Düsseldorfer Suppenhersteller Zamek will sechs Millionen von Konkurrent Tamek

Düsseldorf · Der insolvente Suppenhersteller Zamek kämpft vor Gericht gegen eine türkische Firma Tamek um seine Markenrechte.

Zamek meldet Insolvenz an - das sagen Mitarbeiter in Düsseldorf
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Zamek meldet Insolvenz an - das sagen Mitarbeiter in Düsseldorf

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Wer in türkischen Supermärkten auf der Suche nach einer Fertigsuppe ist, kommt an den Produkten der Marke Tamek nicht vorbei. Fast jeder türkische Konsument kennt Tamek, der Konzern stellt neben Suppen auch Säfte und Ketchup her. Die Eigentümer des Familienunternehmens sind stets in der Liste der 100 reichsten Türken zu finden. Doch Tamek-Suppen, hört sich das nicht an wie Zamek-Suppen?

So denkt man bei dem inzwischen Düsseldorfer Suppenproduzenten seit Jahrzehnten. Ein Plagiat, so viel steht fest, ist der türkische Zwilling nicht. Aber doch verdammt nah dran. Das Düsseldorfer Unternehmen ist 82 Jahre alt, der Istanbuler Konkurrent Tamek erst 59 Jahre. Und weil nach europäischem Duktus derjenige mit den älteren Rechten den Namen führen darf, einigte man sich bereits im Jahr 1977 auf einen so genannten Abgrenzungsvertrag. Zwischen Tamek und Zamek wurde praktisch die Welt aufgeteilt. In der damaligen Europäischen Gemeinschaft darf Zamek seine Produkte unter diesem Namen verkaufen. In anderen Märkten, vor allem in der Türkei, verkauft Tamek seine Suppen und Fertiggerichte.

Doch die Türken hielten sich in den vergangenen Jahren nicht mehr an die Abmachung. So heißt es im Wertpapierprospekt der 2012 emittierten Zamek-Anleihe: "Durch verschiedene Testkäufe hat die Klägerin bereits mehrere Groß- und eine Vielzahl von Einzelhändlern ermittelt, die die Produkte der Beklagten unter der Marke ,Tamek' entgegen der Abgrenzungsvereinbarung vertrieben haben." Zamek verklagte die Händler auf Unterlassung. Und Zamek klagte gegen Tamek.

"Das Verfahren läuft noch am Düsseldorfer Oberlandesgericht und unsere Anwälte sind zuversichtlich, dass wir es auch gewinnen werden", sagte Zamek-Sanierungsgeschäftsführer Wolf von der Fecht gestern im Gespräch mit der Rheinischen Post. Laut der Bilanz für 2013 erhebt Zamek eine Art Schadenersatz-Forderung von sechs Millionen Euro gegen Tamek. Diese wurde bilanziert, obwohl der Prozessausgang ungewiss ist. "Ich kann mich zu der Bewertung der Forderung nicht äußern, da ich erst seit Februar im Unternehmen bin", sagt Sanierungsvorstand von der Fecht.

Fest steht, nach deutschem Handelsrecht wäre die Bilanzierung einer Forderung, deren Begleichung wegen des ungewissen Prozessausgangs unsicher ist, illegal gewesen. Doch Zamek hat zuletzt nach dem internationalen Rechnungslegungsstandard IFRS bilanziert. Und der erlaubt die Aktivierung unsicherer Forderungen, wenn man die entsprechenden Risiken erläutert. An der Insolvenz dürften die sechs Millionen Euro ohnehin nichts geändert haben. Zuletzt schrieb Zamek fast elf Millionen Euro Verlust.

Jetzt soll Zamek in einer "Insolvenz in Eigenregie" saniert werden. Experten bescheinigen dem traditionsreichen Unternehmen gute Chancen. Doch für eine erfolgreiche Sanierung ist der Prozessausgang auch ungeachtet der Sechs-Millionen-Forderung wichtig. "Die Marke ist das wertvollste, was Zamek hat. Diese muss verteidigt werden", sagt Anwalt Julius Reiter, der viele Gläubiger von Zamek vertritt.

Woher die Ähnlichkeit von Tamek und Zamek kommt, ist unklar. Laut der türkischen Internetseite von Tamek war jedenfalls ein Deutscher bei der Gründung mit im Boot, stieg dann aber aus. Wie er hieß, steht nicht auf der Internetseite.

(ape)
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