Workshop "Flucht und Asyl" berichtet, den Stadtsportbund und Diakonie Ende Juni gemeinsam organisiert hatten, dann ist sie immer noch ganz begeistert. Unmittelbar nach Abschluss der Veranstaltung hat sie ihre Visitenkarte an eine der Organisatorinnen, Heike Kasch von der Diakonie, mit der Bitte gegeben, sie möge sich doch melden. Denn Andrea Haupt wollte Flüchtlingskinder in mehreren Sportangeboten ihres Vereins in den Sommerferein unterbringen: "Fun For Kid" sowie in den Basketball- und Fußballcamps.

Doch seit dem Workshop hat Haupt von der Diakonie nichts mehr gehört. Bis gestern hatte niemand mit ihr Kontakt aufgenommen. Deswegen schäumt sie vor Wut: "Ich halte extra Plätze frei, unentgeltlich für die Kinder - und nichts passiert." Heike Kasch von der Diakonie kann sich sehr gut an die Begegnung mit der Geschäftsführerin des größten Düsseldorfer Sportvereins erinnern. Auf die Frage der Rheinischen Post, warum sich niemand gemeldet habe, erklärt sie: Sie sei direkt nach der Veranstaltung in den Urlaub gefahren, habe aber die Kontaktdaten sofort an einen Kollegen weitergegeben - mit der Bitte, sich darum zu kümmern. Dafür gibt es nämlich seit Anfang März einen speziellen Ansprechpartner für die Sportvereine: Oliver Targas von der Flüchtlingshilfe der Diakonie soll die Hilfe der Sportvereine für Flüchtlinge koordinieren. An Targas hat Heike Kasch die Information entsprechend weitergeleitet. Und sie sei sehr enttäuscht, dass danach weiter nichts passiert sei, erklärt sie im RP-Gespräch.

Dabei ist Andrea Haupt nicht die einzige, die negative Erfahrungen gemacht und die nach eigener Aussage schon mehrere Stunden Arbeit für Projekte mit der Diakonie investiert habe, die sie dann in den Papierkorb habe werfen können.

Der Garather Sportverein (GSV) hat ähnliche Erfahrungen gemacht. Er wollte für Flüchtlinge Judo- und Fußball-Kurse anbieten und hat sich mit diesem Angebot an den sogenannten Sportbeauftragten gewandt. "Dabei sind wir nicht auf Begeisterung gestoßen", sagt Peter Heinen, Vorsitzender des GSV, und auch sein Verein hat seitdem nichts mehr gehört.

Oliver Targas rechtfertigt sich im Gespräch mit der RP: "In unseren Beratungsgesprächen stehen Themen wie die Existenzsicherung im Vordergrund. Fragen nach Sportmöglichkeiten kommen eher selten auf, deswegen kümmern wir uns darum auch weniger." Außerdem betont Targas, er sei nicht Sportbeauftragter, sondern bei der Diakonie für die sozialen Belange zuständig. Das "Sportliche" mache er nur nebenbei. Dabei hatte die Stadt ihn per Pressemitteilung Anfang März als Koordinator für den Bereich Sport und Flüchtlinge vorgestellt. Bei ihm könnten sich interessierte Vereine melden. Und er bespreche dann mit den Klubs Möglichkeiten und Angebote und vermittle die Sportvereine an die Sozialarbeiter an den Flüchtlingsstandorten weiter, ist in der Mitteilung zu lesen.

Targas gesteht, die Hilfsbereitschaft der Sportvereine unterschätzt zu haben und räumt Fehler ein. Betont aber auch: "Ich bin Berater, und die Vermittlung von Sportangeboten zwischen den Flüchtlingen und den Vereinen ist für mich nicht leistbar." Er schlägt vor, dass die Sportvereine in Eigenregie bei den Flüchtlingen in den Unterkünften werben sollten. "Wenn jemand vom Verein mit einem Netz Bälle beispielsweise zur Flüchtlingsunterkunft an der Benrodestraße geht, ist der Kontakt zu den Familien und vor allem den Kindern direkt hergestellt."

In Eigenregie hat bereits die SG Benrath-Hassels gearbeitet - erfolgreich. Drei Ghanaer, deren Asylanträge laufen, trainieren mit den Senioren beim Fußball. Andreas Klose, zuständig fürs Marketing, hat sich beim Pförtner der Asylunterkunft an der Benroderstraße angemeldet und gibt zu, "die Verwaltung umgangen zu haben." Dafür bestünde aber inzwischen ein reger Kontakt zu den Flüchtlingen an der Benrodestraße. Vier Jungs aus Pakistan und Albanien im Alter von sechs bis neun Jahren nehmen beispielsweise ab Montag am Fußball-Sommercamp der SG Benrath-Hassels teil.

(RP)
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