Andreas Hartnigk (CDU) "Wir werden OB Geisel vor uns hertreiben"

Düsseldorf · Der Vize-Chef will am Montag an die Spitze der CDU-Fraktion. Er hält Schwarz-Grün für besser als eine große Koalition.

Andreas Hartnigk (50) möchte vom Vize zum Vorsitzenden der CDU-Ratsfraktion aufrücken. Zurzeit trägt er gerne Schwarz-Grün.

Andreas Hartnigk (50) möchte vom Vize zum Vorsitzenden der CDU-Ratsfraktion aufrücken. Zurzeit trägt er gerne Schwarz-Grün.

Foto: Andreas Bretz

Herr Hartnigk, Sie schienen am Abend der Stichwahl auffallend gute Laune zu haben. Weshalb?

Andreas Hartnigk (CDU): "Wir werden OB Geisel vor uns hertreiben"
Foto: Christoph Schroeter

Hartnigk Ich hatte Hochzeitstag, den ich mit meiner Frau bis zum Wahlabend schön verbracht hatte. Das Ergebnis war niederschmetternd. Ich hätte gedacht, dass es knapper ausgeht.

Sie haben Elbers nach der Niederlage kritisiert. Warum nicht früher?

Hartnigk Ich habe nicht ihn kritisiert, sondern festgestellt, dass das Ergebnis auch Ausfluss der fehlenden Kommunikation zwischen CDU-Fraktion und OB-Büro war.

Warum haben Sie sich nicht früher zu Wort gemeldet?

Hartnigk Das haben wir versucht. Der OB war immer bei uns eingeladen. Ich kann ihn aber nicht zum Termin tragen. Das ging im Übrigen auch anderen so.

Armin Laschet, Chef der NRW-CDU, hat Elbers nach der Wahl massiv angegriffen, ihm unter anderem Ich-Bezogenheit vorgeworfen. Was halten Sie davon?

Hartnigk Das ist böses Nachtreten. Auch wenn es inhaltlich nicht ganz falsch ist. Besser hätte ich gefunden, wenn Laschet gesagt hätte, dass wir jetzt die Ärmel hochkrempeln und der OB-Posten in Köln im nächsten Jahr unsere Chance ist.

Die CDU hat viel verloren: OB, acht Mandate, sechs Punkte. Welche Konsequenzen muss die CDU ziehen?

Hartnigk Die CDU ist mit Abstand die stärkste Fraktion im Rat. Das Ergebnis ist aber nicht befriedigend und bedarf einer Analyse. Wir müssen uns programmatisch klarer aufstellen. Das ging bisher nicht.

Weshalb?

Hartnigk Wenn man den OB stellt, hat man immer die Schwierigkeit, dass man womöglich die eigene Stadtverwaltung kritisiert. Das ist jetzt mit einem SPD-OB leichter.

Friedrich G. Conzen tritt als Fraktionschef nicht mehr an, die Vize - Sie und Rüdiger Gutt - kandidieren. Wie sind Ihre Chancen?

Hartnigk Da mache ich mir keine Sorgen. Die Fraktion hat eine echte Auswahl: Ich bin eher der Chancenseher, Gutt eher der Bedenkenträger. Wir schlagen der Fraktion vor, dass der Unterlegene Erster Stellvertreter werden soll, um gemeinsam die CDU für 2020 topfit zu machen.

Im Rat zeichnet sich eine "Ampel" aus SPD, FDP und Grünen ab. Sehen Sie sich schon in der Opposition?

Hartnigk Nein, weil wir für ein schwarz-grünes Bündnis gute Argumente, es aber nicht in der Hand haben. Kommt es zur Ampel, machen wir knallharte Opposition. Gibt es Schwarz-Grün, werden wir den SPD-OB Geisel vor uns hertreiben.

Ein Bündnis mit den Grünen hätte mit 42 von 83 Stimmen eine knappe Mehrheit, eine große Koalition mit der SPD käme auf 56. Attraktiv?

Hartnigk Der Preis eines Bündnisses darf nicht zu hoch sein. Deshalb bevorzuge ich Schwarz-Grün.

Weshalb?

Hartnigk Mit den Grünen sehe ich viele Schnittmengen. Grünen-Fraktionschef Norbert Czerwinski und ich machen seit Jahren im Verkehrsverbund Rhein-Ruhr gemeinsame Verkehrspolitik. Man kennt sich, weiß, wie der andere tickt.

Ein Kernthema der Grünen ist die Förderung des Radverkehrs. Da standen Sie bisher nicht an deren Seite ...

Hartnigk Wir haben das Fahrrad dem Auto gleichgestellt und erst im Herbst ein Radwegekonzept verabschiedet. Was mit uns aber nicht passieren wird, ist, dass der Autofahrer komplett außen vor bleibt.

Wo kommen Sie den Grünen beim Radverkehr entgegen? Mit Radstreifen auf Hauptverkehrsstraßen?

Hartnigk Das kann man pauschal nicht zusagen. Denn wir müssen die Verkehrsmenge mit den steigenden Pendlerzahlen im Auge behalten.

Sie könnten aber durch ein attraktives Angebot mehr Düsseldorfer vom Auto aufs Rad bringen ...

Hartnigk Bei Regen würde nicht jeder das Rad nutzen. Deshalb ist ein gutes Angebot beim Öffentlichen Personennahverkehr wichtiger. Die Infrastruktur insgesamt muss stimmen in Düsseldorf.

Vorrang für Bahnen vor Autos?

Hartnigk Wo das möglich ist, ja. Infrastruktur bedeutet für mich aber mehr als nur Verkehr. Dazu gehören Wohnen und Kultur, das sind attraktive Standortfaktoren. Wobei ich das Einwohnerwachstum nicht als unendlich sehe.

Wie wollen Sie das lenken?

Hartnigk Zum Beispiel über Schulen. Ich kann nicht beliebig neue bauen, nur weil Düsseldorf gerade boomt. In 15 Jahren stehen die leer.

Falls Sie am Montag Vorsitzender werden: Wie wollen Sie die Fraktion aufstellen?

Hartnigk Wir müssen Dinge intensiver diskutieren, Entscheidungen schneller treffen als bisher.

DENISA RICHTERS UND UWE-JENS RUHNAU FÜHRTEN DAS GESPRÄCH.

(dr)
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