Duisburg 27. Musikpreis an Ex-GMD Bruno Weil

Duisburg · Gestern wurde die Auszeichnung in Verbindung mit der Köhler-Osbahr-Stiftung übergeben.

 Duisburgs Oberbügermeister Sören Link (li.) gratuliert dem Musikpreisträger Bruno Weil (Mitte). Blumen gab es von Laudator Professor Michael Kaufmann.

Duisburgs Oberbügermeister Sören Link (li.) gratuliert dem Musikpreisträger Bruno Weil (Mitte). Blumen gab es von Laudator Professor Michael Kaufmann.

Foto: Christoph Reichwein

Bruno Weils eher spröder Charme passt gut zum Ruhrgebiet, er ist ein sanfter Aufklärer über einfache Wahrheiten wie die, dass es im 18. Jahrhundert den Begriff "Interpretation" noch gar nicht gab, und sein unaufdringlicher Einsatz für eine historisch informierte Aufführungspraxis auch und gerade bei einem ganz "normalen" Sinfonieorchester brachte ihn von Duisburg aus in die Weltklasse. So formulierte es gestern im Großen Saal im Theater der Laudator Prof. Michael Kaufmann, Intendant der Deutschen Staatsphilharmonie Rheinland-Pfalz und bis 2012 als Intendant der Essener Philharmonie ein Weggefährte von Weil, der dort gefeierte Konzerte mit dem von ihm geretteten Originalklangensemble "Cappella Coloniensis" gab. Kaufmann: "In einem Spielzeitbuch hat er einmal ganz nüchtern die verbesserte Spielkultur der Duisburger Philharmoniker bilanziert. Für so wenig Enthusiasmus würde man als Kölner oder Düsseldorfer GMD sofort gefeuert!"

Der Dirigent Bruno Weil, geboren 1949, war von 1994 bis 2002 Duisburgs Generalmusikdirektor. Der Musikpreis der Stadt Duisburg in Verbindung mit der Köhler-Osbahr-Stiftung wird seit 1990 vergeben. Weil freute sich gestern, dass die Duisburger Philharmoniker den Musikpreis vor ihm erhalten haben, vor drei Jahren war das, "denn ohne sie würde ich hier nicht nicht stehen." Er zitierte in seinen Dankesworten die Inschrift von Ludwig van Beethoven auf dem Manuskript der "Missa solemnis": "Von Herzen - möge es zu Herzen gehen". Das sei für ihn der Urgrund aller Musik, so solle es sein, und das habe er beim Duisburger Publikum wechselseitig immer bemerkt, "ja - ein Dirigent spürt das auch im Rücken!" In einem Philharmonischen Konzert im Frühjahr 2017 in der Philharmonie Mercatorhalle wird er vor allem jene Sinfonie Nr. 2 c-Moll von Anton Bruckner dirigieren, die auch fast ein Vierteljahrhundert zuvor auf dem Programm seines allerersten Konzerts mit diesem Orchester stand, nach eigener Aussage "weil ich sie jetzt kann".

Gestern gab es natürlich auch eine musikalische Umrahmung. Es spielte ein Streichquartett der Duisburger Philharmoniker mit Siegfried Rivinius und Tonio Schibel (Violine), Karla Rivinius (Viola) und Fulbert Slencka (Violoncello). Es erklangen überwiegend heitere Sätze von Engelbert Humperdinck, Weils "Hausgott" Joseph Haydn und dem 16-jährigen Richard Strauss. Weil kommentierte, in dem langsamen Satz von Haydn, so großartig aufgeführt, stecke schon sein ganzer Dank. Kunst, Musik und Wissenschaft, wie sie die Köhler-Osbahr-Stiftung fördert, seien die größte Annäherung an das Göttliche.

(hod)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort