Duisburg 15.900 altengerechte Wohnungen fehlen

Duisburg · Etwa 12.000 leerstehende Wohnungen, ein enormer Mangel an seniorengerechtem Wohnraum und eine immer größere werdende Kluft zwischen Immobilien des oberen und unteren Segments: Das sind drei wesentliche Punkte, die die Wohnungslage in Duisburg beschreiben.

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Wie eine Studie des Bundesbauministeriums (liegt der "Welt" vor) zeigt, werden Wohnungsleerstände zu einem bundesweitem Problem. Bedingt durch Abwanderung, Arbeitslosigkeit und Überalterung stehen immer mehr Wohnungen leer. In der Folge sinken die Mieten und die Einnahmen der Stadt. Für Duisburg ein bekanntes Thema.

"Wir haben etwa fünf bis sechs Prozent Leerstand", sagt Axel Quester. "Wobei die Wohnraumqualität eigentlich das viel größere Problem darstellt", meint der Geschäftsführer der Armin Quester Immobilien GmbH. Viele Wohnungen seien einfach schlichtweg nicht mehr bewohnbar. Daher ging es nicht darum, "tausende neue Wohnungen zu bauen", sondern eher darum vorhandenen Wohnraum barrierefrei zu gestalten.

"Kahlschlag" statt Sanierung

Die Maßnahmen, die derzeit in Marxloh und Bruckhausen ergriffen werden, bezeichnete der Immobilien-Experte dennoch als "sinnvoll", da es vor allem um den Raum zwischen Industrie und Wohngebiet gehe. Derzeit werden in Marxloh und Bruckhausen leerstehende Gebäude abgerissen statt saniert. Es soll ein grüner Wall entstehen, der Grüngürtel Nord, der die Wohnbebauung vom Straßen- und Industrielärm abschirmen soll. Beginnend am Marxloher Schwelgernstadion zieht sich der künftige Schutzwall rüber nach Bruckhausen und weiter bis an die Grenze von Beeck. In weiten Teilen wird er parallel zur Kaiser-Wilhelm-Straße verlaufen.

Grund für diesen "Kahlschlag" ist, dass gerade in Bruckhausen mit bis zu 40 Prozent der Leerstand außerordentlich groß war und dass sich dort soziale Probleme in einer Menge wie in keinem anderen Duisburger Stadtteil konzentrierten. Wohl auch ein Grund, warum die Mieten im Vergleich zum Stadtdurchschnitt eher gering sind. So kosteten Wohnungen von "einfacher Qualität" in Marxloh, das heißt Wohnungen, die durch starke Geräuschs-, Geruchs- oder Staubbelästigung beeinträchtigt sind, durchschnittlich 3,50 Euro pro Quadratmeter. Etwa das Doppelte wird in den Stadtteilen Baerl und Großenbaum-Rahm fällig. Das geht aus dem 2012 veröffentlichtem LEG-Wohnungsmarktreport NRW hervor.

Ebenso wird die Kluft zwischen Eigentumswohnungen aus den oberen und unteren Marktsegmenten immer größer. Stiegen die Preise für Wohnungen des oberen Marktsegments um 2,3 Prozent, sind die Preise für Wohnungen am unteren Ende der Preisskala um 5,1 Prozent gesunken.

15.900 altengerechte Wohnungen fehlen

Auf ein weiteres Problem macht eine aktuelle Studie ("Wohnen 65plus") des Regionaldaten-Instituts Pestel aufmerksam. Demnach werden in Duisburg in den kommenden Jahren rund 15.900 altengerechte Wohnungen fehlen. Auf Grundlage der neuen Zensus-Zahlen sollen im Jahr 2035 in Duisburg rund 123.210 Menschen älter als 65 Jahre sein, so die Prognose der Studie. Das wären rund 20 Prozent mehr als heute. "Bei dieser Entwicklung wird es höchste Zeit, barrierearme Wohnungen für Senioren zu schaffen. Ziel muss es sein, die älteren Menschen so lange wie möglich in ihren eigenen vier Wänden wohnen zu lassen", sagt Studienleiter Matthias Günther.

"Für den Bau barrierefreier Wohnungen gab es in Duisburg zuletzt Förderungen in Höhe von neun Millionen Euro", erklärte Helmut Baumgart, Abteilungsleiter im Wohnungsamt, zuletzt im Gespräch mit unserer Redaktion. Wenn sich etwas bei Neubauten bewege, dann vor allem bei kleineren und seniorengerechten Wohnungen.

Als Alternative bleibt oft nur der Umzug in ein Pflegeheim. Doch genau das wollen viele Ältere nicht — oder können es schlicht nicht bezahlen.

(sgo)
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