Bestattungen Zahl der Armenbegräbnisse steigt

Düsseldorf · Das Ordnungsamt muss sich immer häufiger um Bestattungen kümmern, weil keine Angehörigen da sind. Mit 585 Fällen wurde 2010 ein neuer Höchstwert erreicht. Ein Grund sind nachlassende familiäre Bindungen.

 Ein Armenbegräbnis auf dem Nordfriedhof. Dort und auf dem Südfriedhof gibt es dafür eigene Grabfelder.

Ein Armenbegräbnis auf dem Nordfriedhof. Dort und auf dem Südfriedhof gibt es dafür eigene Grabfelder.

Foto: Werner Gabriel

Die Zahl der sogenannten Armenbegräbnisse in Düsseldorf nimmt zu. Im vergangenen Jahr hat das Ordnungsamt 585 Menschen bestatten lassen, die keine Angehörigen mehr hatten oder deren Angehörige in den Tagen nach dem Tod nicht auffindbar waren. Das ist ein neuer Höchstwert. Auch in den Vorjahren war die Zahl der Fälle gestiegen. Düsseldorf bestätigt damit einen bundesweiten Trend vor allem in Ballungsräumen.

Die Zunahme hat verschiedene Gründe. Einer ist die gestiegene Lebenserwartung, die häufiger dazu führt, dass Menschen vereinsamt sterben. Ein anderer ist das Nachlassen von familiären Bindungen, meint Ordnungsamtsleiter Michael Zimmermann. "Oft hatten Angehörige seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr zu dem Gestorbenen, weil die Familie auseinander gegangen ist."

Manche weigerten sich dann, sich um das Begräbnis zu kümmern. Auch dann kommt es zu einer ordnungsrechtlichen Bestattung. Das Geld holt sich die Behörde in solchen Fällen aber später zurück, wenn ermittelt wird, dass die Verwandten zahlungspflichtig sind. "In etwa zwei Drittel der Fälle bekommen wir das Geld erstattet", sagt Zimmermann.

Seit mehreren Jahren hat die Stadt einen Vertrag für die Armenbegräbnisse mit dem Bestatter Frankenheim. Wie viel der für eine solche Bestattung erhält, möchte die Behörde nicht veröffentlicht wissen. Nach Angaben des Bundesverbands der Bestatter liegen die Kosten in der Regel zwischen 600 und 1200 Euro — eine von Angehörigen organisierte Beerdigung kostet 5000 bis 7000 Euro. Für die ordnungsrechtlichen Bestattungen gibt es auf dem Nord- und Südfriedhof eigene Grabfelder, auf dem Südfriedhof auch für Bestattungen nach islamischem Ritus. Wenn nichts anderes verfügt wurde, werden die Toten im Holzsarg in der Erde bestattet.

Ihr Namen wird auf dem Grab nicht vermerkt, aber im Verzeichnis bei der Friedhofsverwaltung — falls sich doch noch Angehörige melden. "Das kommt vor, aber leider nicht oft", meint Bestatter Stefan Frankenheim. Er betont, dass die Begräbnisse trotz geringem Budget würdevoll abliefen. Wenn der Gestorbene in der Kirche war, kommt auch ein Pastor, auch wenn er der einzige Gast auf der Beerdigung ist.

Das Sozialamt verzeichnet derweil keinen Anstieg an Beerdigungen, für die es einen Zuschuss geben muss. Rund 420 Mal im Jahr übernimmt das Amt die Kosten, weil Angehörige sie zwar organisieren, aber nicht bezahlen können. Die Höhe des Zuschusses ist mit den Bestattern vereinbart — Extras wie Blumenschmuck gehören nicht dazu. Das Sozialamt zahlt seit 2004 etwa doppelt so viele Bestattungen im Jahr wie früher. Seit diesem Jahr zahlen Krankenkassen kein Sterbegeld mehr.

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