Düsseldorf Wie man mit Pferd nach Texas umzieht

Düsseldorf · Das Umzugsunternehmen Henk ist Spezialist für besondere Fälle. Die Firma aus Reisholz löst fast jedes Problem - ob ein Manager einen neuen Job in USA antritt oder das Innenministerium ein neues Domizil bezieht.

 Geschäftsführerin Manuela Henk ist ein wandelndes Umzugs-Lexikon - sie kennt die Bestimmungen für Transporte in viele andere Länder.

Geschäftsführerin Manuela Henk ist ein wandelndes Umzugs-Lexikon - sie kennt die Bestimmungen für Transporte in viele andere Länder.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Ein Umzug ist immer eine Herausforderung. Erst recht, wenn Hausrat, Möbel, und Bücherkisten nicht nach Kalkum, sondern nach Kalkutta transportiert werden müssen. Oder an einen anderen weit entfernten Punkt auf dem Globus. Wenn Düsseldorfer Unternehmen Mitarbeiter ins Ausland schicken, dann wird so ein Umzug zum Abenteuer, das nur mit Expertenwissen zu bewältigen ist. Solche grenzüberschreitenden Problemlösungen sind das Markenzeichen des Umzugsunternehmens "Henk International" in Reisholz. Zitat der Chefin: "Je komplizierter ein Auftrag, umso reizvoller ist er für uns."

Wie die Geschichte mit den beiden Pferden. Die wollte ein Düsseldorfer Manager unbedingt mitnehmen, als er seinen neuen Job in Houston/Texas antrat. Aber wie zieht ein Pferd um? Auf einem Haufen Bürokratie. "Mit Gesundheitszeugnis vom Amtstierarzt, Import- und Exportgenehmigungen. Trotzdem kann eine Airline den Transport mit der Begründung verweigern, das Tier sei zu alt. Außerdem muss immer ein Pfleger mitreisen, und nach der Landung geht das Tier erst mal in Quarantäne", listet Manuela Henk auf.

Die 45-Jährige ist ein Umzugs-Lexikon auf zwei Beinen. Sie weiß, dass in arabischen Ländern jedes mitgenommene Buch und jede CD einzeln aufgelistet sein muss. Sie kennt die Zollbestimmungen von Russland ("schwierig") ebenso gründlich wie die Einreiseformalitäten der USA. "Wer dorthin umzieht, kann Kühlschrank oder Waschmaschine gleich hier lassen, weil Amerika einen anderen Stromkreis hat." Weder am Gartengrill noch an den Joggingschuhen darf sich ein Krümelchen Erde befinden, Kleinigkeiten, die bei der Einreise für Ärger sorgen können.

Solches Fachwissen schätzen vor allem die großen Düsseldorfer Unternehmen, die seit Jahren zu ihren Kunden zählen. Allein Henkel schickte 2013 fast 600 Mitarbeiter in die Welt, die Siemens AG mindestens ebenso viele. Solche Firmen erwarten für ihre Manager Komplettpakete. "Ich bekomme immer zu hören: Kümmern Sie sich um alles, damit unser Mann vom ersten Tag an einsatzbereit ist." Dieses "Kümmern" bedeutet auch, dass die Henk-Niederlassung in Frankfurt die notwendigen Visa beschafft und ein weltweites Partner-Netzwerk alle Fragen am neuen Ort klärt. Diese Partner treffen eine Vorauswahl an Immobilien, kennen Schulen für die Kinder und einen Tennisclub für die Ehefrau. "Sie wissen, wo die angenehmsten Stadtviertel sind, und sie werden hilfreich sein bei den Anmeldeformalitäten und bei der Kontoeröffnung", versichert Manuela Henk. Ihr Düsseldorfer Team verpackt unterdessen den kompletten Hausstand zunächst in Spezialfolien und dann in Container - jedes Einzelteil aufgelistet und nummeriert. Die werden dann zum Rotterdamer Hafen transportiert. Nach etwa elf Tagen Schiffsreise wird dann hoffentlich auch der kostbare Kronleuchter der Familie unbeschadet im neuen Domizil in Boston überm Esstisch hängen. Was so ein Umzug der besonderen Art kostet? "Zur Ostküste von Amerika etwa 6000 bis 8000 Euro - je nach Aufwand." Dass ihre Arbeit eigentlich immer unter höchstem Zeitdruck geschieht, dass immer Unvorhergesehenes passiert (schlechtes Wetter bei der Seereise, Probleme mit dem Zoll) gehört zum Alltag, auf ihrer Visitenkarte könnte auch "Organisations-Künstlerin" stehen.

Auch Manuela Henk selbst ist in ihrem Leben schon häufig umgezogen: Sie stammt aus Norddeutschland, wo ihren Eltern ein Umzugsunternehmen gehörte, "so ein ganz Traditionelles, meinem Vater hat ein Kunde mal als Sicherheit eine Kuh angeboten." Nach Stationen in Amerika und Australien studierte sie in Bremen Verkehrsbetriebswirtschaft. Als sie ihren Mann Ludwig kennenlernte, passten auch berufliche Interessen und Talente: Er hatte in den 1980er Jahren den Betrieb seines Vaters übernommen: eben das Umzugsunternehmen Henk. Heute teilt sich das Paar die Aufgaben, sie ist fürs Internationale zuständig, er für den heimischen Markt, vor allem für Büroumzüge - auch im ganz großen Stil. Neulich packte das Team von Ludwig Henk die Umzugskisten fürs Düsseldorfer Innenministerium. Und als der Landtag vor Jahren einen neuen Teppichboden bekam, verstauten seine Leute alle Büromaterialen in Container - durch die Fenster. Knifflige Aufgaben sind eben manchmal auch in Düsseldorf zu lösen.

(RP)
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