Düsseldorf Zündelnder Obdachloser erhält Bewährungsstrafe

Düsseldorf · "Mein Leben ist ruiniert", sagte ein 44-jähriger Angeklagter am Montag vor dem Amtsgericht. Als er bei der monatelangen Suche nach einer Bleibe beim Amt für soziale Sicherung scheiterte, hat er Ende 2015 aus benzingefüllten Bierflaschen am Oberbilker Markt drei Molotow-Cocktails gebastelt und gegen die Haustür des Amts-Büros geschleudert.

Nur ein Brandsatz zündete, war schnell wieder ausgetreten. Das Amtsgericht verurteilte den alkoholkranken Frührentner zu anderthalb Jahren Haft, ausgesetzt auf Bewährung.

"Was er braucht, ist Zuwendung", meinte ein Gutachter zur Verfassung des Angeklagten. Dabei ist der 44-Jährige meist bockig, weist Hilfsangebote zurück oder bringt sich mit aggressivem Auftreten unter Alkoholeinfluss bei städtischen Hilfestellen selbst um jede Chance. Davon berichtete ein Mitarbeiter des Amtes für soziale Sicherung als Zeuge. Der Angeklagte sieht das anders. Um vor dem Winter den Umzug in eine feste Bleibe zu schaffen, habe man ihn "von A nach B geschickt, dann nach C, nach D - und zurück nach A", klagte er am Montag.

Ohne eigene Schuld habe er 2009 als Bauarbeiter einen Arbeitsunfall erlitten, sei zweimal an dem Bandscheibenvorfall operiert worden. Um die Schmerzen zu ertragen, habe er "täglich viel zu viel Alkohol getrunken". Dass er in ohnmächtiger Wut die Brandsätze gegen das Stadt-Büro geschleudert habe, "weiß ich nicht mehr", blockte er ab.

Der Gutachter sprach von "einer einzigen Weltanklage" dieses 44-Jährigen, der wegen seiner psychischen Verfassung aber wohl nur eingeschränkt schuldfähig war. Dass der Mann künftig bei einer Schwester in Viersen wohnen darf, nannte der Experte eine "optimale Lösung". Dem folgte das Gericht, machte dem Angeklagten aber zur Auflage, dass er eine ambulante Alkohol-Therapie antritt.

(wuk)
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