Cafés, Brauhäuser, Einkaufszentren Düsseldorfs versteckte Wickelplätze

Düsseldorf · Immer mehr Geschäfte und Restaurants richten eine Wickelecke ein - das muss man allerdings erst einmal bemerken.

 Enrico Wiltner, Betriebsleiter des Beethoven in Flingern, zeigt den Wickeltisch. Er wurde kürzlich eingebaut - in einem Bereich, der für Eltern beiden Geschlechts zugänglich ist.

Enrico Wiltner, Betriebsleiter des Beethoven in Flingern, zeigt den Wickeltisch. Er wurde kürzlich eingebaut - in einem Bereich, der für Eltern beiden Geschlechts zugänglich ist.

Foto: Endermann

Einkaufszentren, Baby-Ausstatter, aber auch das Quartier Bohème: Immer mehr Geschäfte, Restaurants und Kneipen richten eine Wickelecke ein. Ganz einfach zu finden sind die aber nicht. Wir haben uns auf die Suche in Düsseldorf gemacht.

Als Kerstin Rapp-Schwan 2017 das "Beethoven" in Flingern übernahm, besserte sie das traditionsreiche Café an einigen Stellen aus - und erweiterte es um einen neuen Service: Auf dem Durchgang zur Herrentoilette gibt es nun einen Wickeltisch, der für Eltern beiden Geschlechts zugänglich ist. Für ein familienfreundliches Restaurant gehört das einfach dazu, meint die Gastronomin.

 Sanaz Mirfakhrai mit ihrer 15 Monate alten Tochter Alina im Wickelraum von Baby Kochs.

Sanaz Mirfakhrai mit ihrer 15 Monate alten Tochter Alina im Wickelraum von Baby Kochs.

Foto: Terhorst

Auch ihre vier "Schwan"-Restaurants in Düsseldorf und Neuss verfügen über so einen herunterklappbaren, speziell für diesen Zweck konstruierten Tisch. Er befindet sich zu Rapp-Schwans Bedauern in allen vier Läden allerdings noch dort, wo es früher üblich war: auf der Damentoilette. Dabei nähmen die Nachfragen von Männern immer mehr zu, sagt sie. Das freut die Gastronomin. "Ich finde, die Jungs sollten auch wickeln."

Politik will, dass Düsseldorf familienfreundlicher wird

Die CDU-Fraktion hat die Wickelmöglichkeiten jüngst zu einem Thema im Stadtrat gemacht, wegen der fortgeschrittenen Zeit wurde er nicht beraten. Die CDU beklagt, wie viele Eltern, dass man zu wenig Orte im öffentlichen Raum findet, an denen man sein Baby versorgen kann.

Im Falle des Falles kann das großen Stress bedeuten - und passt nicht zu der familienfreundlichen Stadt, die Düsseldorf gern wäre. Wie viele Wickeltische oder auch Stillmöglichkeiten es gibt, ist unklar - es existiert keine Erfassung. Eltern müssen selbst Institutionen oder Gastronomen finden, die über genug Platz, den Willen und die Finanzmittel für die Einrichtung verfügen.

Die CDU fordert daher, dass die Stadt mehr Übersicht herstellt, etwa durch eine App. Diesen Service versprechen bislang nur Apps wie das kostenlose "FamilyNavi Düsseldorf".

Die gute Nachricht: Ganz so klein, wie manche meinen, ist das Angebot zumindest in der Innenstadt auch wieder nicht. Eine Liste des Jugendamts, die es aber nur in Papierform gibt, listet Dutzende Orte auf. Allerdings gibt es keine genaueren Infos zu Größe, Ausstattung oder Zustand der Wickelplätze.

 Die Schadow Arkaden bieten eine kostenfreie "Baby Lounge" mit Wickel- und Stillmöglichkeit.

Die Schadow Arkaden bieten eine kostenfreie "Baby Lounge" mit Wickel- und Stillmöglichkeit.

Foto: arl

Auf der Liste befinden sich unter anderem große Kaufhäuser wie C&A oder Karstadt, diverse Ämter und die Frauenberatungsstelle, das Café der Johanneskirche, Baby Kochs und Baby Walz, das Füchschen-Brauhaus, das Maredo-Steakhaus oder der japanische Suppenspezialist Naniwa.

Die Schadow Arkaden haben auf der ersten Etage eine "Baby Lounge" eingerichtet. Es gibt einen großen, fest installierten Wickelplatz und Stillkabinen, bei denen Vorhänge für Privatsphäre sorgen. Zur Ausstattung gehören eine Mikrowelle für Babynahrung und Spielzeug.

Auch das Schlösser Quartier Bohème hat sich auf die Zielgruppe Familien vorbereitet. "Wir haben schon seit mehreren Jahren einen Wickeltisch auf unserer Behindertentoilette eingerichtet", sagt Geschäftsführer Christian Erdmann. "Die Toilette können Männer und Frauen mit ihren Kindern barrierefrei erreichen, da sie im Erdgeschoss." Der Wickelplatz ist zudem mit Windeln und Tüchern ausgestattet.

"Mein Partner Torsten te Paß und ich sind selber Väter. Wir wollen, dass sich unsere kleinen und großen Gäste bei uns wohlfühlen", sagt Erdmann. Zum Angebot gehören auch Mal- und Spielsachen.

(RP)
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