Rauchverbot in Kneipen in Düsseldorf Wirte-Demo gegen Nichtrauchergesetz

Düsseldorf · Am 15. Juni wollen Gastronomen vor den Landtag ziehen. Schützen und Karnevalisten sehen ihre Veranstaltungen gestört und gefährdet. Die Stadt registrierte im ersten Monat seit Inkrafttreten des Gesetzes nur wenige Verstöße.

Düsseldorf: Das sind die Rauchoasen
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Viele Gastronomen sehen ihr Geschäft durch das neue Nichtrauchergesetz empfindlich bis existenziell gestört. Deswegen machten gleich Worte wie Ökofaschismus und Gesundheitsdiktatur die Runde, als sich prominente Düsseldorfer im "Till's Eleven" in der Altstadt trafen, um eine Groß-Demonstration gegen das Gesetz zu planen. Am 15. Juni soll der Protestzug vor den Landtag ziehen.

Bürgermeisterin Marie-Agnes Strack-Zimmermann war am Dienstag ebenso dabei wie CC-Präsident Josef Hinkel, Schützenchef Lothar Inden, Rainer Spenke vom Gaststättenverband und Schumacher-Juniorchefin Thea Ungermann — alle sind übrigens Nichtraucher.

Die Initiative geht von Eulenspiegel-Wirtin Annette Helmus aus. Besonders scharf kritisierte die Bürgermeisterin das seit dem 1. Mai in Gaststätten geltende Rauchverbot. "Ein unsägliches Gesetz, das viele um ihre Existenz bringt. Jeder sollte die Freiheit haben, auszuwählen, ob er in einer Raucher- oder Nichtraucherkneipe sein Bier trinkt."

CC-Präsident Josef Hinkel fürchtet um den Karneval. "Das wird bei den Sitzungen ein Kommen und Gehen. Da können wir gleich alle 20 Minuten Pause machen." Günter Korth, Präsident der Radschläger, geht sogar davon aus, dass ein großer Teil der Raucher nicht mehr zu den Veranstaltungen kommt.

Schützenchef Lothar Inden weiß noch nicht, wie es bei der großen Kirmes laufen wird. "Rauchverbot auch in Zelten — ja, aber darf denn geraucht werden, wenn 70 Prozent der Seitenwände offen bleiben? Das wissen wir nicht. Am besten, wir machen nur ein Dach zum Regen- und Sonnenschutz. Allerdings kommt bei solchen Freiluftveranstaltungen kaum Stimmung auf."

Till's Eleven-Wirtin Annette Helmus zieht eine bittere erste Bilanz: "Strömen jetzt etwa verstärkt Nichtraucher in unsere Kneipen? Ich habe sie bei mir noch nicht gesehen. Viele meiner Kollegen haben viel Geld investiert, um ihre Kneipen für das bis zum 1. Mai geltende Gesetz umzurüsten. Alles für die Katz. Rausgeschmissenes Geld."

Brigitte Mylord, die seit fast 50 Jahren an der Hohestraße das Mylord betreibt, denkt ans Aufhören: "Es wird eng, ich versuche wenigstens bis Jahresende durchzuhalten." Das Mittagsgeschäft sei im Mai fast komplett weggebrochen. "Wenn die Leute bei mir nicht mehr rauchen können, bleiben sie weg."

Für die "Waschbütt" an der Achenbachstraße, eine beliebte Fortuna-Kneipe mit Uerige-Ausschank, ist schon am Mittwoch letzter Tag. Die "Draußen-Raucher" störten die Bewohner des Hauses im Zooviertel, Wirt Falco Waldschmidt wollte aber nicht auf das vom Hauseigentümer gewünschte Tageskonzept umschwenken.

Erste Fälle, denen nach Einschätzung von Rainer Spenke viele folgen werden. Der Geschäftsführer des Hotel- und Gaststättenverbandes hat düstere Erwartungen: "Fest steht schon jetzt, dass durch das neue Gesetz 40 Prozent der Kneipen plattgemacht werden. Die übrigen haben große Einbußen."

Bei einer derzeit laufenden landesweiten Umfrage hätten sich bereits am ersten Tag 400 Wirte gemeldet. Die Unzufriedenheit sei groß. Beim gestrigen Treffen wurden Stimmen laut, ob man das neue Gesetz nicht mit einem Bürgerbegehren kippen könne. Spenke sieht darin wie in der Demo einen Ausdruck von Kritik an der Politik. Ansonsten ist er skeptisch, was Erfolge angeht. "Das Gesetz ist bis zum Bundesverfassungsgericht durchgeklagt. Das dürfte bleiben."

(EW/top/das/EW)
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