Düsseldorf Wie (manche) Frauen gründen

Düsseldorf · Gründerin Pia Poppenreiter polarisiert mit ihrer Geschäftsidee - und bei ihrem Auftritt in Düsseldorf.

An den Kontrast muss man sich erst mal gewöhnen. Am Blick des Pförtners vorbei geht es durch den Industrie-Club hinauf zu einem kleinen Saal. Angestellte reichen Sekt und Orangensaft, die Besucher haben sich in kleinen Gruppen zusammengetan, um zu plauschen - oder netzwerken, schließlich dürften fast alle von ihnen Unternehmer sein. Sie sind auch wegen ihr gekommen: Pia Poppenreiter, Gründerin. Noch keine 30 Jahre alt, offene blonde Haare, immer wieder kommen ihre österreichischen Wurzeln durch. Sie spricht über Sex und Nicht-Sex, die Ineffizienz von Prostitution, ihrem Geschäftsmodell und wie Frauen beim Gründen eben so ticken.

"Gründen Frauen anders?" - mit der Frage hatte das Private Equity Forum NRW, ein Netzwerk zur gezielten Anbahnung von Geschäftskontakten, von Angebot und Nachfrage, in die Räume des altehrwürdigen Industrie-Clubs geladen. Zunächst lässt sich festhalten: Frauen gründen deutlich seltener. Im vergangenen Jahr waren es laut dem Bundesverband Deutscher Startups nur 13 Prozent. Umso mehr richten sich die Blicke auf Gründerinnen wie Poppenreiter.

"Ich habe mich eben dazu entschieden, in einer männerdominierenden Branche zu arbeiten", sagt sie. Manchmal habe es ihr sogar Türen geöffnet. Vor allem, wenn man so polarisiert. Ihr erstes Start-up ist eine App zur Vermittlung sexueller Dienste. "Ich habe Sexarbeiter gesehen und dachte mir: wie ineffizient", sagt sie. Mit dem Portal habe man versucht, eben jenen eine Möglichkeit zu bieten, fernab der Straße und kriminellen Milieus. Wegen Differenzen mit ihrem Gründungspartner Florian Hackenberger steigt Poppenreiter aber aus. Und gründet erneut. "Ich finde es unfassbar gut, wieder einen Mann als Co-Founder zu haben", sagt sie. Für ihr neues Projekt arbeiten 25 Mitarbeiter, es gab zwei Millionen Euro Fremdkapital. Die Startseite zeigt zwei Menschen, die zum Kuss ansetzen und verspricht "bezahlte Dates". Mehr nicht? "Wir wissen nicht, was die Nutzer auf den Dates machen", sagt Poppenreiter und polarisiert kräftig weiter. Nicht jeder Besucher bleibt bis zum Ende der Veranstaltung, aber es sind deutlich mehr Frauen gekommen, als bei den Veranstaltungen, die das Private Equity Forum sonst veranstaltet.

In die Diskussion steigen auch Tanja Emmerling, Investment-Managerin beim High-Tech Gründerfonds, Wolfgang Lubert, Managing Partner bei Enjoy Venture, und Franziska Schaefermeyer, Investment-Managerin bei Tengelmann Ventures, ein. Sie ermutigen Frauen, wie Frauen zu denken und das in Start-ups einzubringen. Vielleicht hinterfragen sie sich mehr, auf jeden Fall denken sie manchmal anders. Auf keinen Fall aber sollen sie unter sich bleiben. Und - das bestätige sich immer wieder: "Am Ende zählt allein die Leistung", sagt Poppenreiter. Ganz egal, mit welchem Geschlecht man es zu tun habe.

(lukra)
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