Düsseldorf Zahl der Privatstudenten fast verdreifacht

Düsseldorf · Die Düsseldorfer Privathochschulen verzeichnen einen dramatischen Zulauf: In den vergangenen fünf Jahren ist die Zahl der Studenten um 275 Prozent gestiegen. Das hat eine Umfrage unserer Redaktion ergeben.

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Foto: dpa infografik

Immer mehr Studenten entscheiden sich lieber für ein Studium an einer Privathochschule als an einer staatlichen Universität oder Fachhochschule. So ist die Zahl der Privatstudenten an den Düsseldorfer Hochschulen zwischen 2010 und 2014 von 1764 auf 6606 gestiegen, was einem Plus von 275 Prozent entspricht.

Das hat eine RP-Umfrage unter den Düsseldorfer Hochschulen ergeben, darunter sind die Mediadesign-Hochschule (aktuell 385 Studenten), die AMD-Akademie für Mode und Design (457), die Fliedner-Fachhochschule für Pflege und Gesundheit (720) und die größte Düsseldorfer Privathochschule, die FOM-Hochschule für Ökonomie und Management (3000).

 "Ich studiere an einer Privathochschule, weil ich keine Nummer sein wollte", sagt Katharina Plate, Studentin an der Fliedner-Fachhochschule.

"Ich studiere an einer Privathochschule, weil ich keine Nummer sein wollte", sagt Katharina Plate, Studentin an der Fliedner-Fachhochschule.

Foto: Endermann, Andreas (end)

Landesweit hat sich die Zahl der Privatstudenten im selben Zeitraum "nur" verdoppelt. An den vier staatlichen Hochschulen in Düsseldorf (Heinrich-Heine-Universität, Fachhochschule, Robert-Schumann-Hochschule für Musik, Kunstakademie) ist die Zahl der Studenten nach Angaben des Landesstatistikbetriebs um gut 30 Prozent gestiegen, vor allem zum Start der doppelten Abi-Jahrgänge 2013.

Kleine Arbeitsgruppen, moderne Seminarräume, Professoren aus der Praxis, die nur wenige Studenten betreuen, und Studienfächer wie Computerspiele- und Modedesign, Wirtschaftspsychologie oder Tourismus-Management, die es an staatlichen Hochschulen gar nicht oder kaum gibt: Mit solchen Angeboten punkten private Hochschulen zunehmend bei Abiturienten, aber auch Berufstätigen, die sich neben dem Job weiterqualifizieren wollen und an staatlichen Hochschulen zudem bislang keine Teilzeit-Studienmodelle vorfinden. So ist die Zahl der Studenten an der FOM, die abends und an Wochenenden Seminare anbietet, von 1100 (2010) auf 3000 (2014) gestiegen.

Katharina Plate studiert seit anderthalb Jahren an der Fliedner-Fachhochschule "Bildung und Erziehung in der Kindheit". "Ich bin gelernte Krankenschwester und für mich war aber immer klar, dass dieses auf längere Sicht nicht mein Traumjob ist. Ich wollte immer schon studieren und etwas mit Kindern machen und darauf hin habe ich mich im Internet nach Möglichkeiten umgesehen und bin auf die Fliedner Fachhochschule gekommen, da der Praxisbezug mir sehr wichtig war", sagt die 25-Jährige. Die individuelle, sogar familiäre Betreuung während des Studiums sei ein weiteres Argument gewesen: "Ich wollte nicht irgendeine Nummer sein." Dass man für das Studium rund 350 Euro im Monat Studiengebühren zahlen muss, "könnte von machen Leuten als Nachteil angesehen werden. Für mich selber gibt es keinen Nachteil, da ich mein Studium von meinem Ersparten bezahle und mein Mann mich unterstützt."

Mit rund 6600 Studenten nehmen die Düsseldorfer Privathochschulen, was die Zahl angeht, zwar eine kleine Rolle ein - an der Heine-Uni sind zurzeit 30 000 Studenten eingeschrieben, an der Fachhochhochschule 9000. Doch als Nischenanbieter und Kooperationspartner der Wirtschaft spielen sie eine immer größere Rolle. Das hat der Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft längst erkannt und darauf hingewiesen, dass die Privathochschulen durch ihre Flexibilität und Praxisnähe schneller und gezielter Angebote entwickeln könnten (etwa für Berufstätige ohne Hochschulabschluss oder für die Studienwilligen, die wegen zunehmender Zulassungsbeschränkungen an staatlichen Hochschulen keinen Studienplatz bekommen) und daher von der Politik stärker unterstützt werden sollten. Bislang finanzieren sich die Privathochschulen über Studiengebühren, Stiftungen oder private Geldgeber aus der Wirtschaft.

"Wir sind Vorreiter bei der Entwicklung von Studiengängen, die sich aus den Trends des Arbeitsmarktes ableiten. So haben wir als erste Hochschule auf Bundesebene einen grundständigen Bachelor- Studiengang Medizinischer Assistent für die Chirurgie akkreditiert und angeboten", sagt die Rektorin der Fliedner-FH, Marianne Dierks. Solche Studiengänge seien nachgefragt, "weil mit ihnen die Schaffung von neuen Berufsperspektiven verbunden ist". "Bachelor-Absolventen von Universitäten fühlen sich nur bedingt auf die Arbeitswelt vorbereitet, weil ihnen im Studium der Praxisbezug fehlt. Mit einem dualen Studium wirken wir dem entgegen", sagt Sabine Walther-Eising, Leiterin der Düsseldorfer IUBH-Hochschule.

Auch die geringe Studienabbrecher-Quote spreche für Privathochschulen. "An unserer Europäischen Medien- und Business-Akademie liegt die Quote seit 2007 unter zwei Prozent, an staatlichen deutlich über 30 Prozent", sagt Geschäftsführer Thomas Dittrich.

(RP)
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