Düsseldorf Wo Städter schon ans Ernten gehen

Düsseldorf · Blumen, Gemüse und Früchte warten auf fleißige Hände: An verschiedenen Orten mitten in der Stadt ist jetzt Erntezeit.

 Evelyn Andernach beim Blumenpflücken im "Bauerngarten".

Evelyn Andernach beim Blumenpflücken im "Bauerngarten".

Foto: Bernd Schaller

Meine Ernte Auf insgesamt 180 Beeten jäten, gießen und ernten die Hobbygärtner von "Meine ernte"auf der Anlage am Volmerswerther Deich. Profi-Gärtner pflanzten dort zum Teil schon vor, allerdings gibt es auch "Wunschbeete", auf denen Städter wie Rodin Peseschgsadeh ihren eigenen Kopf durchsetzen können. Die 43-Jährige hat schon zum dritten Mal ein Beet auf der Anlage ergattert, lernt aber noch immer dazu. "Ganz am Anfang habe ich es noch mit Erdbeeren versucht, die haben mir aber die Kaninchen alle weggefressen", sagt die Zahnärztin.

 Rodin Peseschgsadeh mit einer selbst gezüchteten Zucchini in ihrem Garten von "Meine Ernte" am Volmerswerther Deich.

Rodin Peseschgsadeh mit einer selbst gezüchteten Zucchini in ihrem Garten von "Meine Ernte" am Volmerswerther Deich.

Foto: Hans-Jürgen Bauer

Ebenso erging es ihren Auberginen, deshalb gibt es auf ihrem Pflanzstreifen jetzt vor allem grünes Gemüse, Salat und Kartoffeln. "Die kann man jetzt schon ernten, außerdem lassen sie sich gut lagern", sagt Peseschgsadeh. Für einen Kleingarten würde sie nicht auf ihr kleines Reich mit Rheinblick verzichten: "Da gibt es dann wieder Zäune und Zwege, da habe ich keine Lust drauf." Was der Garten ihr bedeutet, zeigt sich am kleinen Namensschildchen, das am Kopfende ihres Beets steht: "El paradiso".

"Für mich ist das hier wirklich eine Energiequelle. Wenn abends die Grillen zirpen, fühlt man sich wie im Urlaub." Abends und morgens seien auch die Zeiten, an denen die meisten ihrer Beetnachbarn zum Gießen, Unkraut jäten und Ernten kämen - teilweise direkt nach der Arbeit. "Es gibt hier auch Geschäftsmänner, die mit Anzug und Krawatte kommen." Wer gar keine Ahnung vom Gärtnern hat oder nicht jeden Tag zum Gießen kommt, holt sich Hilfe beim Nachbarn.

 Jan Teschel verkauft Obst und Gemüse am Parkplatz nahe des "Bauerngartens" am Aaper Wald.

Jan Teschel verkauft Obst und Gemüse am Parkplatz nahe des "Bauerngartens" am Aaper Wald.

Foto: Schaller,Bernd (bs)

"Den meisten geht es hier nicht um die Selbstversorgung. Es ist reine Liebhaberei", sagt Peseschgsadeh. Bauerngarten Rath Wer kein eigenes Beet hat, seine Beeren aber trotzdem am liebsten selber pflückt, kann das im "Bauerngarten" am Aaper Wald tun. Neben dem Parkplatz Fahneburgstraße, Höhe Bauenhäuser Weg verkauft Jan Teschel Obst und Gemüse, die meisten Leute kommen aber wegen des Selbstpflückbeetes. "Die Saison für Erdbeeren geht noch bis Ende des Monats", sagt Teschel, "Himbeeren fangen aber jetzt erst an.

" Bis Oktober können Besucher jeden Tag von 10 bis 18 Uhr selbst pflücken und sich für einen fairen Preis ihren gefüllten Korb mit Beeren mitnehmen. Im nächsten Jahr sollen zu den Erd- und Himbeeren auch noch Johannisbeeren dazukommen. Wer schlau ist, kommt noch in den Sommerferien. "Da ist nicht so viel los", sagt Teschel. "Die Himbeeren werden jetzt gerade jeden Tag größer." Wer zu seinem Obstkörbchen auch noch ein Geschenk oder etwas für den Frühstückstisch sucht, kann sich im Bauerngarten auch günstige Blumen schneiden.

Blumenfeld Angermund Unterwegs stadtauswärts nach Angermund liegt auf der linken Seite des Gerichtsschreiberwegs ein großes Feld, auf dem Besucher sich ihre Blumen selbst schneiden und in einer "Kasse des Vertrauens" bezahlen: Sonnenblumen für 70, Dahlien für 30 und Gladiolen für 60 Cent. Die Hitzeperiode haben die Blumen dank der Pflege von Besitzer Joachim von Holtum gut überstanden. "Es war aber gut, dass es jetzt endlich mal ein bisschen geregnet hat", sagt der Landwirt.

Gemeinsam mit seiner Schwester kümmert er sich um die Pflege des rund einen Hektar großen Feldes. Dass am Ende der Saison keine Blumen mehr da sind, ist angesichts der Menge von etwa 40 000 Gladiolen nicht zu befürchten. "Das Feld gibt es jetzt im sechsten Jahr", sagt von Holtum. Vandalismus habe er noch nicht erlebt, die Menschen respektieren das Konzept zur Selbstbedienung und beachten auch die Wege. Jeder kann dort seine Blumen selbst schneiden, bezahlt wird an der kleinen Holzkasse, bei der auch die Messer zum Schneiden liegen.

"Das hat bisher immer gut funktioniert, es würde sich auch nicht lohnen, dort noch jemanden zum Kassieren hinzusetzen", sagt Joachim von Holtum. Wer die besten Blumen wolle, müsse in einigen Tagen Ausschau halten: "Die Saison fängt ja gerade erst an, so in etwa zwei Wochen ist Hauptsaison."

(RP)
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