Zoo Wuppertal Benrather Ärzteteam operiert Orang-Utan-Dame

Düsseldorf/Wuppertal · Ungewöhnlicher Einsatz für Chirurgen des Sana-Krankenhauses in Düsseldorf-Benrath: Am Samstag entfernten sie einen großen Tumor. Allerdings nicht wie sonst bei Menschen, sondern bei einer Orang-Utan-Dame namens Cheemo im Zoo in Wuppertal.

 Cheemo bekam am Samstag eine Chefarztbehandlung - im Zoo.

Cheemo bekam am Samstag eine Chefarztbehandlung - im Zoo.

Foto: Dietrich Kranz

40 Jahre ist Cheemo alt und damit schon im reiferen Alter für einen Orang-Utan. Vor einigen Wochen fiel den Pflegern auf, dass die mehrfache Mutter unregelmäßige Monatsblutungen hatte. "Das war uns nicht geheuer", erzählt Arne Lawrenz, Tierarzt und Direktor des Zoos in Wuppertal.

Doch Diagnostik ist bei Primaten gar nicht so einfach - denn sie halten nicht still, wenn man sie durchleuchten will. Für Ultraschall- und Röntgenaufnahmen musste Cheemo deshalb betäubt werden. Bei der Untersuchung erhärtete sich der Verdacht: Die Veterinäre fanden einen großen Tumor an der Gebärmutter des Tiers.

 Derzeit ist Cheemo noch in einem Extra-Gehege, bis sie wieder gesund ist.

Derzeit ist Cheemo noch in einem Extra-Gehege, bis sie wieder gesund ist.

Foto: Dietrich Kranz

Normalerweise werden solche Erkrankungen bei Wildtieren erst spät oder gar nicht gefunden. "Die sind eben nicht so wehleidig wie wir und zeigen erst spät, dass es ihnen schlecht geht", sagt Lawrenz. Klar, wer in der Wildnis Schwäche zeigt, macht sich zum Opfer von Artgenossen und Fressfeinden. Weil selten Tiere mit großen Tumoren diagnostiziert werden, haben Tierärzte wenig Erfahrung mit solchen großen Operationen.

Die Anatomie von Primaten ist der menschlichen aber sehr ähnlich. Deswegen holte Arne Lawrenz seinen Freund Claus Franke ins Boot. Er ist Chefarzt am Sana-Krankenhaus in Düsseldorf-Benrath - und glücklicherweise Facharzt für Bauchchirurgie. Zusammen haben sie schon einmal an einem Affen operiert. Die Operation am Samstag im Wuppertaler Zoo war aber aus verschiedenen Gründen etwa besonderes für die Ärzte.

Damit Cheemo nicht weit reisen muss und schnell wieder in ihr Gehege kann, wurde die Futterküche des Affenhauses zum Operationssaal. Völlig steril ist so ein Raum natürlich nicht - laut Professor Franke ist das bei Affen aber auch weniger entscheidend. Für die OP wurde Cheemo zunächst von einer Tierärztin betäubt - das passiert mit einem Pfeil aus dem Blasrohr oder eine Druckluftpistole. Anschließend musste dann ein Anästhesie-Profi ran: Dazu hatte Claus Franke seinen Kollegen Dr. Hubert Parys mitgebracht.

In einer etwa zweistündigen Operation entfernten Chefarzt Dr. Franke, der einen Oberarzt und eine OP-Schwester aus dem Sana-Krankenhaus mitgebracht hatte, einen handballgroßen Tumor. Anschließend schlossen sie die Wunde. "Ein Affe ist nicht schwerer zu operieren als ein Mensch", sagt Franke. "Ein Unterschied ist aber, dass man die Wunde gut zunähen muss." Beim Menschen würde man so wenig Klammern wie möglich verwenden. Ein Tier lasse aber nicht zwingend die Pfoten von der Naht. "Wir passen jetzt ganz genau auf, dass Cheemo sich nicht selbst die Fäden zieht", sagt Zoodirektor Lawrenz. Deswegen ist die Orang-Utan-Dame auch noch von ihren Artgenossen getrennt.

Ungewöhnlich war auch, dass die OP nicht hinter verschlossenen Türen stattfand, sondern während des laufenden Betriebs. Reguläre Zoobesucher wurden beim Betreten des Affenhauses darauf hingewiesen, dass sie eventuell Zeuge der Operation werden. Laut Arne Lawrenz waren die Reaktionen durchweg positiv. "Uns ist diese Transparenz wichtig", sagt der Zoodirektor. "Krankheit und Tod gehören eben auch zu einem Tierleben dazu." Ein Besucher griff die Operation auch in seinem Blog auf, inklusive Fotos.

Sowohl Humanmediziner wie Veterinär sind nach der OP sehr zufrieden - Claus Franke über eine interessante Erfahrung, Arne Lawrenz über den guten Verlauf. "Es ist wirklich toll, dass ein Fachmann hier seine Freizeit für die Gesundheit eines unserer Tiere opfert", sagt er. Cheemo wird jetzt weiter beobachtet. Der Zoodirektor rechnet damit, dass sie in 14 Tagen wieder fit ist.

(hpaw)
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