Duisburg 300 jugendliche Intensivtäter in Duisburg
Duisburg · Die steigende Zahl der Gewaltdelikte, das Ausmaß der Gewalt und die Zahl der Intensivtäter, Respektlosigkeit Älteren – auch Polizeibeamten – gegenüber: "Das sind völlig neue Aspekte der Jugendkriminalität", sagt ein Jugendrichter
Die steigende Zahl der Gewaltdelikte, das Ausmaß der Gewalt und die Zahl der Intensivtäter, Respektlosigkeit Älteren — auch Polizeibeamten — gegenüber: "Das sind völlig neue Aspekte der Jugendkriminalität", sagt ein Jugendrichter
"Und es sind ganz andere Täter als die Mofafrisierer, Schwarzfahrer oder Parfüm klauenden Mädchen, die es immer schon gab", betonte der Duisburger Jugendrichter Volker Schmidt-Hölsken jetzt bei seinem Vortrag, zu dem der Lions Club Duisburg Landschaftspark ins Grand City Hotel Duisburger Hof geladen hatte.
In Duisburg gelten rund 300 junge Menschen zwischen 14 bis 17 Jahren als Intensivtäter, die mindestens fünf Straftaten innerhalb eines Jahres begangen haben. Der größte Teil der Straftaten würde aus Neid begangen, meinte der Jurist, der seit zehn Jahren im Jugendrechtsbereich arbeitet. Das "Abziehen", wie es im Täterjargon beschönigend heißt, ist juristisch gesehen räuberische Erpressung und diene dazu, in der Clique materiell mithalten zu können. Jugendliche Delinquenten gebe es in allen Bevölkerungsgruppen. Täter schwerer Vergehen kämen allerdings meist aus armen, bildungsfernen Haushalten, seien zu zwei Dritteln männlich und 70 Prozent hätten einen Migrationshintergrund.
Schwere Lebensbedingungen
Die Religion an sich spiele jedoch keine Rolle. Bildung und Eltern, die sich um ihre Sprösslinge kümmern, seien in der Bekämpfung von Jugendkriminalität das A und O. Darin waren sich die Teilnehmer der anschließenden Podiumsdiskussion, Duisburgs Jugendamtsleiter Thomas Krützberg, die Ex-Streetworkerin und ehemalige Integrationsbeauftragte der Stadt, Nele Kartal, sowie der stellvertretende Rektor des Steinbart-Gymnasiums, Michael Euteneuer, einig. Dabei betonten Krützberg und Kartal, wie wichtig ein differenzierter Blick auf das Thema sei. "Wenn es für Marxloh heißt, dass 70 Prozent der jugendlichen Straftäter aus Migrantenfamilien kommen, muss man bedenken, dass dort der Prozentsatz der Migranten insgesamt sehr hoch ist", so Krützberg. Kartal machte auch die Lebensbedingungen einiger Familien für das Problem verantwortlich. Sie forderte ein ganzheitliches Konzept, das die Eltern durch Sprach- und Ernährungskurse mit einbezieht und ein verbessertes Angebot an Bildungseinrichtungen biete. "Wissen Sie, wie viele Bibliotheken oder Kinderärzte es in Hochfeld und Marxloh gibt? Keine", so Kartal. Als konkrete Maßnahmen verwies Krützberg auf Hochheide.
Jugendtreffpunkt
Dort wurde der Anführer einer Gruppe zum Streitschlichter ausgebildet, eine Wohnung vom Amt angemietet, um vor Ort zu beraten, und die Jugendlichen erhielten einen Treffpunkt abseits des Marktplatzes. Der bestehe nur aus ein paar Bänken unter einem Dach. Genau für die Jugendlichen gedacht, die sonst in keinen Jugendtreff gingen, da sie sich nicht an die dortigen Regeln halten wollten.
Programm Acht bis 15 durch besonders brutale Gewalt aufgefallene Mehrfachtäter arbeiten in einem Programm u. a. an Kontakten zwischen Tätern und Opfern. Das Duisburger Jugendamt, Staatsanwaltschaft, Gericht und Polizei führten es bundesweit mit als erste ein.