Düsseldorf Kampf um Wohnraum im Düsseldorfer Norden

Düsseldorf · SPD, Grüne und FDP streiten sich derzeit, ob sie im Düsseldorfer Norden neue Wohnungen bauen lassen sollen. Dafür sollen landwirtschaftliche Flächen verschwinden.

 Eine Luftbild-Aufnahme des Areals.

Eine Luftbild-Aufnahme des Areals.

Foto: Andreas Endermann

Sollen im Düsseldorfer Norden viele neue Wohnungen entstehen und dafür landwirtschaftliche und Grün-Flächen geopfert werden? Die Verwaltung bringt ein Papier in die politischen Gremien ein, das für sieben Flächen einen kurz- und mittelfristigen und für zwei weitere Flächen einen langfristigen Planungsstart annimmt. Dabei geht es um eine vierstellige Zahl neuer Wohnungen. Ihr Bau ist hochumstritten und kann zum Scheitern der Ratskooperation von SPD, Grünen und FDP führen.

"Diese Pläne sind der Frontalangriff", sagt FDP-Fraktionschef Manfred Neuenhaus. Man habe sich im Kooperationsvertrag auf die Formel "Innen- vor Außenverdichtung" geeinigt, darauf werde man bestehen. "Ich kann nur sagen: Bürger, schützt eure Anlagen", meint Neuenhaus. Die Versiegelung großer Flächen verringere die Lebensqualität in der Stadt, keine Miete sinke wegen der neuen Wohnungen. "Wir schaffen einen Bedarf für Menschen, die nicht hier leben." Hinzu kommen Verkehrsprobleme, die jeder Gesprächspartner nennt: die schon heute überfüllte U79, tägliche Staus auf alter B8 und neuer B8n.

Wohnen statt Landwirtschaft: Kampf um Wohnraum im Düsseldorfer Norden
Foto: Podtschaske

Das prominenteste Gebiet liegt nördlich der Kalkumer Schloßallee. Allein hier, hieß es zunächst, seien 1000 Wohneinheiten möglich, auch sind Sportstätten, Schulen und Senioreneinrichtungen gewünscht. Später sprach man von 500 Wohnungen. Tatsächlich steht noch nichts fest, was nahezu für alle Potenzialgebiete gilt, aber das Vertrauen nicht steigert. "Wir wollen kein zweites Einbrungen", sagt CDU-Fraktionsvize Andreas Hartnigk.

Kleinere Verdichtungen seien denkbar. "Alles andere lehnen wir ab." Auf jeden Fall wird es am Wasserwerksweg in Wittlaer 100 Wohneinheiten geben. Das Areal gehört den Stadtwerken Duisburg und da dort ein gültiger Bebauungsplan besteht, hat die Stadt Düsseldorf nur begrenzten Einfluss auf das Projekt.

Die beiden anderen Parteien der Ampel-Kooperation haben sich in internen Runden mit dem Planungsamt eher offen für die Überlegungen gezeigt. SPD-Fraktionschef Markus Raub wendet sich zwar gegen "zügelloses Bebauen", will aber "nicht alles ausschließen". Innen- vor Außen- heiße nicht Innen- statt Außenverdichtung. Man müsse vernünftig jeden Einzelfall prüfen. Grünen-Fraktionssprecher Norbert Czerwinski betont, dass man am Anfang eines Verfahrens stehe und keinesfalls wolle, dass Menschen ihre Stadtteile nicht wiedererkennen. "Wir müssen fragen, was für sie und für die Natur verträglich ist."

Vor Ort beginnt jetzt die Debatte. "Wenn die Bebauung zum Umfeld und Charakter des Ortes passt, stehe ich ihr positiv gegenüber", sagt Andrea Lindenlaub, Vorsitzende von Handwerk & Handel in Angermund. Durch neue Kunden könne sich der Handel weiterentwickeln. Anders Armin Mahn, 2. Vorsitzender des Heimat- und Bürgervereins Kaiserswerth: "Es wäre schade, wenn die Freiflächen, die als Naherholungsgebiet genutzt werden, wegfallen." Er befürchtet mehr Probleme am Nordstern. "Jedes Auto, das dort hinzukommt, erhöht die Belastung. Es müssen Lösungen erarbeitet werden, bevor gebaut wird."

Bernhard von Kries, Vorsitzender der Aktionsgemeinschaft der Heimat- und Bürgervereine, sieht neue Begehrlichkeiten wachsen. Er befürchtet, dass die städtebauliche Qualität des Nordens zerstört werden könnte. Die Ortsteile müssten als eigenständige Siedlung erkennbar bleiben. Und: "Die Freiflächen sind eine wichtige Frischluftschneise für die Gesamtstadt."

(RP)
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