Erlebniszone Medienhafen Wo der Düsseldorfer spazierengeht

Wo einst Hafenarbeiter schufteten, brüten heute die Kreativen in schicken Gebäuden über neue Werbekampagnen. Abends wird der Medienhafen dank Kino und Restaurants zur Erlebniszone für Düsseldorfer und Menschen aus dem Umland.

Fünf Dinge, die man im Medienhafen erlebt haben sollte
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Fünf Dinge, die man im Medienhafen erlebt haben sollte

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Foto: Tonight.de/Ronny Hendrichs

Der Mann arbeitet in der Werbeindustrie, und dort neigt man zu Übertreibungen. Aber wenn Ulrich Tillmanns, 58, sagt, dass er das Büro mit dem schönsten Ausblick der Stadt habe, lässt sich dem Vorsitzenden der Markenagentur Ogilvy & Mather Deutschland nur schwer widersprechen. In seinem Büro im Medienhafen, im "Wolkenbügel", sieht er alles, was die Silhouette der Stadt ausmacht. Und man hat das Gefühl, bis zum Burgplatz sind es höchstens fünf Minuten zu Fuß.

Ulrich Tillmanns kennt sich aus im Medienhafen. Er arbeitet dort seit 2002, er kennt genug Geschichten, um damit ein ganzes Buch zu füllen. Der Wolkenbügel ist der ideale Auftakt für einen Rundgang durch den Medienhafen, weil der Wolkenbügel neu ist, er sich aber über ein saniertes Hafengebäude beugt, das unter Denkmalschutz steht.

Das Hyatt-Hotel bei der Eröffnung
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Das Hyatt-Hotel bei der Eröffnung

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Das Alte und das Neue treffen im Medienhafen zusammen. Alte Gebäude und neue Hochhäuser. Alte Strukturen und neue Ideen. Das Wort "Medienhafen" ist ja auch so ein passendes Symbol. Früher schufteten hier die Hafenarbeiter, heute brüten die Kreativen. Wer diese Kreativen sehen will und die anderen Kopfarbeiter wie Architekten und Unternehmensberater, der kommt am besten zur Mittagszeit, wenn diese in die umliegenden Restaurants und Bars ausströmen, um kurz mal Distanz zwischen Büro und Geist zu lassen.

Man muss Tillmanns nicht zwingen, über den Medienhafen zu schwärmen, schließlich wurde hier jedes Gebäude von einem anderen Star-Architekten entworfen. Diese Gebäude verteilen sich einigermaßen gleichmäßig an den Straßen Speditionsstraße und Julo-Levin-Ufer auf der linken Seite, Am Handelshafen, Kaistraße, Zollhof und Hammer Straße auf der rechten Seite. Hier passt nichts zusammen und deshalb sehr gut. "Ein sehr weltstädtischer, sehr internationaler Ort." Diese Weltklasse-Architektur finde man kein zweites Mal in Düsseldorf. "Früher sind wir im Grafenberger Wald spazieren gegangen, heute gehen die Düsseldorfer sonntags im Medienhafen spazieren."

Sogleich fällt ihm die Geschichte von den Hyatt-Türmen ein. Früher habe sich dort das "Monkey?s Island" befunden, Deutschlands erste Strandbar, erdacht von Kunstberater Helge Achenbach. Als dort dann die zwei Türme errichtet wurden, in denen rechts das Hyatt und links Büros untergebracht wurden, waren die Düsseldorfer gar nicht so begeistert. Deshalb erließ die Stadt die Auflage, dass es den Bürgern weiter möglich sein müsse, um die Gebäude herumzuspazieren und sich dort niederzulassen, ohne dafür etwas aus dem Hause Hyatt konsumieren zu müssen.

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Es ist auch nicht sonderlich schwierig, Tillmanns über die Gastronomie vor Ort schwärmen zu lassen. Denn das ist neben Werbe- und Beraterindustrie ein weiteres Standbein des Medienhafens. Abends gehen die Düsseldorfer hier gerne aus, wenn auch nicht mehr zum Tanzen. Die "Harpune" und den Club "3001" sind Geschichte. Das Multiplex-Kino mit der breitesten Leinwand Düsseldorfs (24 Meter) gibt es hingegen noch. Es hat einigen Kinos im Zentrum den Todesstoß versetzt.

Arktische Eindrücke am Medienhafen
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Arktische Eindrücke am Medienhafen

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Tillmanns lobt die Kombination von preiswerter und guter Küche, gerade zur Mittagszeit bekämen die Mitarbeiter hier Gerichte für fünf Euro. Man kann aber auch deutlich teurer speisen. Im Sterne-Restaurant "Berens am Kai" (Kaistraße 16) lässt sich gehobene französische Küche genießen. Für Tillmanns ist das "die Spitzenadresse in Düsseldorf". Und wo wir bei den Superlativen sind: "Patrick?s Seafood" bezeichnet er als bestes Fischrestaurant der Stadt. Bodenständiger wird es an der Hammer Straße. Das "Eigelstein" serviert nicht nur Kölsch, sondern auch gutbürgerliche Brauhausküche.

"Das spricht doch für die Düsseldorfer Toleranz, dass hier Kölsch ausgeschenkt werden darf", sagt Tillmanns. "Roberts Bistro" hat einst ein ehemaliger Sterne-Koch eröffnet, der keine Lust mehr auf Sterne-Küche hatte. Auch der neue Betreiber setzt auf französisch inspirierte Küche in lockerer Umgebung. Gute Cocktails hat er auch auf der Karte, wie Tillmanns sagt, der für diesen Zweck auch gerne das Hyatt und die "Meerbar aufsucht" in den berühmten schiefen Gehry-Bauten.

Das "Curry", ebenfalls an der Hammer Straße, wertet die Imbissküche auf und gibt sich als eine Art Wurst-Restaurant mit Weinkarte. Berühmt geworden ist sie, weil sich dort auch Currywurst mit Blattgold bestellen lässt. Tillmanns hat das auch schon mal probiert, bloß schmeckt Blattgold nach nichts. "Das bietet man eben an, weil es Schickimicki ist", sagt er. Und noch mehr Schickimicki sollte der Medienhafen lieber nicht werden. Nicht noch sauberer. Tillmanns sagt "Es ist on the edge."

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