Duisburg 150 Jahre im Dienste der Menschlichkeit

Duisburg · Am 2. Juli feiert der Kreisverband Duisburg des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) sein 150-jähriges Bestehen mit einem großen Familienfest. Die Grundsätze sind nach wie vor die gleichen, trotzdem hat sich viel verändert.

 Alltagshelden und Superhelden vereint. Captain America, Iron Man, Antman und weitere Superhelden warten am 2. Juli beim Familienfest auf ihre Fans.

Alltagshelden und Superhelden vereint. Captain America, Iron Man, Antman und weitere Superhelden warten am 2. Juli beim Familienfest auf ihre Fans.

Foto: DRK

Menschen helfen und Leben retten - dafür steht das Deutsche Rote Kreuz. Und das bereits seit 150 Jahren. Am 2. Juli 1866 fand die Tagung zur "Gründung eines Lokalvereins zur Pflege erkrankter und verwundeter Krieger" statt, zu dem der damalige Bürgermeister der Stadt Ruhrort, Wilhelm Weinhagen, aufgerufen hatte - der Anfang für den Kreisverband Duisburg des DRK war gemacht. "Aus einem üblen Ereignis, dem Krieg, ist eine Basis geschaffen worden, um zu helfen", sagt Ingo Schunke, Kreisgeschäftsführer des DRK.

 Das DRK hat auch tierische Freunde und Unterstützer.

Das DRK hat auch tierische Freunde und Unterstützer.

Foto: Frank Reinhold

Seitdem hat sich viel verändert. Zwar sind die sieben Grundsätze - Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität - die selben geblieben, doch die Bedingungen haben sich grundlegend geändert. Von der Kleidung über den Transport bis hin zur Ausstattung. "Das nicht sterile Stück Leinstoff als Verband ist dem bedampften High-Tech-Pflaster gewichen", sagt Schunke. Auch die Kleidung des DRK sei hochmodern. "Früher arbeitete man noch mit steifen Hüten und Jacken, die an die Militäruniform angepasst waren. Heute haben wir modernste Materialien." Wahrscheinlich eine der wichtigsten Neuerungen sind die Transportmöglichkeiten. Menschen, die vor 150 Jahren mit der Pferdekutsche oder dem Handkarren ins Hospital gerollt wurden, können heute im Rettungswagen bereits auf dem Weg ins Krankenhaus versorgt werden. Eine "fünf Tonnen schwere, fahrende Intensivstation" nennt Schunke das 150.000 bis 200.000 Euro teure Gefährt. "Mit so einem RTW können wir Menschenleben retten, wo man vor 150 Jahren nur noch den Priester geholt hätte."

 Nur sechs Jahre ist ein Rettungswagen im Einsatz. Dadurch, dass er 24 Stunden in Gebrauch ist und nur "Vollgas" oder "Bremsen" kennt, ist er schnell abgenutzt.

Nur sechs Jahre ist ein Rettungswagen im Einsatz. Dadurch, dass er 24 Stunden in Gebrauch ist und nur "Vollgas" oder "Bremsen" kennt, ist er schnell abgenutzt.

Foto: Frank Reinhold

Wo früher ausschließlich Leben gerettet wurden, geht es heute noch ein Stückchen weiter. Die Betreuung beispielsweise, spielt eine große Rolle beim DRK. So gibt es die Heilpädagogische Kindertagesstätte in Buchholz und die Heilpädagogisch-integrative Kindertagesstätte in Beeckerwerth, in der Kinder mit und ohne Behinderung gemeinsam leben und lernen. "Wir bieten dort neben interdisziplinärer Betreuung auch eine einwöchige Reise für die Kinder nach Holland an", erzählt Schunke. Eine Reise, die für Kinder und ihre daheimgebliebenen Eltern gleichermaßen von Bedeutung sei. "Eltern mit schwerstmehrfachbehinderten Kindern haben so auch mal die Möglichkeit durchzuatmen, und die Kinder erleben etwas ganz eigenständig." Aber auch Flüchtlingsberatung, Angebote für Senioren wie etwa ein Hausnotruf, Essen auf Rädern, Ambulante Pflege, Tagespflege und Begegnungsstätten oder Kinder- und Familienhilfe deckt das DRK ab.

Möglich machen diese Hilfe schon immer Menschen, die Zeit, Geld und Energie investieren, um anderen zu helfen. "Ohne sie wäre es gar nicht möglich, diese Arbeit zu leisten", sagt der Kreisgeschäftsführer. Rund 6000 Fördermitglieder hat der Wohlfahrtsverband. Sie finanzieren im Wesentlichen die Arbeit. 300 Hauptamtliche Mitarbeiter hat der Kreisverband Duisburg und 350 bis 400 ehrenamtliche Helfer. Ein Segen, nicht nur für die, denen geholfen wird. "Für unsere Mitarbeiter ist das oft eine wirkliche Win-win-Situation. Denn wenn das DRK etwas macht, müssen sich Leute an einem realen Ort treffen, es gibt also eine soziale Gesellschaft. Man arbeitet mit, für und unter Menschen." Die Arbeit sei für viele eine persönliche Lebenswegperspektive, sie fänden dadurch Orientierung im Leben und könnten Freundschaft knüpfen. Neben einer guten Ausbildung, bei der sie etwas fürs Leben lernen, bekommen die Helfer also auch Zugang zu einer Gemeinschaft.

Dennoch, in einer Zeit, in der sich kaum noch einer festlegen möchte und in der für vieles eine Gegenleistung verlangt wird, wird es zunehmend schwieriger, Menschen für den ehrenamtlichen Dienst zu gewinnen. "Es ist ein harter Konkurrenzkampf bei so vielen Hilfsorganisationen", sagt Schunke. Auch die Zivildienstleistenden und Ersatzdienstler fallen weg - ein zusätzlicher Verlust von Helfern und Arbeitskräften, obwohl gleichzeitig immer mehr Menschen gebraucht werden.

Ein Problem, das das DRK zu lösen versucht, indem es auch hier mit der Zeit geht: "Wir versuchen Kooperationspartner zu finden, damit eine Mitgliedschaft attraktiver wird." Da kommt die Frage auf, was am Ende attraktiver sein kann, als einem anderen Menschen aufrichtig geholfen zu haben.

(RP)
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