Gastwirt wegen achtfachen Mordversuchs vor Gericht Zeuge: Amokfahrer zeigte keine Reue

Düsseldorf (ddp). Rund neun Monate nach der Amokfahrt eines Gastwirts in Pempelfort mit zahlreichen Verletzten hat am Dienstag der Prozess gegen den 64-jährigen Gerd F. begonnen. Nach der Zeugenaussage eines Polizisten zeigte der Angeklagte nach der Tat keinerlei Reue.

Amok-Fahrt in Pempelfort
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Foto: AP

Die Staatsanwaltschaft wirft dem 64-Jährigen Mordversuch in acht Fällen sowie gefährliche Körperverletzung vor. Staatsanwalt Ralf Herrenbrück erklärte, der Angeklagte habe die Tötung von Menschen billigend in Kauf genommen, als er stark angetrunken mit seinem Sportwagen in zwei Düsseldorfer Straßencafés gerast war. Gerd F wollte sich vor Gericht zunächst nicht äußern. Er hatte vor Prozessbeginn gesagt, dass er sich die Tat nicht erklären könne.

Als erster Zeuge sagte ein Polizeikommissar aus, der am 21. Juni 2003 als erster zum Tatort an der Schwerinstraße in Pempelfort gekommen war. In einer ersten Vernehmung habe sich der Amokfahrer zunächst nach der Zahl der Toten und Verletzten erkundigt, sagte der Polizist. Am Tatort habe es "wie auf einem Schlachtfeld", ausgesehen, erinnerte sich der Zeuge. Auf der kleinen Straße im Düsseldorfer Stadtteil Derendorf hätten überall Passanten am Boden gelegen, viele Menschen hätten vor Angst geschrien.

Der Gastwirt habe jedoch nicht bedrückt gewirkt, sondern ein leichtes Lächeln im Gesicht gehabt. Er habe eine starke Alkoholfahne gehabt. Untersuchungen zufolge war der Mann mit einem Blutalkoholwert zwischen 1,9 und 2,1 Promille unterwegs gewesen.

Es drohen bis zu 15 Jahre Haft

Nach der Amokfahrt hatte der Gerd F. seinem Haftrichter erklärt, er habe am Tattag einen alkoholbedingten "völligen Aussetzer" gehabt. Der 64-Jährige war Inhaber der nur wenige Meter entfernt vom Tatort gelegenen Kneipe "Faßbar". Laut Staatsanwaltschaft lief das Geschäft damals sehr schlecht. Der Amokfahrer sei "am Rande des persönlichen Ruins" und zudem mit erheblichen Steuernachforderungen und privaten Problemen mit seiner um 33 Jahre jüngeren Lebensgefährtin belastet, hatte es nach der Tat geheißen.

Das Düsseldorfer Landgericht will insgesamt 74 Zeugen anhören, zwei Gutachter sollen die Schuldfähigkeit des Gastwirtes beurteilen. Nach Auffassung der Staatsanwaltschaft hatte der 64-Jährige, der zum Tatzeitpunkt stark alkoholabhängig war, die Amokfahrt im Zustand verminderter Schuldfähigkeit begangen. Im Fall eines Schuldspruches drohen dem Mann zwischen drei und 15 Jahre Haft wegen versuchten Mordes. Für den Prozess sind elf Verhandlungstage angesetzt. Mit einem Urteil wird nicht vor Mitte Mai gerechnet.

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