Handwerks-Präsident in Düsseldorf ist tot Wolfgang Schulhoff, ein streitbarer Demokrat

Düsseldorf · Der Handwerks-Präsident war ein Intellektueller mit Bodenhaftung, ein unabhängiger Christdemokrat und ein großer Förderer der Kunst. Er starb in der Nacht zu Dienstag im Alter von 74 Jahren in Düsseldorf.

Reaktionen zum Tod Wolfgang Schulhoffs
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Foto: RP

Wolfgang Schulhoff war stets ein engagierter Streiter für seine Überzeugungen. Seinen letzten großen Auftritt hatte er im Januar beim Dreikönigs-Treffen der Handwerkskammer Düsseldorf, wo er für den Erhalt des Meisterbriefes und eine bessere Energiepolitik kämpfte. Obwohl von seiner Krebserkrankung gezeichnet, führte der 74-Jährige die Debatte mit Klugheit und Witz. So wie man es von dem Handwerks-Präsidenten, Bundes- und Kommunalpolitiker seit Jahren gewohnt war. In der Nacht zu Dienstag starb Wolfgang Schulhoff in Düsseldorf.

NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft äußerte sich "tief getroffen". Mit Schulhoff gehe einer der bedeutsamsten Vertreter des Handwerks verloren und ein unermüdlicher Streiter für den Wirtschaftsstandort NRW, betonte Kraft.

Am 14. Dezember 1939 in Düsseldorf geboren, hatte Schulhoff als Kind seine Heimatstadt im Krieg erlebt. Als Fünfjähriger wurde er nach alliiertem Beschuss durch einen Granatsplitter verletzt. Ein SS-Arzt rettete ihm mit einer Operation das Leben. "Ausgerechnet ein SS-Arzt! Schließlich waren wir verfemt, mein Vater wurde von den Nationalsozialisten verfolgt", berichtete Schulhoff später. Solche Erlebnisse und der starke Vater prägten ihn. Georg Schulhoff hatte nicht nur 1926 den gleichnamigen Installationsbetrieb gegründet, den der Sohn später übernahm. Georg Schulhoff war auch selbst Handwerks-Präsident und CDU-Politiker gewesen. Im Unternehmen, in Politik und Kammer — überall trat Wolfgang Schulhoff in die Fußstapfen des Vaters. Das zwang ihn, sich freizuschwimmen und unabhängig zu machen.

Auch in der Partei nahm sich Schulhoff stets das Recht heraus, eine eigene Meinung zu haben. Für die CDU saß er von 1983 bis 2002 im Bundestag. Aus seiner Kritik an der Wirtschaftspolitik von Angela Merkel machte er keinen Hehl. Er mahnte, die CDU müsse ihrem ordnungspolitischen Kompass folgen.

Engagiert kämpfte er gegen die Fehler beim Euro — und blieb ein überzeugter Europäer. Eine seiner letzten Reisen führte ihn 2013 nach Polen, wo er mit dem höchsten Orden des Landes ausgezeichnet wurde. Für die Selbstbehauptung der Polen sei ihre Heimatliebe und ihr "unbändiger Freiheitswille" entscheidend, betonte Schulhoff in seiner Dankesrede — und sagte damit auch viel über sich aus. Politik betrieb er mit Leidenschaft, ohne ihr verfallen zu sein.

Leidenschaftlich war auch Schulhoffs Engagement für die Kunst. Mit großem Einsatz förderte er die Museumsinsel Hombroich. Durch den Hombroich-Gründer Karl-Heinrich Müller war er einst zur Kunst gekommen. "Müller fand das erste Bild, das ich in meinem Leben gekauft hatte, scheußlich und hat mich auf gemeinsamen Reisen an die Kunst herangeführt", erzählte Schulhoff. So wurde er selbst zum kundigen Sammler.

Wolfgang Schulhoff war stets beides: Intellektueller und Handwerker. Nach dem Abitur 1959 machte er eine Lehre als Installateur, dann studierte er an der Universität Köln Wirtschaftswissenschaften. Er veranstaltete in der Kammer Symposien, las ökonomische Denker von Keynes bis Röpke. 1994 wurde Schulhoff Honorarprofessor an der Hochschule Mittweida. Ordnungspolitik war sein Steckenpferd. Die Finanzkrise 2007 bewies ihm einmal mehr, wie gefährlich die fehlende Haftung von angestellten Managern für die Marktwirtschaft war.

Als Handwerks-Präsident hatte Schulhoff kurze Drähte in die Betriebe, das sorgte für Bodenständigkeit qua Amt: Der Professor wusste stets, wo die kleinen Leute der Schuh drückte. Er erlebte, wie sich Berliner oder Brüsseler Politik im Leben auswirkten. Abgehobenheit hat ihm keiner vorwerfen können. Selbstverständlich war für ihn guter Kontakt zu politisch Andersdenkenden — bei SPD, FDP und Grünen sprechen viele von ihm mit Respekt.

Wie viele Männer in Spitzenpositionen genoss Schulhoff den öffentlichen Auftritt und übte gerne Einfluss aus. Sein großer Tag war regelmäßig die jährliche Meisterfeier der Kammer. Stolz wie ein Vater blickte er dann auf all die frischgebackenen Handwerksmeister, die dort geehrt wurden. Ebenso stolz war er auf die Redner, die er Jahr für Jahr für diese Feier gewinnen konnte. Kaum ein Kanzler, der nicht für Schulhoff nach Düsseldorf gekommen war.

Im Frühjahr findet die Meisterfeier das nächste Mal statt. Nicht nur dort wird Schulhoff fehlen.

(RP)
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