Düsseldorf So schön wohnt der Herr Xi aus China

Düsseldorf · Wenn am Samstag Staatspräsident Xi Jinping kommt, wird er von der Stadt wenig sehen, aber die Präsidentensuite des Interconti kennenlernen. Man hofft, dass er ein chinesisches Generalkonsulat für Düsseldorf ankündigt.

 Die Präsidenten-Suite des Interconti. Sie liegt auf dem Dach des Hotels, von ihren Terrassen aus hat man einen schönen Blick auf die Kö.

Die Präsidenten-Suite des Interconti. Sie liegt auf dem Dach des Hotels, von ihren Terrassen aus hat man einen schönen Blick auf die Kö.

Foto: Soenne-Architekturfotograf

Als Queen Elizabeth II. vor nicht allzu langer Zeit in Düsseldorf war, gab's Sauerbraten — und Britanniens Königin ließ einen blitzeblank leer gegessenen Teller zurück. Wenn Chinas Staatspräsident Xi Jinping am Samstagmittag anreist und am Abend zum Dinner ins Interconti bittet, dürfte man sich ebenfalls etwas ganz besonderes einfallen lassen: Das Team um Interconti-Chef-Koch Florian Conzen tüftelt schon seit Wochen an dem Menü, so etwas wird fein säuberlich abgestimmt auf die Wünsche und Gepflogenheiten der Gäste, sagt ein protokoll-erfahrener Beamter. Mit der chinesischen Botschaft in Berlin werde in solchen Fällen penibel geklärt, was der starke Mann aus Peking und seine Frau Peng Liyuan mögen, was sie vertragen, was sie sich vielleicht wünschen und was auf keinen Fall geht.

Da wird das Menü buchstäblich zur Staatsaffäre, und bleibt ebenso geheim: Wer auch immer weiß, was auf die Teller und in die Gläser kommt, der wurde aufs Strengste verdonnert, auf keinen Fall ein Wort zu sagen. In der Regel, so heißt es, versucht man bei solchen Anlässen aber durchaus, regionale Besonderheiten fein aufgepeppt zu reichen. Also wird es vermutlich deutschen Wein geben, aber ob man dem Gast aus China Sauerbraten zumutet, ist eher unwahrscheinlich. Für den jungen Interconti-Chef-Koch Conzen (27), übrigens Sohn des CDU-Bürgermeisters Friedrich Conzen, auf jeden Fall eine aufregende Premiere. Auch die Namensliste der 500 Teilnehmer am Bankett im Souterrain des Hotels ist nicht einsehbar. Fest steht, dass Henkel-Aufsichtsrat-Vorsitzende Simone Bagel-Trah dabei sein wird und Siemens Chef Joe Kaeser. Denn Siemens liefert nicht nur Eisenbahnen nach Russland, sondern auch Kraftwerkstechnik nach China. OB Dirk Elbers hat ebenfalls eine Einladung. Er wird, so ist zu hören, "in der Nähe" des Gastes sitzen.

Im Rathaus hatte man bis vor wenigen Tagen gehofft, Xi werde einen Abstecher in das Rathaus machen, aber das wurde abgelehnt — aus Sicherheitsgründen, so die offizielle Begründung. Aus dem selben Grund wird das Gespräch mit Hannelore Kraft auch nicht in der Staatskanzlei, sondern im Hotel stattfinden: Die Ministerpräsidentin bemüht sich also aus dem Stadttor an die Kö und spricht mit Chinas starkem Mann. Das tut sie übrigens gemeinsam mit Bundeswirtschaftsminister Sigmar Gabriel. Also kein Eintrag ins Goldene Buch der Stadt, aber dennoch ein Gastgeschenk: Beobachter rechnen fest damit, dass Xi womöglich bereits heute in Berlin ankündigt, China werde bald in Düsseldorf ein Generalkonsulat eröffnen. Da die Volksrepublik mit keinem deutschen Bundesland vergleichbar umfassende wirtschaftliche Verknüpfungen hat, gilt das als hoch wahrscheinlich.

Während der Staatspräsident nachmittags nach Duisburg fährt, um dort im Logport den Güterzug aus Chonqging zu empfangen (der 16 Tage unterwegs war!), wird seine Frau Peng Liyuan (eine in China berühmte Sängerin) nach Essen fahren und dort das Burg-Gymnasium besuchen. Der Grund: Ein Chinesisch-Lehrer der Schule ist ein Bekannter der First Lady aus Peking.

Wenn der Tag abends dann ausklingt, Herr Xi und Frau Peng sich zurückziehen, dann werden sie hoch über der Kö in der Präsidenten-Suite logieren — womit dieser Zimmerflucht ihren Namen Ehre macht. Diese Suite ist mit allem ausgestattet, was das Leben nett macht und kostet pro Nacht, je nach vereinbartem Tarif, mehrere tausend Euro. Welche Besonderheiten dort auf den Gast und seine Frau warten, darüber schweigt das Hotel eisern — man bestätigt nicht einmal, dass die Chinesen dort wohnen. Sollte es sie übrigens nach US-Fast-Food gelüsten, müssen sie das Hotel auch nicht verlassen: Die Hamburger in der Bar 59 des Hotels sind legendär.

(cwo)
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