Serie Unser Rhein Wo Reiten am Rhein möglich ist

Düsseldorf · Wohl kaum ein anderer Stadtteil in Düsseldorf dürfte so vom Pferdesport geprägt sein wie Lohausen. Über 200 Pferde sollen hier leben. Alle Arten von Reitsport sind vertreten.

 Voltigieren, Springen und Dressur gehören zu den Schwerpunkten im Lohauser Reit- und Fahrverein, der vor 38 Jahren gegründet wurde.

Voltigieren, Springen und Dressur gehören zu den Schwerpunkten im Lohauser Reit- und Fahrverein, der vor 38 Jahren gegründet wurde.

Foto: Schaller,Bernd

Franziska nimmt Anlauf, hält sich fest und springt mit Schwung auf den Rücken von Pferd Ricco, absolviert dort eine Turnfigur und räumt dann den Platz für die nächste Turnerin. Derweil läuft Ricco unermüdlich an der Longe seine Runden und lässt sich nicht von dem aus der Ruhe bringen, was auf seinem breiten Rücken passiert. Er ist das gewohnt, denn schließlich trainiert er mehrfach in der Woche das Voltigieren mit verschiedenen Gruppen. Diese Sportart ist neben Springen und Dressur einer der Schwerpunkte beim Lohauser Reit- und Fahrverein. "Wer bei uns mit dem Reiten beginnt, soll nach Möglichkeit erst Voltigieren lernen. Dabei wird das Gleichgewichtsgefühl gestärkt und Vertrauen zu den Pferden aufgebaut", sagt Egon Klassen, seit 1979 Vereinsvorsitzender.

Besonders beim therapeutischen Reiten mit geistig- oder körperlich behinderten Kindern werden beim Voltigieren beachtliche Erfolge erzielt. "Die Motorik wird angeregt, die Kinder entspannen sich und werden lockerer", sagt Klassen. Bereits seit über 20 Jahren wird in Lohausen Behindertensport angeboten. Zwölf Kinder nehmen zurzeit das Angebot wahr. Damit erfüllt der Verein sein Ziel, den Reitsport für jeden zu ermöglichen. "Auch für Menschen mit weniger Geld", sagt der Vorsitzende. So bezuschusst der Verein jede Reitstunde, bietet Ferienfreizeiten an und unterhält Kooperationen mit sechs Düsseldorfer Schulen. Das ist aber nur möglich, weil viel Geld eingespart werden kann, da viele Aufgaben von Vereinsmitgliedern ehrenamtlich übernommen werden. Pläne regeln beispielsweise, wer mit Füttern oder Ausmisten an der Reihe ist und eine "Rentnergang" ist unermüdlich im Einsatz und pflegt die 16 000 Quadratmeter große Anlage und die Reithalle. Und jahrelang haben die Mitglieder auf dem Gelände mit angepackt, Zäune errichtet, Wege gezogen und Ställe und das Vereinshaus gebaut. Denn als der Verein vor 23 Jahren das Grundstück von der Stadt pachtete, war dieses noch eine Garten- und Brachfläche. "Nur mit Unterstützung des Flughafens, der uns Mitarbeiter und schweres Gerät zur Verfügung stellte, war es überhaupt möglich, daraus eine Reitanlage zu schaffen", sagt Klassen.

Der Flughafen war es auch, der nach Sturm Ela einsprang und mithalf, das Gelände wieder herzurichten. "Wir standen nämlich unter Zeitdruck, da unser großes Dressur- und Springturnier nahte", sagt Klassen. Dieses wurde im August zum 36. Mal ausgetragen und ist weit über die Stadtgrenzen hinaus bekannt. Zu der Stadtmeisterschaft wurden diesmal und 500 Pferde für über 1000 Starts gemeldet und haben ihr Können in den verschiedensten Kategorien gezeigt. "Das ist immer der Höhepunkt in unserem Vereinsleben", sagt Klassen.

Obwohl die Reitanlage mit der Reithalle mitten in einem Wohngebiet liegt ist eine Anbindung an ein großes Reitwegenetz vorhanden. "Man kann also von hier aus wunderschöne lange Ausritte entlang des Rheins unternehmen." Indirekt ist der Rhein aber für ein Problem des Vereins verantwortlich. Da die Hauptfließrichtung des Grundwasser im wesentlichen von Osten nach West zum Rhein hin erfolgt, gelangte durch PFT verunreinigtes Grundwasser vom Flughafen aus auf Lohauser Gebiet. Die Stadt Düsseldorf hat deshalb letztes Jahr untersagt, in den betroffenen Arealen bis 2027 Wasser zu entnehmen. "Diesen Sommer war es zum Glück nicht so trocken. Wenn wir aber unsere Anlage wässern müssen, damit die Nachbarn nicht durch Staub belästigt werden, kann uns das nun einen fünfstelligen Betrag kosten", sagt Klassen. Geld, das eigentlich für die stark gestiegenen Heu-, Stroh-, Futter- und Energiekosten benötigt würde. "Wir hoffen nun, dass die Sanierungsarbeiten schneller voranschreiten, als ursprünglich geplant, damit wir wieder Wasser aus dem Brunnen entnehmen können", sagt der Vorsitzende.

(RP)
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