Fischgaststätte Walldorf in Flingern Wo der Hering aller Ehren wert ist
Düsseldorf · Wer den Hering nicht ehrt, ist den Hummer nicht wert - dieser so schlichte wie eindringliche Sinnspruch grüßt den Gast, wenn er eine Perle der Düsseldorfer Gastronomie aufgespürt hat: Unscheinbar mitten im unglamourösen Flingern liegt die Fischgaststätte Walldorf, ein winziges Etablissement mit gerade gut 20 Plätzen.
Drinnen ist Adenauer Bundeskanzler und der Aufschwung in vollem Gange. Denn drinnen ist 1959. Seit bald 50 Jahren kochen, braten, dünsten und marinieren die Walldorfs Meeresgetier. Inzwischen steht die zweite Generation hinter der Theke: Evelyn Küper und ihre Schwester Margot kennen die meisten Gäste mit Namen. Und wer unbekannt ist, der bleibt es nicht lange. Walldorf ist eher eine große gute Stube als ein Restaurant. Ein echtes kleines Wirtschaftswunder.
Wir machten die Probe aufs Exempel - wie es sich gehört, an einem Freitag. Unter allerhand Krustentieren als Wandschmuck probierten wir die gehaltvolle Tagessuppe, die es zusammen mit dem Hauptgericht gibt: in diesem Fall Tomate. Spargelcrème war auch im Angebot. Danach gab's Seelachs aus der Pfanne mit Salzkartoffeln und Salat (mit Suppe 9,50 Euro), warm, und zwei Bratheringe mit Bratkartoffeln (mit Suppe 7,70), kalt. Vom würzigen Seelachs könnte sich mancher Fischstäbchen-Käpt'n eine Scheibe abschneiden, und das fein säuerliche Heringsfleisch rutschte nur so von der Gräte. Walldorfs Angebot richtet sich nach der Marktlage - es kann auch Rotbarsch, Heilbutt, Kabeljau, Steinbeißer oder Scholle auf den Teller kommen.
Selbst für Fischverächter hat die Fischgaststätte einiges auf Lager: Schnitzel, Koteletts, Nierchen und Würstchen (mit Beilage, teils mit Suppe, für 5,20 bis neun Euro). Der hausgemachte Kartoffelsalat dazu ist ein weiteres starkes Walldorf-Argument. Nachtisch gibt's allerdings keinen.
Trotzdem: Wer einmal ins ganz andere Düsseldorf abtauchen will, in die Stadt jenseits der Austerngesellschaft von der Kö, der sollte sich schnell auf den Weg nach Flingern machen. Und dort den Hering ehren, versteht sich. -
