Junge Union Düsseldorf fordert Merkel-Rücktritt "Wir wollen den Kadavergehorsam nicht länger dulden"

Düsseldorf · Die Junge Union in Düsseldorf fordert nach dem Aus der Jamaika-Sondierung den Rücktritt von Angela Merkel. CDU-Bundestagsabgeordnete aus NRW zeigen sich von dem Vorstoß wenig begeistert.

 JU-Vorsitzender Ulrich Wensel verteidigt den Antrag.

JU-Vorsitzender Ulrich Wensel verteidigt den Antrag.

Foto: Anne Orthen

Während der Düsseldorfer JU-Chef seit dem Facebook-Post seines Kreisverbands von Interview zu Interview eilt, klingeln im Plenum des Bundestags die Telefone der beiden CDU-Abgeordneten aus der NRW-Hauptstadt immer wieder.

Thomas Jarzombeck, selbst einst Kreisvorsitzender der Jungen Union Düsseldorf, versucht, das Thema wegzulächeln. "Wir waren auch mal jung, das muss man denen nachsehen", sagt er zur der Rücktrittsforderung. Die würde von niemandem geteilt, auch in der Fraktion seien Merkels schärfste Kritiker voll des Lobes für die Verhandlungsführung der Kanzlerin gewesen. "In der augenblicklichen Situation sehen wir als Union und als einen Anker der Stabilität — das sollte man nicht gefährden", sagt Jarzombek dann noch und schließlich kommentiert er auch die am Ende der JU-Sitzung erfolgte Abstimmung über den Antrag: "Zu meiner Zeit sind nicht während der Schließung der Sitzung plötzlich spontane Anträge auf den Tisch gekommen."

 Die CDU-Abgeordneten Thomas Jarzombek und Sylvia Pantel (hier auf einem Bild aus dem Jahr 2016) teilen die Forderung der JU nach eigenen Angaben nicht.

Die CDU-Abgeordneten Thomas Jarzombek und Sylvia Pantel (hier auf einem Bild aus dem Jahr 2016) teilen die Forderung der JU nach eigenen Angaben nicht.

Foto: Endermann Andreas

Genau so sei es aber gewesen, berichtet der JU-Vorsitzende Ulrich Wensel. "Ich wollte die Sitzung gerade beenden, da hat ein Vorstandsmitglied spontan gesagt, er hätte da noch einen Antrag." Eine halbe Stunde sei die Frage, ob man Merkels Rücktritt fordern solle, "heiß diskutiert" worden, dann wurde abgestimmt und die Rücktrittsforderung mit sieben zu zwei Stimmen beschlossen. Die Gegner hätten argumentiert, dass die Forderung zu diesem Zeitpunkt der Partei schaden werde. "Aber wir wollen den Kadavergehorsam, der uns von der CDU auferlegt wird, nicht länger dulden", sagt Wensel selbstbewusst.

Auch CDU-Abgeordnete Sylvia Pantel findet, der Antrag sei zur falschen Zeit gestellt worden. "Wenn es zu einer Minderheitenregierung kommt, sollten wir nicht unsere eigene Kandidatin schwächen", sagte sie unserer Redaktion. Deshalb habe sie den Parteinachwuchs auch schon gefragt, "was die denn da geritten hat." Grundsätzlich sehe sie die Berechtigung der Kanzlerfrage durchaus, und wenn es zu Neuwahlen komme, könne man darüber auch reden.

(sg)
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