Düsseldorf Wie aus Ordnern Taschen werden

Düsseldorf · Die Düsseldorferin Kristin Ullrich hat ein Multifunktionsteil entwickelt: einen Ringordner, der zugleich als Tasche fungiert. Inzwischen hat sie mit einem Partner einen Online-Versandhandel gegründet.

 Kirstin Ullrich und Sascha Krüger bieten die besonderen Aktentaschen im Internet zum Verkauf an.

Kirstin Ullrich und Sascha Krüger bieten die besonderen Aktentaschen im Internet zum Verkauf an.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Die besten Ideen werden oft aus der Not geboren. An einem Wintermorgen wollte sich Kristin Ullrich in einer Vorlesungspause auf dem Campus der Düsseldorfer Uni einen Cappuccino gönnen. Sie klemmte die Handschuhe unter den Arm, versuchte mit dem anderen, einen Ringordner festzuhalten, suchte mit einer Hand nach dem Portemonnaie, und schließlich fiel ihr alles aus den Händen. Das war — auch wenn es zunächst gar nicht danach aussah — der Beginn einer Erfolgsgeschichte.

Noch während sie auf den Knien hockte und versuchte, alles wieder einzusammeln, und spätestens als sie dann mit dem Kaffee in der Hand versuchte, die Tür der Cafeteria wieder nach draußen zu öffnen, hatte sie plötzlich einen Einfall: Sie beschloss, eine Art Multifunktionsteil zu entwerfen, einen Ringordner, der als Tasche zu nutzen ist, der praktisch ist und auch noch witzig aussieht. Denn Kirstin Ullrich war sich sicher: "Solche Situationen kennt jede Frau, die Unterlagen transportieren muss."

Es dauerte dann eine Weile, bis die Idee zum Produkt reifte. Aber im Oktober letzten Jahres gründete die 26-Jährige, die inzwischen an einer Privat-Uni Innovations- und Technologie-Management studiert, gemeinsam mit ihrem Lebens- und Geschäftspartner Sascha Krüger das Start-up-Unternehmen "KC Casey". Sie entwarf das Design, er kümmert sich um das Marketing. Ihr gemeinsames Produkt: ein Aktenordner mit einem ganz normalen Innenleben, also einem Hebelmechanismus zum Abheften von Unterlagen. Die Außenseiten aber sind mit Kunststoff beschichtet und zurzeit sind vier Variationen lieferbar, mal in rosa-grauem Karo, mal in schwarzem Steppmuster. Tragegriffe machen die Verwandlung zur Tasche perfekt. Für den handwerklichen Teil ihrer Entwicklung haben die beiden Jungunternehmer zwei Firmen in der Nähe gefunden.

Dass allerdings ihre tragbare Idee von Beginn an ein Erfolg werden würde, das hat sie dann schon überrascht: "Unsere Zielgruppe waren eigentlich junge Frauen", meint Kirstin Ullrich, vor allem Studentinnen, die häufig viele Papiere mit sich herumschleppen. Aber mittlerweile haben Frauen jeden Alters die Aktentasche der neuen Art bestellt. Schon über 200 Stück wurden in wenigen Wochen in ihrem Online-Shop verkauft. Und es fragen immer mehr Männer, ob sie nicht auch eine Ordner-Tasche mit einem sachlicheren Outfit entwerfen könnten, jenseits von rosa Karo. Die beiden Unternehmer hoffen außerdem, dass ihr Produkt auch für Firmen interessant ist, für die würden sie dann die Ordnertaschen auf Wunsch mit deren Logo bestücken.

Kirstin Ullrich will trotz des Erfolges aber erst mal ihr Studium beenden. Da geht es unter anderem auch darum, wie ein neues Produkt erfolgreich auf den Markt gebracht werden kann. Oder wie das Patentrecht geregelt ist. Die praktische Seite solcher theoretischen Fragen, die kennt sie ja jetzt schon. "Die Firma ist zweifellos hilfreich fürs Studium", sagt sie — "und umgekehrt".

(RP)
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