Serie Macher Vom Rhein Zwei Karrierefrauen am Basteltisch

Düsseldorf · Johanna Krahe und Nicole Hörterer gründeten vor einem Jahr ein Unternehmen. Sie entwerfen besondere Schachteln, um Platz für zeitlose Erinnerungen zu schaffen.

 Erinnerungsstücke an besondere Ereignisse können in den gestylten Schachteln einen schönen Aufbewahrungsort bekommen - auf dieses Konzept setzen Nicole Hörterer (l.) und Joanna Krahe.

Erinnerungsstücke an besondere Ereignisse können in den gestylten Schachteln einen schönen Aufbewahrungsort bekommen - auf dieses Konzept setzen Nicole Hörterer (l.) und Joanna Krahe.

Foto: Anne Orthen

Sie haben sich vor zwölf Jahren bei der Geburtsvorbereitung in Düsseldorf kennengelernt. Seitdem verbindet Joanna Krahe und Nicole Hörterer (beide 45) eine Freundschaft, die seit gut einem Jahr noch intensiver ist. Denn seit November 2015 sind die Frauen auch Geschäftspartnerinnen.

Joanna Krahe kann man getrost eine Weltenbummlerin nennen. Als Kind eines deutschen Vaters und einer britischen Mutter wurde sie in Afrika geboren, wuchs in Deutschland und England auf und studierte in Australien. Mit 23 Jahren kehrte sie nach Düsseldorf zurück, arbeitete erst an der Börse, später als Wertpapierhändlerin bei der WestLB. Auch Nicole Hörterer ist eine Karrierefrau. Sie wurde in Süddeutschland geboren und studierte BWL, danach arbeitete sie bei Kosmetikunternehmen in Köln und Düsseldorf im Bereich Marketing und Management. Beide Frauen sind heute zweifache Mütter und haben ihre Berufstätigkeit für die Kinder zunächst aufgegeben. Doch seit gut einem Jahr sind sie gewissermaßen wieder mittendrin.

"Wir haben schon länger mit dem Gedanken gespielt, ein eigenes Unternehmen zu gründen. Wir wollten unsere Kreativität und berufliche Erfahrung mit etwas Handwerklichem verbinden - so kamen wir auf die Idee, hochwertige Erinnerungsboxen zu entwerfen", sagt Joanna Krahe, sozusagen eine Deluxe-Version des Schuhkartons, der von vielen zum Aufheben von Fotos und Erinnerungsstücken genutzt wird.

Im März 2016 war der erste Prototyp fertig, auch der Name ihres Unternehmens "Memoryboxx" stand fest und eine Internetseite ging online. Jede Box sei echte Düsseldorfer Handarbeit und damit ein Unikat, sagt Nicole Hörterer. Das Produkt besteht aus einer 32 x 10 x 26 Zentimeter großen Box aus Hartkarton, bezogen mit englischem Bibliotheksleinen von einer Düsseldorfer Buchbinderin. Innen finden sich vier weitere Boxen, ebenfalls einzeln ausgestanzt und mit Leinen bezogen. Zusätzlich liegt jeder Kiste ein Fotoalbum bei sowie ein Kartenset mit Fragen zu verschiedenen Anlässen wie Geburt, Taufe, Kommunion, Hochzeit oder Weihnachten. Die Kunden können über die Farbe der insgesamt fünf Boxen entscheiden, ein Datum oder einen Namen in den Karton prägen lassen und sich ein Kartenset aussuchen.

Wenn eine Box erst einmal gestaltet ist, füllen die Kunden sie mit Erinnerungen wie Fotos, Briefen, Urkunden oder Gegenständen, die zu dem gewählten Anlass passen, erklärt Krahe. Viele Kunden haben sie noch nicht. In der heutigen Konsumgesellschaft legten nur noch wenige Menschen Wert auf Handwerk mit Qualität, sagen die Unternehmerinnen. Doch durch die Digitalisierung verlören Erinnerungsstücke an Wert. "Ein vergilbtes Foto aus einer 30 Jahre alten Box zu nehmen, das ist aber doch etwas Anderes, als über die Foto-App auf dem iPad zu wischen", sagt Hörterer.

Doch diese Besinnung auf Qualität, Handarbeit und Einzelstücke statt Massenware, ist ein Luxus, den sich wohl eher gut Betuchte leisten werde. Eine komplette Box kostet knapp 140 Euro. Die Idee der beiden Frauen scheint bei einigen trotzdem ganz gut anzukommen. Seit März haben sie schon mehr als 30 Boxen verkauft, meist jedoch an Freunde, Bekannte und Verwandte, wie sie einräumen. Ihr Ziel sei es erst einmal, die Startkosten zu decken, danach lasse sich auch über langfristige Gewinne spekulieren.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort