Düsseldorf "Wir trinken an Karneval nicht zu viel"

Düsseldorf · Weniger volltrunkene Jugendliche als im Vorjahr mussten an Altweiber behandelt werden. Wer die Jungen und Mädchen nach ihren Trinkgewohnheiten fragt, erfährt: Sie trinken, aber wollen eigentlich nicht die Kontrolle verlieren.

Franziska sitzt mit Freundinnen auf den Stufen an den Rheinterrassen, in der Hand hält sie eine kleine Plastikflasche. Sie trinkt am liebsten Schnaps gemischt mit etwas Süßem. Ältere Freunde besorgen ihr den Alkohol, denn sie ist selbst erst 17. "Es ist noch alles im Rahmen, aber ich bin schon angetrunken."

Franziska ist eine von vielen Jugendlichen, die an Karneval auf offener Straße trinken. Doch immer weniger junge Erwachsene betrinken sich exzessiv. Das zeigen die Zahlen von Altweiber: 24 Minderjährige mussten die Sanitäter wegen übermäßigen Alkoholkonsums behandeln, meldet die Feuerwehr. Im Vorjahr waren es 74. Acht Jugendliche hat der Ordnungs- und Servicedienst in diesem Jahr davor bewahrt, indem er ihnen im Vorfeld hochprozentigen Alkohol abnahm.

Dass die Jugendlichen überhaupt an starken Alkohol gelangen, kritisiert auch Anton. Der zugezogene Student feiert mit 20 Jahren zum ersten Mal Karneval und bemängelt die unzureichende Ausweiskontrolle der Altstadt-Kioske. Er war an Altweiber bereits um 11 Uhr in der Altstadt unterwegs und fand die Anzahl der alkoholisierten Jugendlichen erschreckend. "Die Verkleidung kann das Alter aber auch leicht verschleiern", sagt Anton und versucht damit, die Kioskbesitzer in Schutz zu nehmen.

Paul aus Düsseldorf war an Altweiber selbst dabei - als Sanitäter. Der 17 Jahre alte Schüler trinkt nur selten, höchstens einmal im Monat und dann keinen Schnaps. "Wenn wie gestern jemand das ganze Gesicht voller Scherben hat und sich nicht mehr daran erinnern kann, dass er hingefallen ist, schreckt das schon ab", sagt er. "Ich habe überhaupt nichts gegen Leute, die Alkohol trinken. Aber ich persönlich finde es nicht cool, wenn man die Realität nicht mehr wahrnimmt."

Die 18-jährige Alina und ihre Freunde trinken schon: "Und nicht zu knapp", sagt sie und lacht. "Aber ich bin eher der Typ für Bier-Mischgetränke." Von Hochprozentigem lässt sie an Karneval lieber die Finger. "Mir schmeckt das schon, aber ich will nicht so betrunken sein." Freund Hans nickt in Richtung Rheinterrassen: "Die Jüngeren übertreiben komplett", sagt der 21-Jährige. "Aber ich fürchte, früher waren wir genauso peinlich."

Peinlich ist ein häufiges Stichwort: Trinken, ja. Die Kontrolle verlieren und sich blamieren, nein. Das wollen auch der 21-jährige Niklas und der 18-jährige Max nicht. "Trinken ist gesellig und gehört zu Karneval dazu", meint Niklas. "Aber wir haben uns im Griff und einen konstant guten Pegel."

Die Schwestern Maike, Lisa und Saskia sind aus Berlin gekommen, um mit ihrem Cousin hier Karneval zu feiern. Ein wenig Bier und ein paar "Klopfer" haben sie schon getrunken. An Altweiber waren sie in einer Kneipe. "Ab einem gewissen Alter achtet man schon mehr darauf, wie viel man trinkt", sagt Maike, die mit 25 Jahren älteste Schwester. "Ich bin ehrlich gesagt nicht viel vernünftiger geworden, aber es war auch nie so exzessiv."

(RP)
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