Düsseldorf WLAN und Tablets für digitales Lernen

Düsseldorf · Computerräume gehören der Vergangenheit an. Bis 2018 sollen alle Schulen mit WLAN ausgestattet sein, bislang sind es zwei Drittel. Das Rückert-Gymnasium nutzt die Technik, um in jedem Klassenraum digitales Lernen zu ermöglichen.

 (v.l. vorne): Deutsch-Lehrer Patrick Trapp unterstützt Belmin, Safire und Patricya beim digitalen Lernen. (v.l. hinten) Justin, Lydia und Gero lassen sich von Englisch- und Spanisch-Lehrer Michael Billowie Übungen zeigen.

(v.l. vorne): Deutsch-Lehrer Patrick Trapp unterstützt Belmin, Safire und Patricya beim digitalen Lernen. (v.l. hinten) Justin, Lydia und Gero lassen sich von Englisch- und Spanisch-Lehrer Michael Billowie Übungen zeigen.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Wenn im Chemieunterricht der 9. Klasse die Redox-Reaktion noch einmal für alle wiederholt wird, darf Justin Rieß (14) sich ein Tablet oder einen Laptop schnappen, um an einem ruhigen Ort eine seiner drei Fremdsprachen zu lernen. "Justin kann den Stoff sowieso schon, da nutzt er besser die Zeit mit etwas anderem, als sich zu langweilen", findet Dorothee Pietzko, Schulleiterin am Rückert-Gymnasium, die in der Klasse Chemie unterrichtet.

Möglich ist diese flexible Art zu lernen, seitdem das Gymnasium mit WLAN ausgestattet wurde. Dazu hat die Stadt die Schule mit 60 iPads und 60 Laptops ausgestattet. Das bietet Schülern und Lehrern viele Vorteile. Zum Beispiel beim Sprachenlernen. "Ich kann im Unterricht wesentlich individueller auf die Schüler eingehen", so die Erfahrung von Deutsch-Lehrer Patrick Trapp. Von den 750 Schülern des Gymnasiums kamen etwa 70 erst vor einiger Zeit nach Deutschland und lernen noch die Sprache. Belmin (16) ist einer von ihnen. Er kam vor zwei Jahren aus Bosnien nach Düsseldorf und nutzt gern das Sprachförder-Programm "Tell me more", um selbstständig seine Deutsch-Kenntnisse zu verbessern. Über ein Tutorenportal kann sein Lehrer schnell einschätzen, wo er noch Hilfestellung braucht.

Doch auch beim Fremdsprachenlernen sind die digitalen Hilfen bei den Schülern beliebt. Gero Kenning (14) hat sich für einen Austausch in Neuseeland beworben, mit dem Tablet trainiert er für den Sprachführerschein. "Damit kann ich zeigen, dass ich die Sprache beherrsche", sagt er. Und schließlich mache sich das auch später bei Bewerbungen im Lebenslauf gut. "Das Programm ist super einfach zu benutzen und eine gute Abwechslung beim Lernen", sagt Lydia Schmiedel. Die Elftklässlerin besucht den Englisch-Leistungskurs und bereitet sich zu Hause mit den Lernprogrammen auf ihr Cambridge-Certificate vor. Die gute IT-Ausstattung hat Schulleiterin Pietzko dazu veranlasst, das Gymnasium zum Vorbereitungs- und Prüfungszentrum für einige Sprachzertifikate zu machen. Durch die Umstellung der Hardware auf mobile Geräte konnten die früheren drei Computerräume in Klassenräume umgewandelt werden. Das war auch nötig, denn das Gymnasium wird auf fünf Klassenzüge ausgebaut.

Am Rather Kreuzweg sind nun drei Schulen digital gut ausgestattet: Gymnasium, Grundschule und die Hauptschule, an der es jetzt für jeden Schüler ein Tablet gibt. In der kommenden Woche präsentiert die Hauptschule sogar ihr Konzept bei Apple in London. Den technischen Fortschritt an den Schulen unterstützt hat auch die Bezirkspolitik: Die Installation von WLAN mit Kosten von insgesamt 180.000 Euro förderte sie mit der Hälfte. Die Ausstattung mit Laptops und iPads im Wert von 70.000 Euro finanzierte die Stadt. Die Geräte sollen unter den Schülern nach dem Prinzip einer Bibliothek ausgeliehen werden.

Mit der technischen Aufrüstung sieht Florian Dirszus vom Schulverwaltungsamt das Gymnasium bei der Entwicklung weg vom Frontalunterricht hin zum selbstständigen und individuelleren Lernen schon einen guten Schritt weiter. "Wir haben die Infrastruktur geschaffen, um sich in kleineren Oasen zu separieren."

Damit später die Jugendlichen auch ihr eigenes Gerät in der Schule nutzen können, muss die Netzarchitektur dort allerdings noch weiter ausgebaut werden. Schließlich soll bundesweit bis 2021 für jeden Schüler der Zugang ins Internet möglich sein. "Bei 75.000 Düsseldorfer Schülern ist das eine Größenordnung wie bei einem Konzern. Das will gut geplant sein", sagt Kempers, der für die Stadt das Projekt eschool betreut.

(RP)
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