Philippe Crouzet Und Norbert Keusen "Wir werden das Erbe von Mannesmann bewahren"

Düsseldorf · Mannesmann verschwindet aus dem Namen des Rohrherstellers Vallourec. Die Chefs sprechen über die Umbenennung und den Standort.

 Der Vorstandsvorsitzende des Vallourec-Konzerns, Phillippe Crouzet, und Vallourec-Deutschland-Chef Norbert Keusen sprachen mit RP-Wirtschaftsredakteur Thorsten Breitkopf (v.l.).

Der Vorstandsvorsitzende des Vallourec-Konzerns, Phillippe Crouzet, und Vallourec-Deutschland-Chef Norbert Keusen sprachen mit RP-Wirtschaftsredakteur Thorsten Breitkopf (v.l.).

Foto: Bernd Schaller

Mannesmann wird aus dem Namen Ihrer Firma Vallourec & Mannesmann verschwinden. Viele Düsseldorfer finden das äußerst bedauerlich, weil sie mit ganzem Herzen an Mannesmann hängen. Warum gehen Sie diesen Schritt?

Crouzet Ich verstehe die Betroffenheit der Düsseldorfer gut, weil Mannesmann ein Name von hervorragendem Ruf ist, mit dem auch ich mich identifiziere. Ich bedaure den Abschied von Mannesmann. Wir hätten diesen Namen gerne weiterhin behalten. Aber wir haben keine Rechte am Namen Mannesmann. Die liegen bei der Firma Salzgitter. Wir durften die Bezeichnung nur für einige Jahre in einer Übergangszeit führen. Die Zeit wird kurzfristig ablaufen.

Keusen Wir haben uns entschieden, künftig unter dem Namen Vallourec aufzutreten. Nicht weil das der Name der französischen Konzernmutter ist, sondern weil Mannesmann-Röhren und Vallourec in den vergangenen 16 Jahren zusammengewachsen sind. Vallourec und Mannesmann wurden in den vergangenen Jahren ohnehin immer in einem Atemzug genannt.

Wie viel Mannesmann steckt noch in dem neuen Konzern Vallourec?

Crouzet Ich verspreche Ihnen, wir werden das ganze Erbe von Mannesmann weiterführen und bewahren. Das gilt für Qualität, Kundenbindung und Unternehmenskultur — und übrigens auch für die betriebliche Mitbestimmung, die alle erhalten bleiben. Ein gutes Beispiel ist unser neues Forschungszentrum hier in Düsseldorf, das wir diese Woche eröffnet haben. Hier werden die für Mannesmann typischen nahtlosen Rohre weiterentwickelt. Der neue Name ist auch wichtig, weil wir seit dem Zusammengehen mit Mannesmann viele weitere Unternehmen mit anderen Marken übernommen haben. Jetzt geben wir allen eine gemeinsame, neue Identität. Doch die DNA der Mannesmänner bleibt ja bei uns allen erhalten. Darauf bleiben wir sehr stolz.

Wie hoch sind die Kosten für die Umfirmierung?

Crouzet Sie wird nicht viel Geld kosten, weil wir den neuen Namen nicht mit einem Großereignis präsentieren. Wir haben die Umfirmierung Schritt für Schritt in den verschiedenen Ländern umgesetzt. Dazu haben wir immer Ereignisse genutzt, die ohnehin auf der Agenda standen. Für Deutschland war das die Eröffnung des neuen Forschungszentrums und der neuen Firmenzentrale in Rath an der Theodorstraße.

Welche Bedeutung hat Düsseldorf künftig im Vallourec-Konzern?

Crouzet Die beiden Werke in Düsseldorf sind gemeinsam mit dem in Mülheim unser wichtigster Standort für die Produktion nahtloser Rohre. Danach folgt übrigens Brasilien, nicht etwa Frankreich. Wir beschäftigen an den rheinischen Standorten mehr als 4000 Mitarbeiter. Düsseldorf ist die Wiege unseres Unternehmens, weil die Brüder Mannesmann hier als erste das nahtlose Stahlrohr produzierten, unser Kernprodukt bis heute.

Wie sicher ist der Standort Düsseldorf und sein Erhalt?

Keusen Vallourec hat in den vergangenen zehn Jahren deutlich mehr in Düsseldorf investiert, als die Abschreibungen betrugen. Es gibt ja wohl kein deutlicheres Signal, das für einen Standort spricht. Sogar in der Finanzkrise haben wir das durchgehalten. Natürlich müssen wir auch täglich daran arbeiten und alle unsere Energie dafür einsetzen, dass wir die Wettbewerbsfähigkeit unserer Standorte aufrechterhalten.

Die Energiekosten sind auch durch die Energiewende in Deutschland stark gestiegen. In Frankreich sind sie um 40 Prozent niedriger. Warum produzieren Sie nicht in Frankreich?

Crouzet Frankreichs Energie ist deutlich preiswerter, da gebe ich Ihnen Recht. Aber in Frankreich gibt es hohe Steuern und Abgaben, die das ganze wieder aufwiegen. Eine Verlagerung eines Werkes von Deutschland nach Frankreich wegen der Energiekosten wäre nicht gerechtfertigt. Klar, die Energiekosten in Deutschland dürfen nicht ins Unermessliche steigen.

Belastet die Energiewende Ihr Geschäft mit Rohren für Kraftwerke?

Crouzet Die deutsche Energiewende hat dazu geführt, dass in Deutschland keine neuen Kohlekraftwerke gebaut werden. Der Markt mit Kraftwerksrohren ist in Ihrem Land eingebrochen, aber weltweit bleibt er sehr wichtig. Kohle wird auf lange Zeit ein wichtiger Rohstoff bleiben. Und die Nachfrage nach umweltfreundlichen, effizienten Kraftwerken wächst weltweit. Das stärkt unsere Position im Bereich Kraftwerksrohre.

Halten Sie die deutsche Energiewende für einen Fehler?

Crouzet Es steht mir nicht zu, dazu Stellung zu nehmen. Aber als Industrievertreter muss ich davor warnen, dass eine Energiewende zu erhöhten Kosten für die Industrie führt. Wenn die Energiekosten steigen, ist das schädlich für den Standort Deutschland im internationalen Wettbewerb.

Keusen Die Energiewende ist nachvollziehbar und muss auch sein, kritisch ist die Geschwindigkeit. Die Umlage für Erneuerbare Energien ist für uns ein erheblicher Kostenfaktor, denn wir sind zwar ein energieintensives Unternehmen, von der Umlage aber sind wir nicht befreit wie andere.

Düsseldorf gilt als Dienstleistungsstadt. Kommt die Industrie zu kurz?

Keusen Es gab ein Akzeptanzproblem, aber wir sind mit verschiedenen Initiativen, wie zum Beispiel mit dem Masterplan Industrie, auf gutem Weg. Wir haben hervorragende Beziehungen zur Stadt. OB Dirk Elbers erster Firmenbesuch galt nach seinem Amtsantritt uns. Das war ein klares Zeichen.

(RP)
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